0067 - Der Teufelskrake
überquerte die kleine künstliche Insel, bis zum gegenüberliegenden Rand. Dann sah er ins Wasser hinunter.
Aus zwei der Bullaugen fiel Licht, das im leichten Wellengang hin- und hergeworfen wurde.
Cirelli war also noch wach.
Und gleichzeitig war sich Zamorra im klaren, daß der Mann dort unten bereits von seiner Ankunft wußte.
Er wandte sich um und ging wieder auf die Luke zu. Gerade wollte er klopfen, als die Luke von innen geöffnet wurde.
»Guten Tag, Zamorra«, sagte eine Stimme. Dann sah der Professor eine Gestalt vor sich auftauchen. »Mein Name ist Cirelli.«
»Sie kennen mich?« fragte Zamorra erstaunt.
»Persönlich erst seit wenigen Sekunden, Professor. Aber wer kennt nicht Ihr Bild aus den Zeitungen. Außerdem wußte ich, daß Sie sich in Taormina aufhalten. Und auf Lenone. Ich habe erstens damit gerechnet, daß Sie kommen.«
»Und außerdem?«
»Und zweitens verfolge ich Ihr Boot, seit Sie von Lenone abgelegt haben.«
»Donnerwetter!« entfuhr es Zamorra. »Ich muß gestehen, daß ich vor kurzem Ihre Station von außen her bewundert habe. Aber daß Ihre Geräte einen solchen Radius haben…«
Professor Cirelli lächelte.
»Ich wußte auch, daß Sie hier waren. Ja, Sie staunen, nicht wahr? Aber dies hier ist nicht mein Werk. Ich treibe nur Forschung. Die Station hat mir die Regierung zur Verfügung gestellt. Da muß ich wissen, was um mich her vorgeht. Niemand ist gegen Spionage oder Anschläge gefeit, in diesen Zeiten. Ein Foto-Computer hält genau fest, wer hierherkommt. Also erkannte ich Ihr Konterfei wieder, als ich mit dem Boot zurückkam. Der Computer hat Ihr Bild getreu festgehalten. Und mit Bestimmtheit können mir meine Geräte Uhrzeit und Dauer Ihres Besuches besser sagen, als Sie selbst wissen. Aber kommen Sie. Ich deute es nicht als Neugier, wenn Sie mich besuchen. Ich will es einmal Wissensdurst nennen, Herr Kollege. Außerdem haben Sie das Recht, sich bei mir umzusehen. Sie müssen ja schließlich wissen, warum ich nicht Filipos Mörder bin, nicht wahr? Sehen Sie mich nicht so erstaunt an, Professor. Auch Sie haben zuerst geglaubt, daß ich es war. Bitte, kommen Sie, ich darf vorangehen. Und schließen Sie die Luke fest hinter sich. Die beiden Hebel vorlegen. Den Andruck besorgt dann ebenfalls ein Computer.«
Zamorra war über alle Maßen erstaunt, als er Cirelli nach diesen Worten folgte. Aber das Erstaunlichste wartete noch auf ihn.
***
Nach Cirelli stieg Zamorra über eine Stahlleiter durch den Schacht hinunter. Dann führte der Weg durch einen Korridor.
»Ich kann dieses Stück der Station fluten«, sagte Cirelli. »Dann kann ich mit dem Forschungsboot direkt bis vors Labor fahren. Möchten Sie von innen bestaunen, was Sie schon von außen betrachtet haben?«
Zamorra nickte.
Der Forscher öffnete die Tür zum großen Laboratorium. Hier standen Dutzende von Aquarien und anderen Wasserbehältern.
Cirelli deutete auf einen Sessel. Die Männer nahmen Platz.
»Zigarre, Zigarette?« fragte Zamorras Gastgeber. »Oder möchten Sie lieber einen Drink?«
»Im Augenblick gar nichts, vielen Dank. Offen gesagt, ich bin nur neugierig.«
»Bitte sehr. Ich werde kurz berichten. Stellen Sie ruhig Ihre Zwischenfragen, wenn Sie etwas besonders interessiert.«
»Ich danke für Ihr Entgegenkommen, Professor«, sagte Zamorra.
Cirelli zeigte auf die Geräte und Aquarien ringsum.
»Das ist das Ergebnis vieler Jahre Arbeit«, begann er. »Und dies hier ist gleichzeitig meine Welt, wissen Sie. Das Meer und seine Tiere. Das Wasser und das Leben in ihm. Schon als Junge habe ich immer seltene Meeresbewohner mit nach Hause gebracht. Oft wußten wir gar nicht, wo wir all die Viecher unterbringen sollten. Nun ja – es war für mich klar, daß ich Ozeanologie studierte. Mit allen dazugehörigen Fächern. Aber dann war ich eines Tages auf einer Reise durch das Mittelmeer. Beim Tauchen stieß ich auf die ersten Kraken, die ich je lebendig gesehen hatte. Bitte – wenn es Sie interessiert.«
Cirelli ging voraus. Er konnte mit Zamorras Interesse rechnen.
Und dieser staunte noch mehr, als er hinter Cirelli den nächsten Raum betrat. Auf langen Tischen standen kleinste bis überdimensionale Gläser, jedes für sich ein komplettes Aquarium.
»Ich will Sie nicht langweilen, Professor«, fuhr Cirelli fort. »Nur soviel, damit Sie die Hintergründe begreifen. Sehen Sie – hier: in diesem Glase bewahre ich zu Studienzwecken den kleinsten Oktopoden auf, den ich auftreiben konnte. Ein Krakenbaby, wenn
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