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0066 - Wächter der Verbannten

Titel: 0066 - Wächter der Verbannten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Schlüssel paßte, so, daß Chellish mit einer Zange arbeiten mußte.
    Er nahm die Klappe schließlich ab und entdeckte dahinter den äußeren Teil der Strahlenschutzverkleidung des Reaktors. Wie erwartet, bestand diese Verkleidung aus fugenlos ineinandergreifenden, jedoch nicht verschweißten Einzelteilen. Chellish nahm sie heraus und schichtete sie so auf, daß er später sehen konnte, wie sie zusammengehörten.
    Die Schutzverkleidung entpuppte sich schließlich als eine Hohlkugel von mehr als einem Meter Wandstärke. Als Chellish die vordere Hälfte dieser Kugel abgenommen hatte, entdeckte er den eigentlichen Reaktorkern, der wiederum eine Kugel, jedoch von nur einem halben Meter Durchmesser war. Was Chellish zuerst zu sehen bekam, war eine Schicht hellgrauen Materials, das er für Berylliumoxyd hielt. Es diente als Reflektor und machte die kritische Masse des Reaktors kleiner, als sie ohne Reflektor hätte sein müssen. Von oben in den Reaktorkern hinein stießen Stäbe aus aluminiumähnlichem Metall: Cadmium.
    Chellish war zufrieden. Der Reaktor unterschied sich nicht wesentlich von denen, die auf der Erde vor siebzig und achtzig Jahren in Gebrauch gewesen waren. Jetzt war nur noch die Frage zu klären, welchen Spaltstoff der Reaktor benutzte. Chellish nahm einen Teil des Reflektors ab und sah darunter glattes Metall zum Vorschein kommen. Er konnte nicht feststellen, welches von den drei früher auf der Erde üblichen Metallen es war - Thorium, Uran oder Plutonium, oder gar eines der exotischen, Curium zum Beispiel - aber er fühlte sich seiner Sache sicher, daß ein so kleiner Reaktor aus hoch angereichertem, wenn nicht gar reinem Spaltstoff bestehen müsse, also aus Th229, U235, oder Pu239.
    Mit nur mäßigem Interesse, weil es nicht eigentlich zu seiner Aufgabe gehörte, betrachtete er den Wärmeaustauscher, der die Kugel des Reaktorkerns zum Motorinnern hin mehr als zur Hälfte umfaßte. Dort wurde die im Reaktor entstehende Wärme dem Wasser mitgeteilt. Das Wasser verwandelte sich in Dampf, und der wiederum trieb eine Turbine oder ein einfaches Kolbensystem.
    Chellish hockte auf dem Boden und betrachtete den Reaktor nachdenklich.
    „Ist das nicht gefährlich?" fragte Mullon. „Das Zeug strahlt doch, nicht wahr?"
    „Hauptsächlich Alphas", murmelte Chellish, als sei er gar nicht bei der Sache. „Kommen nur ein paar Zentimeter weit. Und ein paar weiche Gammas. Nicht viel, und ziemlich weich. Nein, es ist nicht besonders gefährlich."
    Als würde er erst jetzt gewahr, daß Mullon ihn etwas gefragt hatte und, daß seine Antwort vermutlich nicht erschöpfend gewesen war, sah er auf und lächelte: „Allerdings sollte man sich in acht nehmen, das Zeug lange in der Hand zu halten oder gar zu schlucken."
    Mullon lachte. „Ich werde mich hüten. Wie ist es: Wird's gehen?"
    Chellish nickte. „Ganz vorzüglich. Die Peepsies haben ihren Reaktor so gebaut, als wollten sie uns helfen, eine Bombe daraus zu machen. Die Frage ist nur noch, wie wir den Zünder herrichten. Wir müssen den Reflektor abnehmen, dadurch wird die kritische Masse natürlich größer. Aber andererseits wollen wir mit der Maschine auch noch fahren ..."
    „Ich versteh kein Wort", sagte Mullon, als er sah, wie Chellish zu grübeln begann. „Aber ich meine. Sie werden schon alles richtig machen."
    Chellish sah ihn an und lächelte.
    „Vielen Dank für das Vertrauen."
    Dann setzte er den Reflektor wieder auf, schob die Einzelteile der Schutzumkleidung zusammen und schloß die Klappe.
     
    *
     
    Früh am nächsten Morgen brachen die Maschinen wieder auf. Die Besatzungen waren dieselben wie am vorhergehenden Tag und die dreißig Mann, die auf den Maschinen saßen, konstituierten sich ohne weitere Formalität zu einer Art Verteidigungsausschuß.
    Während der zweistündigen Mittagspause erklärte Chellish, daß er wegen der Feldarbeit Sorgen habe. „Ist mir heute nacht durch den Kopf gegangen", sagte er. „Die Peepsies sind schlau genug, um sich ausrechnen zu können, daß wir es mit dem bisherigen Tempo nicht schaffen werden. Ich glaube nicht, daß sie untätig zusehen, bis die vier Monate herum sind."
    Er sah sich um und merkte an den betroffenen Gesichtern, daß außer ihm anscheinend noch niemand über dieses Problem nachgedacht hatte.
    „Was, glauben Sie, werden sie unternehmen?" fragte Mullon.
    „Es gibt zwei Möglichkeiten: Entweder zweihundert Wächter versuchen, uns auf Trab zu bringen, oder sie geben Nachricht an die Peepsie-Welt,

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