0063 - Sandra und ihr zweites Ich
Weise eine Menge Geld! Sie kennen die Preise für Handwerker!«
Das hörte sich nicht danach an, als würde er mich absichtlich belügen. Auch Mrs. Flint wirkte glaubwürdig. Sie wußten es nicht besser.
»Kennen Sie meinen Begleiter wirklich nicht?« forschte ich.
Sie betrachteten Suko angestrengt und schüttelten gleichzeitig die Köpfe.
»Tut mir leid, nein«, erwiderte Mr. Flint.
»Sie kommen mir entfernt bekannt vor, Mister, aber… nein, ich weiß es auch nicht«, sagte Mrs. Flint.
»Kennen Sie den Namen Jane Collins?« erkundigte sich Suko, erntete aber auch nur Kopfschütteln.
Wir hatten eine Niete gezogen. Damit mußten wir uns abfinden. Ich stand auf, weil es keinen Sinn hatte, noch weiter in diese Leute zu dringen, der Dämon hatte ihnen die Erinnerung genommen. Sie waren dagegen machtlos.
Diesmal begleiteten uns beide zur Tür. Mr. Flint schaltete die Außenbeleuchtung an.
Als wir vor das Haus traten, hörte ich auf der anderen Straßenseite einen erstickten Aufschrei.
Plötzlich hatte ich es sehr eilig. Ich verabschiedete mich überstürzt und lief über die Fahrbahn.
Zwischen den kahlen Büschen des gegenüberliegenden Grundstücks lehnte mein junger Kollege vom Yard. Auf den ersten Blick sah ich, daß ihm nichts passiert war. Ich atmete schon erleichtert auf, als ich sein Gesicht genauer betrachtete. Er sah aus, als wäre er einem Geist begegnet.
»Was ist denn los, Mann?« rief ich und schüttelte ihn an den Schultern.
Das brachte ihn zu sich. Bebend deutete er auf das Haus der Flints, das jetzt wieder dunkel war. Das Ehepaar hatte sich zurückgezogen und das Licht gelöscht.
»Die Frau… diese Frau«, stammelte der junge Detektiv. »Ich habe sie… vor einer Stunde gesehen, bevor ich meinen Dienst hier angetreten habe.«
Ich horchte gespannt auf. »Und wo?« fragte ich hastig.
Er schluckte schwer. »Im Leichenschauhaus!«
***
Sekundenlang starrte ich meinen Kollegen verblüfft an. »Sind Sie sicher?« fragte ich endlich.
Er nickte. Inzwischen hatte er sich ein wenig gefaßt und konnte zusammenhängend berichten. »Ich habe Inspektor Featherton auf einem Einsatz begleitet. Heute abend gegen sechs Uhr wurde auf einer Müllkippe in Enfield eine Frauenleiche gefunden. Sie lag unter einem Berg von Abfällen begraben. Offenbar sollte sie zugedeckt werden, damit wir sie nicht finden konnten. Spielende Kinder haben sie entdeckt.«
»Und das war diese Frau?« vergewisserte ich mich und deutete auf das Haus, das einen so friedlichen Eindruck machte.
Er nickte heftig. »Sie können ja ins Leichenschauhaus fahren und Sie sich ansehen, Sir!«
Ich wandte mich an Suko. »Genau das werde ich auch tun. Bleibst du hier? Wenn das nämlich stimmt…«
Suko zwinkerte mir zu. Er hatte schon verstanden, was ich sagen wollte. Wenn tatsächlich stimmte, was mein junger Kollege vom Yard behauptete, war diese Mrs. Flint dort drüben kein Mensch sondern ein Dämon in ihrer Gestalt.
»Ich passe schon auf«, versprach mein Freund.
Ich machte mich beruhigt auf den Weg. Die Kopien von Mordopfern machten uns immer mehr Schwierigkeiten. Sie waren nicht von echten Menschen auseinanderzuhalten. Und ich konnte nicht jedermann, mit dem ich zu tun hatte, darauf untersuchen, ob er nun ein Mensch oder eine Kopie war.
Während der Fahrt zur Leichenhalle rief ich Inspektor Featherton über Funk, so daß er schon auf mich wartete.
»Sehr merkwürdige Verletzungen«, meinte er, während er mich in den Kühlraum begleitete. »Ich habe ähnliche Wunden bei einem anderen Mordopfer gesehen. Das war… Moment, richtig, das war diese schwarzhaarige Frau, die in der Villa in Wimbledon gewohnt hat. Das Haus ist ja inzwischen abgebrannt.«
»Allerdings, das ist es«, antwortete ich grimmig. Ich konnte mich nur zu gut daran erinnern. »Wenn die Tote von der Müllkippe die ist, für die ich sie halte, ist das mein Fall.«
»Habe nichts dagegen«, erwiderte Featherton mit einem müden Lächeln. »Ich habe genug um die Ohren.«
Ein griesgrämig wirkender Angestellter in weißem Mantel zog eine Schublade aus der Wand und schlug das Laken zurück. Ich brauchte nur einen Blick in das Gesicht der Toten zu werfen.
»Mrs. Flint«, sagte ich grimmig. »Und ob sie das ist!«
Featherton sah mich überrascht an. »Stimmt etwas nicht?«
»Nichts stimmt!« rief ich und stürmte aus der Leichenhalle. Es blieb mir nichts anderes übrig, ich mußte Mrs. Flints Kopie unschädlich machen.
Suko wartete getreulich auf mich. Auch mein Kollege
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