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0069 - Ich machte meinen größten Fehler

0069 - Ich machte meinen größten Fehler

Titel: 0069 - Ich machte meinen größten Fehler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ich machte meinen größten Fehler
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eine Flasche aus dem Schrank. Ich habe heute Morgen noch keinen Schluck genommen.«
    »Erst zehn Uhr, und du willst schon wieder trinken«, sagte er missbilligend, holte aber eine Flasche Gin aus dem Barschrank.
    »Was willst du?«, sagte ich, während ich mir eingoss. »Ich habe es mir angewöhnt, als sie mich aus dem FBI hinauswarfen, und ich denke nicht daran, es mir wieder abzugewöhnen.« Ich sah ihn böse an. »Wozu auch? Eines Tages fassen mich meine ehemaligen Kollegen doch. Ich weiß es selbst am besten. Sie fassen jeden, und ich finde es angenehmer, wenigstens blau zu sein, wenn sie mich zusammenschießen.«
    Bell hatte aufmerksam zugehört.
    »Sieh da«, sagte er mit leisem Hohn. »Du trauerst deinem alten Job doch noch nach.«
    Ich antwortete mit einem Fluch und stürzte das Glas hinunter.
    »Fang an!«, sagte ich.
    »Nimm an, du wärst der Chef einer Filiale«, begann er bedächtig. »Du erfährst, dass eine weitere Filiale frei geworden ist, und du möchtest diese Filiale übernehmen, ohne dein bisheriges Geschäft aufzugeben, aber die zentrale Verkaufsleitung wünscht das nicht. Du weißt aber einiges über den Chef der Verkaufsleitung und könntest ihn so anschwärzen, dass er seinen Posten verliert. Würdest du es tun?«
    »Das kommt darauf an, ob der Chef der Verkaufsleitung mich ebenfalls anschwärzen kann«, antwortete ich, fuhr aber gleich fort.
    »Reden wir deutlich. Du, Bell, bist der Chef einer Abteilung einer größeren Organisation, die ein bestimmtes Aufgabengebiet betreut. Ich glaube, du organisierst in erster Linie den Pelzschmuggel, aber hin und wieder wirst du auch mit Sonderaufgaben betraut. Eine dieser Sonderaufgaben war die Erledigung dieses Marihuana-Verkäufers Todd Style, die ich freundlicherweise für dich erledigte. Ich denke mir, dass du auch früher schon mit dem Marihuana-Geschäft zu tun gehabt hast, aber nur an untergeordneter Stelle. Wahrscheinlich hast du die Transporte durchgeführt, aber du hast nichts mit dem eigentlichen Verkauf, an dem das meiste zu verdienen ist, zu tun gehabt. In diesen Verkauf möchtest du jetzt einsteigen! Der Chef aber will es verhindern, und du denkst, du könntest ihn abhalftern, indem du ihn bei der Polizei denunzierst. Stimmt’s?«
    Bell machte keine Ausflüchte. »Es stimmt. Wenigstens in groben Zügen.«
    »Dann lass es sein! Der Chef weiß mehr von dir als du von ihm. Verpfeifst du ihn, so verpfeift er dich.«
    »Aber es gibt keinen anderen Weg, das Marihuana-Geschäft auf eigene Rechnung machen zu können«, sagte er und geriet in Feuer. »Durch die Transporte kenne ich alle Einkaufsquellen und einen großen Teil der Absatzmöglichkeiten. Durch den Style-Fall habe ich auch einen Einblick in die Einzelorganisation erhalten. Ich könnte den ganzen Apparat mit einem Schlag übernehmen, wenn ich den Chef zur Seite schieben könnte.«
    »Ach so«, sagte ich. »Du hast Selbstständigkeitsgelüste. Da hängen sicherlich einige Millionen daran. Wer ist der Chef, Bell?«
    »Ich nenne dir den Namen nicht«, antwortete er. »Es besteht eine strenge Anordnung, dass kein untergeordnetes Mitglied der einzelnen Abteilungen den Namen des Chefs wissen darf.«
    »Für einen Mann mit Unabhängigkeitsgelüsten bist du aber noch erstaunlich regierungsfromm«, höhnte ich. »Hast du dir überhaupt schon einmal überlegt, ob der Mann, den du als Chef kennst, überhaupt der Chef ist?«
    »Ich bekomme alle Befehle von ihm. Ich rechne auch mit ihm ab.«
    »Was beweist das? Und wenn er die Befehle von einem anderen bekommt, wenn er mit jemandem abrechnen muss, der noch eine Etage höher sitzt? Dann stehst du dumm da mit deiner Revolution, Bell. Dann verpfeifst du den Mann, den du für den Chef hältst, und der wirkliche Chef präsentiert dir eine Rechnung, die du nicht mehr mit Geld, sondern nur noch mit deinem Leben bezahlen kannst.«
    Er stand auf, ging zur Bar, holte sich ein Glas und nahm einen kräftigen Schluck.
    »Siehst du«, grinste ich, »bei schwierigen Sachen brauchst auch du Trost.«
    »Was soll ich tun?«, fragte er.
    Ich nahm ihm die Flasche aus der Hand.
    »Das ist mir völlig egal. Mich interessiert es überhaupt nicht, ob du ein kleiner oder ein großer Gangster bist, ob dein Chef dich abschießt, oder ob du ihn abschießen kannst. Ich will mein Geld, meine Ruhe und meinen Whisky.«
    »Wenn ich hochkomme, kommst du auch hoch«, versuchte er mich zu locken. Ich lachte nur.
    »Ich habe nicht den geringsten Ehrgeiz hochzukommen. Früher einmal,

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