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0068 - Wir holten sie vom Schiff

0068 - Wir holten sie vom Schiff

Titel: 0068 - Wir holten sie vom Schiff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wir holten sie vom Schiff
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bei mir gewohnt. Zusammen mit der Lancer. Das war auch ein Mädchen in diesem Alter. Sie haben aber nur knapp drei Wochen bei mir gewohnt, dann sind sie ausgezogen. Das war im vergangenen Jahr. Ende November müssen sie ausgezogen sein, denn ab ersten Dezember hatte ich das Zimmer schon weiter vermietet.«
    Ich stand auf und stellte mich ans Fenster. Die Frau brauchte nicht zu sehen, wie sehr mich diese Mitteilung befriedigte. Endlich hatten wir eine Spur von dieser Berty Johnson gefunden! Nun würde unser Bericht für Washington doch nicht völlig negativ auszufallen brauchen.
    Durch das schmale Fenster blickte ich hinab auf die Straße. Ein schwacher Verkehrsstrom flutete zwischen den Bürgersteigen entlang. Der gegenüberliegende Häuserblock lag im Sonnenlicht und die Fenster reflektierten grell die warme Sommersonne.
    An der Hauswand eines achtstöckigen Mietblockes lehnte ein Mann und las Zeitung. Er stand genau dem Hause gegenüber, in dem wir uns befanden. Rein instinktiv registrierte ich die erstaunliche Tatsache, dass der Mann in der grellen Sonne stand, während alle anderen den Schatten auf suchten.
    Phil und ich sind gut aufeinander eingespielt. Als ich mich am Fenster umdrehte, warf er mir einen fragenden Blick zu. Mein sekundenkurzes Zögern am Fenster war von ihm nicht unbemerkt geblieben.
    Ich nickte unmerklich. Phil grinste. Dann klopfte er mit der flachen Hand auf die Stelle seines Jacketts, wo G-men ihre Dienstpistolen zu tragen pflegen…
    ***
    Roger Cennegan, der Leiter der vierten Mordkommission, hockte in sich zusammengesunken hinter seinem Schreibtisch. Er hatte sein Jackett wegen der brütenden Hitze ausgezogen und über die Lehne eines Stuhles geworfen.
    Vor ihm saß ein ältlicher Mann mit einer randlosen Brille.
    »Also Doc«, murmelte Cennegan erschöpft, »was haben Sie feststellen können?«
    Der Alte nahm seine Brille ab, hielt sie gegen das Licht und fing an, sie umständlich zu putzen.
    »Es war eine Sklavenarbeit«, sagte er. »Ich bin es gewöhnt, Leichen zu sezieren. Aber wenn eine Leiche ungefähr ein halbes Jahr lang im Hafenbecken gelegen hat, dann ist es verdammt widerlich, das können Sie mir glauben.«
    Cennegan griff in die rechte Schreibtischschublade und brachte eine Flasche Whisky zum Vorschein. Das Bourbon-Etikett war schon reichlich mitgenommen. Zwei kleine Gläser postierte Cennegan neben der Flasche, dann schenkte er ein.
    »Auf Ihr Wohl, Doc«, sagte er und kippte den Whisky mit einem Zug hinunter. »Ob Sie es glauben oder nicht: Mein erster Gedanke galt Ihnen, als ich die Leiche sah.«
    Der Polizeiarzt hatte inzwischen ebenfalls seinen Whisky getrunken. Mit einem dankbaren Lächeln stellte er das Glas zurück auf den Schreibtisch. Er räusperte sich und sagte mit seiner leisen, zarten Stimme: »Danke, Cennegan. Es macht mir immer Freude, wenn ich mit Ihnen Zusammenarbeiten kann. Sie erkennen die Arbeit der anderen an, das tun die wenigsten in diesem Irrenhaus.«
    »Hören Sie, Doc«, erklärte Cennegan ernsthaft, »es ist mein Prinzip, die Arbeit aller meiner Mitarbeiter gerecht anzuerkennen. Ob es sich dabei um den Arzt meiner Mordkommission handelt oder um den letzten Vernehmungsbeamten, spielt gar keine Rolle. Und ich weiß, dass meine Mitarbeiter immer gute Arbeit leisten, weil sie selbst wissen, dass ihre Tätigkeit auch entsprechend gewürdigt wird. Ich sage das nicht, um Ihnen zu schmeicheln, sondern weil ich genau weiß, dass Sie Ihr Bestes tun.«
    »Stimmt. Ich habe meinen Ekel hinabgewürgt und achteinhalb Stunden seziert. Die Zigarette ist mir dabei nicht ausgegangen, sonst wäre sogar ich ohnmächtig geworden.«
    »Kann ich mir vorstellen. Hier haben Sie zwei Kästchen Zigarren dafür. Man hat sie mir zugeteilt für hochgestellte Besucher, aber ich sehe nicht ein, warum Leute mit dickem Einkommen ihre Zigarren nicht selbst bezahlen sollen. Nehmen Sie die Dinger, stecken Sie sie weg, und reden wir nicht darüber. Reden wir über das Ergebnis Ihrer Arbeit.«
    »Danke, Cennegan. Dafür kriegen Sie einen verdammt guten Sektionsbefund, den Ihnen kein anderer so gründlich gemacht hätte. Die Leiche lag seit mindestens sechs Monaten im Wasser. Ich setze als äußere Grenzen Anfang Oktober und Ende Dezember des vergangenen Jahres. Der tatsächliche Zeitpunkt des Todeseintritts dürfte in der Mitte, also im November liegen. Die Leiche ist zweifellos mit schweren Gegenständen so beschwert worden, dass sie auf dem Grund des Hafenbeckens blieb, sonst hätte sie

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