0064 - Sieben standen gegen uns
Unterführer vom Werkschutz, der für die Bewachung des Tresorgebäudes verantwortlich ist. Und den Zweiten hat der Chef selbst. Ohne den Zweiten könnt ihr überhaupt nicht in den Keller.«
»Na, das ist ja heiter!«, schimpfte der Fahrer. »Da opfert man als Detective der Kriminalabteilung der Stadtpolizei extra seine Nachtruhe, um einen Geldtransport sicher an seinen Bestimmungsort zu bringen, und dann vergisst der Boss dieser merkwürdigen Firma auch noch, für den zweiten Schlüssel zu sorgen. Schöne Zustände sind das bei euch!«
Inzwischen war ein uniformierter Polizist, der eine Maschinenpistole in der Hand hielt, von der durch die Plane verdeckten Ladefläche des Wagens heruntergesprungen und an das Tor gekommen.
»Was ist denn los, Sir?«, fragte er den Fahrer.
»Ach, da fehlt irgendein zweiter Schlüssel oder so etwas!«, schimpfte der Fahrer wütend.
In dieser Sekunde stoppte ein Taxi vor dem Tor.
»Was will denn das Taxi hier?«, murmelte Vees.
»Siehst doch, wer kommt!«, brummte Santion und riss diensteifrig die Mütze vom Kopf. »Guten Abend, Miss Harries! Der Chef ist nicht mehr im Betrieb!«
Ann nickte freundlich zu allen eine Begrüßung und sagte: »Ich weiß. Ich komme ja vom Chef. Ich soll den Doppelschlüssel bringen!«
»Na, dann ist ja alles in Ordnung«, sagte Walter Vees und begann, das breite Tor aufzuschieben, damit der Wagen in den Hof fahren konnte.
»Ich bleibe hier, bis ich die Tresorräume wieder abschließen und den Doppelschlüssel wieder zurückbringen kann«, erklärte Ann.
Und auch das fanden die beiden Pförtner ganz in Ordnung. Dass Miss Harries überhaupt den Doppelschlüssel brachte, fanden sie ganz erklärlich. Warum sollte die angehende Frau des Generaldirektors nicht einmal für den wahrscheinlich übermüdeten Chef, der seine Nachtruhe brauchte, einen Weg ausführen?
Ratternd holperte der Lastwagen in den Hof.
***
9. Der dritte Mord
Gerr Roccio stand am Kellereingang des Tresorgebäudes und rauchte nervös an der vierten Zigarette.
Wo Ann nur blieb? Sie hatte doch diese Verabredung vorgeschlagen! Und hatte in ihren Augen nicht ebenso deutlich gestanden, dass sie ihn ebenso liebte, wie Roccio sie seit Langem liebte? Was sollte eine so junge Frau wie Ann denn auch an der Seite eines Mannes, der gut dreißig Jahre älter war als sie. Und Ann gehörte doch nicht zu den Frauen, die nur um des Geldes willen einen Mann heiraten würden! Nein, er, Roccio, er kannte sie besser. Ann war das liebenswerteste Geschöpf, dem er je begegnet war!
Wo sie nur blieb? Es war schon zehn Minuten nach Mitternacht. Was mochte sie überhaupt getrieben haben, plötzlich diese Verabredung mit ihm zu treffen? Wahrscheinlich drängte Dors sie wohl sehr, dass sie möglichst bald ihr Jawort zu einer Eheschließung mit ihm geben sollte. Und jetzt wollte Ann ihm wahrscheinlich gestehen, dass sie nicht daran dächte, Dors zu heiraten, weil sie nur ihn liebte. Vielleicht würde sie sogar vorschlagen, dass sie beide New York verlassen sollten, um so weit wie möglich von Dors wegzukommen. Ja, so musste es sein.
Roccio schloss die Augen und träumte von seiner Ann.
Die schlich sich inzwischen leise an ihn heran und legte ihm ihre weichen Hände auf die Augen.
»Wer bin ich?«, gurrte sie.
»Ann!«, stotterte Roccio überglücklich. »Oh, Verzeihung, ich meine, Miss Harries. Ich…«
Ann legte ihm den Zeigefinger auf die Lippen.
»Pst! Komm!«
Sie zog ihn an den Händen hinter sich zur Gebäudeecke. Als sie um die Ecke bogen, stürzten sich plötzlich zwei Männer auf Roccio.
Aha!, durchfuhr es dem jungen Mann. Der Alte hat Ann natürlich Spione nachgeschickt. Na, wartet, ihr Halunken!
Er setzte sich zur Wehr. Schweigend und verbissen kämpfte er. Einem Tiefschlag wich er geschickt aus. Sekundenbruchteile später platzierte er einen Nierenhaken, dass einer der beiden Gegner rückwärts zusammensackte.
Schon wollte sich Roccio nach seinem zweiten Gegner umsehen, da fuhr ihm von hinten her etwas Eiskaltes scharf und schnell in den Rücken.
Ein Klappmesser traf sein Herz. Roccio bäumte sich auf, stand für eine Sekunde unnatürlich gerade, dann brachen seine Augen, sein Körper drehte sich und schlug schwer auf den Boden.
»Geschafft«, sagte Lefty Manders und beugte sich über die Leiche. »Jetzt den Schlüssel!«
Er durchsuchte in fieberhafter Eile Roccios Taschen.
Ann Harries lehnte unterdessen bleich und zitternd an der kalten Steinwand des Tresorgebäudes.
***
10. Die
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