0067 - Zwischen 1000 Tonnen Dynamit
Sportschule ist leider von der Straße her nicht leicht zu finden. Aber wenn die Lady kommt, dann stell dich ihr gefälligst vor, klar?«
Mart Hogans nickte ernsthaft.
»Sicher, Buck. Im Film machen sie das auch immer. Ich weiß doch, was sich vor ’ner Lady gehört.«
Er verließ die Turnhalle und ging nach vorn zur Straße. Der dickste Betrieb hatte bereits nachgelassen, denn die Stunde des Geschäftsschlusses und der beendeten Bürozeiten war längst vorbei.
Mart Hogans bezog kurz vor acht seinen Posten vorn an der Einfahrt. Er lehnte sich mit dem Rücken gegen die Wand des Vorderhauses, steckte sich eine Zigarette an und beobachtete gelangweilt den schwachen Verkehr. Hin und wieder kam ein Auto vorbei, das zu den höchsten Preisklassen gehörte, und nur dann wurde Hogans Blick interessierter.
Es war gegen 8.15 Uhr, als sich ein gelbes Mercury Cabriolet langsam am Rand der 69th Street entlangschob. Die Dame am Steuer suchte mit vorgebeugtem Oberkörper die Reklametafeln an den Hauswänden ab.
Das könnte sie sein, dachte Hogans. Wenn sie es ist, habe ich ja Glück gehabt. Ich dachte, da käme irgendso eine fette Schachtel, die ein paar Pfunde abnehmen will und das ausgerechnet mit Jiu-Jitsu zu erreichen hofft. Statt dessen kommt da eine bildhübsche Lady! Mit der wird es Spaß machen, Griffe und Tricks zu üben.
Sie war es zweifellos, denn kaum hatte sie Baxters Schild an der Einfahrt entdeckt, da bog sie auch schon in die Einfahrt ein. Hogans lief dem Wagen nach. Als der Mercury auf dem Hinterhof stoppte, sprang Hogans hinzu, riß sich seinen Hut vom Kopf und hielt verlegen die Wagentür auf.
»Hallo!« lächelte Mrs. Haskvich freundlich. »Haben Sie auf mich gewartet? Ich habe mich etwas verspätet. Mein Mann ist nicht pünktlich weggekommen, und ich mußte ja warten, bis er gegangen war. Ich bin Joan Haskvich.«
Sie hielt ihm ihre kleine, feste Hand hin. Während sie Hogans ungelenk und etwas verlegen schüttelte, sagte er mit rauher Stimme, die ihm vor Aufregung kaum gehorchte: »Hallo, Ma’m! Ich bin Mart Hogans. Buck hat zu mir gesagt, daß ich Ihnen die Stunden geben soll, weil er nämlich zu alt dafür ist. Ich habe gewartet, weil der Eingang nicht leicht zu finden ist.«
Joan Haskvich lächelte leicht, als sie merkte, wie verlegen der junge Mann vor ihr wurde. Sie war nicht etwa auffällig gekleidet, sondern eher schlicht, aber auch Hogans mußte merken, daß es die Schlichtheit der höchsten Eleganz war, die Joan Haskvich trug.
Außerdem lag in ihrem Wesen etwas so unnachahmlich Damenhaftes, daß es auf den jungen Burschen einen tiefen Eindruck machte. Er hatte bisher noch nie mit dieser Art von Frauen zu tun gehabt, und daß es so etwas überhaupt gab, wußte er höchstens vom Film.
»Ich schlage vor, wir reden uns mit den Vornamen an«, sagte Joan Haskvich. »Wir werden gemeinsam arbeiten, da ist der Familienname viel zu förmlich. Sind Sie einverstanden, Mr. Hogans?«
Mart war begeistert. Er himmelte Mrs. Haskvich aus verehrenden Augen an und stotterte: »Aber ja, Joan! Ich heiße Mart! Sie sind ’ne prächtige Frau, Joan! Von so etwas kann ein Mann ein Leben lang träumen!«
Joan Haskvich lachte geschmeichelt. »Oh, Mart!« drohte sie scherzhaft. »Sie übertreiben aber maßlos!«
Hogans war es völlig ernst, als er ihr versicherte: »Für Sie würde ich mich in Stücke reißen lassen, Joan!«
Aber damals nahmen beide diesen Satz nicht ernst…
***
Der alte Tom Boom hatte seit Tagen keine ruhige Nacht mehr gehabt. Er war der Lagerchef. Wenn etwas aus dem Lager verschwand, so war er verantwortlich. Auch wenn man ihn nicht zur Rechenschaft zog - er fühlte sich verantwortlich. Es saß wie ein giftiger Wurm in seinem Gewissen und bohrte und fraß, daß er den Schlaf und alle Entspannung darüber verlor.
An diesem Abend ging er nach dem Essen in einen kleinen Drugstore, der in seinem Wohnblock lag. Er war dort seit Jahren bekannt und wurde von den meisten Anwesenden freundschaftlich begrüßt.
»Na, Tom«, fragte der Wirt. »Das übliche?«
Boom nickte nur und erhielt seine Büchse englisches Importbier, an das er sich im Laufe der Jahre gewöhnt hatte. Er starrte vor sich hin und überlegte zum 1000. Male, wie es der oder die Täter überhaupt fertigbrachten, in das Lager einzudringen. Er kannte die Lagerhalle mindestens ebensogut wie seine eigene Wohnung, und er wußte, daß es nach Menschenermessen keine Möglichkeit gab, nachts in das Lager zu kommen.
Tom dachte noch einmal
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