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0069 - Ich machte meinen größten Fehler

0069 - Ich machte meinen größten Fehler

Titel: 0069 - Ich machte meinen größten Fehler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ich machte meinen größten Fehler
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dem Gipfel des Schrägdaches musste man die Umfassungsmauer überwinden, um das Nebenhaus erreichen zu können.
    »Wir gehen jetzt in der Rinne entlang, bis wir die Steigeisen für den Kaminfeger finden«, befahl ich Style. »Stützen Sie sich mit einer Hand gegen die Ziegel ab. Vorwärts!«
    Die Dachrinne knackte verdächtig unter unseren Schritten. Ich fand nach zwanzig Yards das erste Steigeisen. Hinter mir jammerte Style: »Ich werde schwindelig! Hilfe!«
    »Sehen Sie nicht hinunter! Geben Sie mir Ihre Hand! Fassen Sie das Steigeisen! Zum Henker, was sind Sie für ein Jammerlappen!«
    Ich bugsierte ihn die Steigeisen hinauf zum Dachfirst. Seine Bewegungen waren unsicher und ungeübt. Oben setzte er sich rittlings auf den Dachfirst, während ich an ihm vorbeiturnte und den Rest des Weges bis zur Mauer des Nebenhauses auf dem First, wie ein Seiltänzer zurücklegte.
    »Kommen Sie her!«, winkte ich.
    »Ich kann nicht«, antwortete er kläglich.
    »Rutschen Sie, wenn Sie nicht zu laufen wagen!«
    Er hopste im Reitsitz vorwärts wie ein Junge, der auf einem Schaukelpferd sitzt, aber während ich ihn im Auge behielt, hörte ich, dass das Dachfenster geöffnet wurde. Die Polizisten waren da.
    Die Mauer des Nebenhauses war immerhin noch so hoch, dass ich sie nicht ohne Sprung erreichen konnte. Ich sprang, meine Hände fassten den Rand, und ich zog mich mit einiger Anstrengung hinauf.
    Unterdessen erreichte Style den Dachrand.
    »Stellen Sie sich!«, befahl ich! »Schnell!«
    Er brachte es fertig, sich auf den First zu stellen. Ich beugte mich über die Mauer und hielt ihm meine Hände entgegen. Unsere Finger krampften sich ineinander.
    In diesem Augenblick erspähten die Polizisten uns, oder doch wenigstens Style, denn ein Schornstein rechts von mir deckte mich gegen die Sicht. Außerdem hingen von mir nur Kopf und Arme über die Mauer und trotz der Leuchtreklamen war es nicht so hell, dass Einzelheiten zu erkennen gewesen wären.
    »Halt! Stehenbleiben!«, hallte der erste Anruf durch die Nacht.
    »Springen Sie!«, zischte ich Style zu.
    Er zögerte. Die Cops gaben jeder einen Warnschuss ab, während sie sich anschickten, über das Dach zu turnen.
    »Stehenbleiben, oder ich schieße!«
    Noch ein Schuss in die Luft. Immer noch hielt ich Styles Hände umklammert, und jetzt stieß er sich mit leidlicher Kraft vom First ab. Ich warf mich sofort nach rückwärts, um ihn hochzubringen.
    Für die Beamten muss es so ausgesehen haben, als ob Style mit einem Schwung die Mauer zu nehmen versuchte, und sie zögerten nicht länger scharf zu schießen.
    Ich hörte die Kugeln gegen die Mauer klatschen. Schon sah ich Styles Kopf über der Mauer.
    Ich ließ eine seiner Hände los, und während er zurückrutschte, packte ich blitzschnell nach seiner Jacke und zog mit einem Ruck, sodass ich auf den Rücken fiel.
    Ich sprang sofort wieder auf. Style war auf dem Bauch gelandet und blieb liegen.
    »Hoch mit dir!«, schrie ich. Er rührte sich nicht. Ich beugte mich über ihn und sah, dass sein Nacken voller Blut war. Er musste eine Kugel in den Hinterkopf bekommen haben, als ich ihn gerade über die Mauer zog.
    Keine Zeit, ihm einen Nachruf zu widmen, den er ohnedies nicht verdiente. Ich musste die eigene Haut in Sicherheit bringen. Es konnte nur noch Minuten dauern, bis die Polizisten hier waren. Die Luke, die in das Innere des Hauses führte, fand ich rasch. Ich gelangte bis auf den Treppenabsatz des obersten Stockwerkes, ohne jemanden zu begegnen. Dort klopfte ich mir sorgfältig den Dachschmutz von den Kleidern, rückte den Hut zurecht und ging langsam, als gehörte ich in das Haus, die Treppen hinunter. Ich begegnete niemanden. Wahrscheinlich standen die Bewohner alle auf der Straße und beobachteten die Verfolgungsjagd.
    Wirklich hatte sich eine erhebliche Menschenmenge in der Fond Street angesammelt. Alle reckten die Köpfe in die Höhe.
    Ich drängte mich durch die Leute hindurch bis zu meinem gemieteten Wagen. Eben trafen neue Streifenfahrzeuge mit Cops ein. Ich setzte mich hinter das Steuer, ließ den Motor anspringen und fuhr sachte aus der Fond Street hinaus.
    Eine Stunde später hatte ich den Wagen bei dem Mietdienst abgegeben, hatte dem Wirt einen Umschlag mit einem Zwanzigdollar-Schein geschickt und einer Karte mit ein paar Worten, dass ich plötzlich abgerufen worden wäre, und hatte schon die Flugkarte für einen Nachtflug nach New York in der Tasche.
    ***
    »Du bist sicher, dass er tot war?«, fragte Bell.
    »Ganz sicher.

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