0063 - Geschäft mit der Angst
schleichen?«
»Komm nur her«, sagte Phil, »Es ist nicht nur ein Gefühl, aber ich kann das nicht alles über Sprechfunk erklären. Okay?«
Mr. High nickte mir eifrig zu, und so willigte ich ein.
»Bin gegen Mittag auf dem Highway 7, ja?«
»Gut. Ende.«
Das Rauschen schwoll ab und dann ging auch die grüne Signallampe aus. Ich stand auf.
»Jetzt gehe ich erst einmal diesen Salcott alias Hale verhören!«, kündigte ich an.
Mit dem Lift fuhr ich hinunter in den Zellen und ließ mir meinen verhafteten »Professor« ins Vernehmungszimmer bringen. Er machte einen zerknitterten Eindruck, schien aber nicht sehr gesprächig zu sein.
»Na, Salcott?«, redete ich ihn an. Er schwieg und hielt die Hände vor dem Bauch gefaltet.
»Schlechte Aussichten auf Freiheit und Sonnenschein, wie?«
»Phhh«, machte er verächtlich.
»Beihilfe zum Menschenraub, ist heutzutage teuer«, fuhr ich fort, und damit sagte ich ihm offenbar etwas Neues. Er hob wenigstens den Kopf.
»Hä?«
»Ich sagte, Beihilfe zum Menschenraub, Salcott!«
»Ich und Menschenraub? Sie spinnen wohl?«
»Wollen Sie sagen, dass Charles Munson freiwillig mitgegangen ist?«
»Kenn’ ich nicht.«
»Das wird Munson schon bezeugen. Sein Gedächtnis war nicht ganz so sicher, wie ihr geglaubt habt.«
»Er kann mich gar nicht gesehen haben!«, fuhr Salcott auf, und damit hatte er sich verraten.
»Sie wissen also doch über ihn Bescheid?«, schoss ich sofort zurück, aber jetzt hielt er die Lippen aufeinandergepresst.
»Na, ist ja auch egal. Wo haben sie ihn hingebracht?«
Salcott schwieg.
»Wo ist Kennedy?«
Er schwieg. Ich stand auf und tat ein paar Schritte zum Fenster.
»Es ist Ihnen anscheinend nicht klar, dass Kennedy Sie nur als billigen Köder für die Polizei gebraucht hat, nicht wahr?«, begann ich von neuem. »Dass wir Ihnen die Story von der biologischen Forschung nicht abnehmen würden, wusste er vorher. Andernfalls hätte er nämlich selbst auf der Insel bleiben können, denn ihn kannten wir ja, und so viel er wusste, war er ja auch unverdächtig. Warum sind Sie eigentlich auf der Insel geblieben und nicht auch mit abgehauen? Es war doch nichts mehr zu bewachen dort?«
Salcott schwieg beharrlich weiter. Ich versuchte es andersherum.
»Was hatten Sie davon, wenn wir sie freiließen? Und wenn wir gleichzeitig eine kleine Notiz in die Zeitungen setzen, dass Sie uns alles Wichtige verraten haben und deshalb auf freien Fuß gesetzt worden wären? Kennedy würde sich sicher sehr über Ihre Plaudereien freuen?«
Das war natürlich Unsinn, weil es so etwas gesetzlich gar nicht gibt, aber ich musste versuchen, Salcott mit irgendeinem Bluff beizukommen.
Salcott erschrak zwar, fing sich aber bald.
»Ich weiß ja gar nichts«, sagte er.
Achselzuckend konterte ich. »Das machen Sie Kennedy mal weiß, wenn wir plötzlich auf dem Highway 7 auftauchen!«
Damit hatte ich ihn getroffen, das merkte ich deutlich seinem Benehmen an. Leider entschloss er sich aber nun, eisern zu schweigen, und ich musste bald einsehen, dass aus ihm vorerst nichts mehr herauszukriegen war.
So ließ ich ihn kurzerhand abführen, stieg in den Lift und fuhr hinab zum Hof, wo mein Jaguar inzwischen aufgetankt und nachgesehen worden war.
Natürlich geriet ich unglücklicherweise mitten in die Rushhour, die Zeit des schlimmsten Mittagsverkehrs hinein Aber selbst, als ich mir an den Hauptverkehrsstockungen Luft mit der Polizeisirene schaffte, musste ich einsehen, dass hier mit Gewalt nichts zu machen war. So ließ ich mich vom Verkehrsstrom durch die City treiben und über die Brücke nach Brooklyn, und erst, als ich die Auffahrt zum Highway 7 erreicht hatte, konnte ich fester auf das Gaspedal treten.
Kurz vor der Auffahrt musste ich an der Ampel halten, weil sie mal wieder Rot zeigte, und trotz aller Eile hatte ich nicht im Sinn, mich in dies teuflische Verkehrsgewühl hineinzuschmuggeln. Auch ein G-man möchte schließlich nicht weniger lange leben wie die anderen Verkehrsteilnehmer.
In diesem Augenblick trat von der Seite ein Zeitungsverkäufer an den Wagenschlag, und mehr aus Langeweile als aus Überlegung nahm ich ihm ein Blatt ab. Ich überflog die Überschriften, da kam schon wieder Grün, und ich musste starten. Hätte ich etwas mehr Zeit gehabt, mich in die Zeitung zu vertiefen, wäre uns manches erspart geblieben!
***
Bei Kilometer 65 traf ich auf Phil. Er hatte sich aus den Beständen der State Police einen weiß gestrichenen Straßenkreuzer verschafft, mit
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