0069 - Ich machte meinen größten Fehler
den Namen des Mannes. »Ich will keinen Krieg mit dir. Wenn ich dein Ende gewollt hätte, dann säßest du nicht mehr hier, sondern lägest schon kalt unter dem Tisch, an dem wir noch vor zwei Stunden gesessen haben. Du hast mir bisher noch nicht die Frage beantwortet, ob du der Chef bist oder nicht. Und du tätest gut daran, diese Frage zu beantworten.«
Ich setzte die Flasche ab, aus der ich eben einen großen Schluck genommen hatte.
»Lass mich ihn fragen, Bell«, lachte ich. »Ich wette, er antwortet so schnell, wie eine alte Jungfer, die gefragt wird, ob sie heiraten will.«
Sandey warf mir einen Blick zu, in dem Unruhe zu lesen war. Bell schlug in die Kerbe.
»Als Ex-G-man versteht er sich auf den dritten Grad.«
Wieder lachte ich.
»Ja, aber auf einen dritten Grad, der nicht durch gesetzlich befohlene Rücksichtsmaßnahmen eingeengt wird.«
»Ihr seid alle verrückt«, sagte Sandey. »Der Chef wird es euch heimzahlen.«
»Also bist du nicht der oberste Boss?«
»Nein!«
»Wer ist es?«, fragte ich.
»Ich kenne ihn nur unter dem Namen Arthur Miller.«
»Und wie sieht er aus?«
»Ich habe ihn nie gesehen.«
Ich sah, dass Bell Sandey misstrauisch anblickte und sagte: »Glaub es ihm, Bell. Er sagt die Wahrheit.«
»Woher willst du das wissen?«
»Wenn ein Mann klug ist, so sorgt er dafür, dass niemand ihn kennt.«
Er machte seinem Gefangenen, den er zum Verbündeten wünschte, klar, dass Bell, alles in der Hand hielt: das Pelzgeschäft, die Transportorganisation und einen guten Teil des Marihuanahandels.
»Das ist nicht wenig, Sandey. Und wenn ich auch nicht genau weiß, welchen Umfang dein Gebiet in der Organisation umfasst, so bin ich doch sicher, dass es nicht kleiner, sondern eher größer ist. Wenn wir uns zusammentun, dann kann sich der Chef nicht mehr ohne Weiteres unserer entledigen, indem er uns der Polizei verpfeift, denn sobald wir hochgenommen würden, verliert er auch die Geschäfte, die wir bisher betreut haben, und das wird er nicht wollen. Ich bin überzeugt, Sandey, dass du den Marihuanaeinkauf und die Absatzorganisation bis in alle Einzelheiten übersiehst. Erzähl uns, was du in das Geschäft einbringen kannst, und du wirst sehen, dass wir zusammen einen solchen Faktor darstellen, dass Arthur Miller oder wie er immer in Wahrheit heißen mag, einfach nicht mehr gegen uns an kann.«
Sandey lächelte dünn.
»Du hast nicht unrecht, Bell. Wenn ich mich deinem Plan anschließe, dann dürfte Miller es finanziell schwer zu spüren bekommen. Auch mit der Polizei liegst du richtig. Er wird sie sicherlich nicht in sein Spiel einschalten. Aber ich garantiere dir, er setzt eine Armee von Killern auf unsere Fersen, und er lässt uns der Reihe nach abknipsen.«
»Leute, die mit Kanonen umgehen können, habe ich auch«, antwortete Bell. »Zunächst einmal diesen vorzüglichen Ex-G-man, und die anderen sind auch nicht von Pappe. Du hast ebenfalls vier Leute bei dir gehabt, Sandey, und ich wette, es gibt noch mehr Männer, die auf deinen Pfiff hören. Wir bekommen eine hübsche Streitmacht zusammen. Es wird für Mr. Miller nicht einfach sein, mit uns fertig zu werden.«
»Bell«, mischte ich mich in die Unterhaltung, »vergiss nicht, dem netten Sandey zu bedenken zu geben, dass er keine andere Wahl hat, als mit dir in einer Richtung zu marschieren. Denn natürlich kannst du ihn jetzt nicht mehr laufen lassen, wenn er seinem Chef treu sein will.«
Bell machte eine großzügige Handbewegung. »Ich will nicht drohen, sondern überzeugen.«
»Na schön, überzeuge ihn weiter«, lachte ich und stand auf. »Ich werde sehen, ob Johnson inzwischen das Essen ausgepackt hat.«
Ich ging in die Küche hinaus zu den anderen und beteiligte mich am Vertilgen der Sandwiches.
Später rief Bell, und wir mussten ihm und dem Gefangenen, der immer mehr zu einem Gast wurde, Tee und Sandwiches ins Wohnzimmer bringen.
Sie palaverten die ganze Nacht miteinander.
***
Am anderen Morgen weckte mich mein Chef. Ich hatte mich auf eine der Matratzen im Schlafzimmer ausgestreckt und schlief gut und fest.
»Steh auf, wir fahren nach New York zurück!«
Ich reckte mich gähnend. Bell erblickte die leere Flasche am Fußende, schüttelte den Kopf und knurrte: »Du endest noch einmal im Delirium.«
»Oder unter einer Kugel von Mr. Miller«, entgegnete ich. »Der Effekt bleibt der gleiche.«
Wir nahmen den Thunderbird. Raggin und Varra fuhren mit, während die anderen im Landhaus blieben. Bell und ich setzten uns in
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