0064 - Sieben standen gegen uns
Unterschrift des Werkschutzleiters fehlt noch.«
»Aha! Dann hat man also diese Bescheinigung aus dem Schreibtisch gestohlen und nur die Unterschrift dieses einen Mannes zu fälschen brauchen?«
»No. Auch die zweite Unterschrift ist echt!«
Mir wurde es langsam zu Bunt.
»Zum Teufel!«, fauchte ich. »Was sind denn hier für Zustände? Wie kann der Leiter vom Werkschutz eine so enorm wichtige Bescheinigung unterschreiben, bevor er sich davon überzeugt, dass auch tatsächlich ein echter Geldtransport stattfinden soll? Das ist ja ein geradezu sträflicher Leichtsinn. Wer verlangte denn von ihm diese Unterschrift? Der Kerl, der das tat, muss doch mit den Gangstern unter einer Decke stecken!«
Snyder puffte mich in die Seite.
»Donnerwetter! Daran habe ich ja noch gar nicht gedacht, Cotton!«
»Also? Wer war es?«, wiederholte ich.
Die beiden Pförtner zuckten die Schultern. Woher sollten sie es auch wissen?
Phil deutete mit dem Kopf in eine bestimmte Richtung. Ich sah hin und entdeckte einen breitschultrigen Mann, der auf seiner blauen Werkschutzuniform zwei silberne Sterne trug.
»Komm!«, rief ich Phil zu und setzte mich auch schon in Bewegung.
»Sie sind der Chef von diesem hübsch uniformierten Verein?«, fragte ich.
Der Breitschultrige maß mich mit einem herablassenden Blick.
»Haben Sie was dagegen?«
»Nicht im geringsten. Möchte nur, dass Sie uns eben eine Frage beantworten.«
»Wie komme ich dazu? Wer sind Sie überhaupt?«
»Cotton, FBI.«
»Oh, Entschuldigung! Was kann ich für Sie tun, Agent?«
»Sie haben eine Bescheinigung gegenzeichnet, mit der die Gangster heute Nacht Zutritt zum Betriebsgelände erlangten?«
»Leider.«
Ich fixierte ihn scharf: »Wer verlangte diese Unterschrift von Ihnen?«
»Miss Harris.«
»Wer ist das?«
»Die Aufseherin über das Zähl- und Sortierpersonal im Tresorgebäude. Gleichzeitig übrigens zukünftige Frau des Chefs.«
Wir stutzten. Konnte man wirklich annehmen, dass die angehende Frau eines Generaldirektors mit einer Gangsterbande gemeinsame Sache machte? Zum Glück sind Kriminalisten meistens misstrauische Leute, denn Phil fragte: »Wie lange ist diese Miss Harris schon mit dem Generaldirektor bekannt?«
»Das weiß ich nicht. Im Betrieb ist sie erst seit ein paar Monaten.«
»Wie alt ist sie?«
»Anfang der Zwanzig.«
»Und wie alt ist der Boss von diesem Laden?«
»Über fünfzig.«
Phil sah mich an. Ich sah Phil an.
»Miss Harris ist eine außerordentlich schöne Frau«, sagte ich. »Sie hat ein charmantes Wesen, ist anständig und freundlich. Kein Mensch kann ihr etwas Böses nachsagen. Mit einem Wort: Sie ist geradezu die vollkommene Frau. Habe ich recht?«
Der Werkschutzleiter sah mich an, als hätte er wirklich den ersten Marsmenschen vor sich.
»Donnerwetter!«, staunte er. »Woher wissen Sie denn das alles?«
Phil schüttelte nur den Kopf. Ich klopfte dem biederen Mann auf die Schulter und brummte: »Mein lieber Mann, ich wette tausend zu eins, dass diese Miss Harries nichts weiter als ein raffiniertes Gangsterliebchen ist. Ihr Boss ist auf den ältesten Verbrecherschwindel der Weltgeschichte hereingefallen, nämlich auf eine Frau.«
Wir hatten nicht erwartet, dass wir so schnell eine so verheißungsvolle Spur fanden würden. Wir suchten Dors auf, der völlig zerschlagen in seinem Office saß. Er wirkte wie em fünfundsechzigjähriger Mann. Da wir dieser Miss Harries so schnell wie nur irgend möglich die Hand auf die Schulter legen wollten, hatten wir keine Zeit, mit Dors behutsam umzugehen. Wir legten ihm unsere FBI-Dienstausweise auf seinen schönen Schreibtisch, und ich stellte nur eine einzige Frage: »Wo wohnt Miss Harries?«
Dors sträubte sich. Ich fuhr ihn ziemlich grob an, als er mich durch sein Sträuben zwang, meine Frage zu wiederholen. Er nannte mir endlich die Wohnung. Ich wollte schon gehen, da fragte Phil noch: »Haben Sie ein Bild von dieser Frau?«
Natürlich hatte er eins. Aber es kostete uns erst wieder einige Mühe, bis er es uns endlich gab. Danach verließen wir in Windeseile den Werkskomplex und brausten mit meinem Jaguar durch die Straßen der City. Phil rechnete unterwegs: »Gegen vier haben die Gangster heute Nacht den Tatort verlassen. Rechnen wir noch eine halbe Stunde Vorbereitungen für ihre Flucht hinzu, dann ist es fünf. Jetzt haben wir halb zehn. Miss Harries kann also höchstens einen Vorsprung von viereinhalb Stunden haben.«
»Damit kommt sie nicht durch«, sagte ich.
»Hoffen wir
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