007 - Die Nacht mit dem Teufel
heimfahren“, sagte Bonita zu Andy. „Geh nur voraus zum Wagen, ich komme gleich nach.“
Nachdem Andy gegangen war, sagte Walton: „Was hältst du davon? Diese Leute entwickeln sich allmählich zur Landplage.“
„Das macht nichts. In dieser Woche ist der Dreißigste, und dann lässt sich nichts mehr ungeschehen machen“, erwiderte sie ungerührt.
„Trotzdem“, sagte er stirnrunzelnd.
„Vielleicht sollten wir schon vorher Gegenmaßnahmen treffen. Eine Messe vielleicht. Das würde unsere Position stärken.“
Sie wurde nachdenklich.
„Die Idee ist gar nicht übel“, erklärte sie schließlich.
Gegen Mitternacht läutete es an der Haustür des Professors. Line sprang auf. Er hatte schon jede Hoffnung begraben gehabt und mürrisch ins Feuer gestarrt.
Der Professor hatte die Wartezeit für ein kleines Nickerchen benützt. Das Gebimmel hatte ihn geweckt, und er ging öffnen. Kurz darauf kam er wieder zurück. Er war allein, aber er hielt einen Brief in der Hand.
„Der wurde von einem Boten abgegeben“, sagte er und reichte Line den Brief.
Das Schreiben war an den Professor gerichtet und enthielt die lakonische Mitteilung, dass Mr. Forrest verhindert sei und bedauere, nicht kommen zu können. Unterzeichnet war der Brief mit Bonita Devlon.
Der Professor hatte Wichtigeres zu tun, als seine Beete umzustechen. Letzte Nacht hatte er Line versprochen, dass sie ganz bestimmt einen Ausweg aus dem Dilemma finden würden. Einigermaßen beruhigt, hatte Line sich schließlich von ihm verabschiedet und war nach Hause gegangen.
Sich selbst aber machte der Professor nichts vor. Es sah so aus, als seien sie am Ende ihrer Weisheit angelangt. Was sie auch anstellten, die Gegenseite erwies sich regelmäßig als überlegen. Nicht, dass ihn das überrascht hätte; dass Bonita Devlon und ihre Helfer alles andere als Laien waren, hatte er schon bei der ersten Begegnung gespürt. Wollten sie diesen jungen Mann also retten, dann mussten sie es auf einen mit allen Mitteln geführten Kampf gegen die Mächte des Bösen ankommen lassen.
„Wir dürfen nicht vergessen, dass sie nichts Verbotenes tun“, hatte er Line und Dan klargemacht. „Andy kann kommen und gehen, wie es ihm beliebt. Wenn er keinen Wert darauf legt, das Haus zu verlassen, ist das seine Sache. Wir können also die Leute keinesfalls wegen Freiheitsberaubung anzeigen.“
Leider schien auch die Zeit für die Gegenpartei zu arbeiten, denn der Professor war sicher, dass die Leute nicht rein zufällig ausgerechnet jetzt in das Leben des jungen Mannes eingegriffen hatten, wenige Tage vor dem 30. April. An diesem Tag hatte Andy Geburtstag, und es war zugleich auch die Walpurgisnacht. Der Professor war überzeugt, dass sich an diesem Datum etwas Teuflisches zusammenbraute. Und es waren nur noch wenige Tage bis dahin.
Zu alledem hatten die anderen noch den ungeheuren Vorteil, dass die schwarze Magie für den Professor nichts weiter als ein Hobby war, während sie sie mit vollem Ernst betrieben. Sie waren in sämtlichen Hexenkünsten zu Hause, während er kaum mehr als ein Amateur war. Ließ er sich jedoch auf einen Kampf mit ihnen ein, dann durfte er nicht verlieren; darüber gab er sich keinen Täuschungen hin.
Deshalb hatte er den Vormittag damit verbracht, sich zu wappnen. Er war in ein Haus gegangen, in dem eine mehr oder minder geheime Gesellschaft, die sich mit okkulten Dingen beschäftigte, ihren Sitz hatte. Man kannte ihn in dieser Gesellschaft, und da ihr Sekretär zu seinen guten alten Freunden zählte, ließ man ihn unbehindert ein. Er hatte die Angelegenheit mit seinem Freund erörtert und außerdem in verschiedenen, teilweise vergriffenen alten Büchern nachgeschlagen.
Von dem Besuch kehrte er ziemlich bedrückt heim. Ihm war nun erst recht klar geworden, wie wenig er eigentlich wusste. Die Situation wurde immer auswegloser.
„Dass ich unsere Miss Devlon für die Hauptperson hielt, war jedenfalls ein Fehler“, erklärte der Professor, als Line und Dan zu ihm kamen. „Mein Irrtum ist erklärlich, da sie tatsächlich über ausgezeichnete Fähigkeiten verfügt. Unter normalen Umständen würden ihre Künste spielend ausreichen. Deshalb hielt ich die anderen bloß für ihre Helfer. In Wirklichkeit ist es jedoch Walton, der die Befehle erteilt. Ich hätte ihn erkennen sollen, aber ich bin ihm vorher noch nie persönlich begegnet, und wenn ich früher von ihm hörte, dann jedes Mal unter einem anderen Namen.“
„Das heißt also, dass er
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