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007 - Satans Bogenschütze

007 - Satans Bogenschütze

Titel: 007 - Satans Bogenschütze Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A.F.Morland
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und tobte im Krankenhaus, aber das machte seine Frau auch nicht mehr lebendig. Er verklagte die Ärzte wegen fahrlässiger Tötung. Man zahlte ihm siebzigtausend Pfund aus. Aber kann man den Wert eines Menschen überhaupt mit einem Geldbetrag festsetzen?
    Wenn er nicht seine Arbeit und seinen neunzehnjährigen Sohn gehabt hätte, die ihn aufrechthielten, hätte er wahrscheinlich einen Strick genommen und seinem Leben ein Ende gesetzt.
    Ein Jahr nach dem Tod seiner Frau kehrte Walshs Sohn von einer Urlaubsreise aus Tunesien zurück. Mit Fieber. Der Hausarzt meinte, das würden sie schon wieder hinkriegen, es bestünde kein Grund, sich um den Jungen Sorgen zu machen.
    Aber das Fieber war hartnäckig, ließ sich nicht senken. Der Junge nahm rapid ab. Das Fieber verzehrte ihn bei lebendigem Leibe.
    Nach einer Woche war der Hausarzt mit seinem Latein am Ende. Er ordnete die Einlieferung in ein Hospital an, doch auch da konnte man dem Jungen nicht helfen. Er litt an einer rätselhaften Viruskrankheit, gegen die es kein Mittel gab.
    Täglich war Joel Walsh mehrere Stunden bei seinem Jungen im Krankenhaus. Er sagte ihm, es würde alles wieder gut werden, aber sie wußten beide, daß es nicht stimmte.
    Bei jedem Abschied weinten sie.
    Und dann kam Joel Walsh einmal ins Hospital, und seinem Sohn ging es nach langem wieder etwas besser. Er schnappte vor Freude beinahe über, fing wieder zu hoffen an.
    Tags darauf war der Junge tot. Eine Schwester drückte Joel Walsh die Kleider seines Sohnes in die Hand und sagte ihm, daß der Junge in der Nacht gestorben sei.
    Ohne Schmerzen. Er habe es nicht einmal mitgekriegt. Er sei einfach hinübergedämmert. Ein schwacher Trost.
    Walsh ging an diesem Tag nicht nach Hause. Er hätte es daheim nicht ausgehalten. Er zog von Kneipe zu Kneipe und trank so lange, bis er irgendwo besinnungslos zusammenbrach.
    Am nächsten Tag machte er dasselbe, und in den darauffolgenden Wochen und Monaten war er immer wieder schwer betrunken. Er ließ sich gehen, kam oft unrasiert und mit glasigen Augen zur Arbeit, wurde unzuverlässig. Den Job des Zentraleinkäufers bekam jemand anders.
    Walshs Vorgesetzter holte ihn mehrmals zu einer Aussprache unter vier Augen in sein Büro. Er stellte ihm ein Ultimatum. Es nutzte nichts. Joel Walsh fand keinen Halt mehr. Er rutschte mehr und mehr ab, verlor seinen Posten, den Wagen, die Wohnung, landete in der Gosse. Hier war die Talfahrt zu Ende.
    Heute war Joel Walsh ein Penner, der durch die Straßen der Stadt gammelte, den Winter in Kaufhäusern und U-Bahn-Schächten verbrachte, um Geld bettelte und jeden Shilling in Alkohol umsetzte.
    Niemand fragte sich, wie das, was er heute war, aus ihm hatte werden können. Die Leute machten einen Bogen um ihn, verachteten oder ignorierten ihn. Er war ein Ausgestoßener, mit dem niemand mehr zu tun haben wollte. Für sein Schicksal interessierte sich keiner.
    An diesem Abend trieb er sich im Hafen herum, auf der Suche nach etwas, das man verkaufen konnte.
    Die Lichter eines Wagens tanzten herum. Er zog sich hinter grob gezimmerte Kisten zurück, die mit einer dicken grauen Plastikfolie zugedeckt waren. Das Fahrzeug, ein neuer, schnittiger Jaguar, hielt an. Dunkel schimmerte der polierte Lack.
    Joel Walsh lugte hinter den Kisten hervor.
    Ein Liebespärchen, das hier ein Schäferstündchen verbringen wollte? Wer einen solchen Wagen fuhr, sollte sich eigentlich auch ein Hotelzimmer leisten können.
    Walsh sah nur eine Person im Fahrzeug. Die Scheinwerfer erloschen. Der Fahrer stieg aus.
    Er muß einen Kopfschuß haben, dachte Joel Walsh. Trägt am Abend eine Sonnenbrille. Gleich wird er auf die Nase fallen.
    Aber der Mann fiel nicht. Er machte einen Rundgang, schien etwas zu suchen. Er kam auch an den Kisten vorbei, hinter denen der Penner hockte. Walsh machte sich ganz klein. Er wollte nicht entdeckt werden. Vielleicht war dieser Kerl ein Gangster. Es war besser, mit solchen Leuten nicht in Berührung zu kommen.
    Der Mann fand etwas. Ein Stück Eisen. Er trug es zum Rand der Kaimauer, kehrte zum Jaguar zurück, öffnete den Kofferraum und hob etwas hervor. Etwas Längliches, Bewegliches, Baumelndes.
    Die Erkenntnis traf Joel Walsh wie ein Faustschlag ins Gesicht.
    Großer Gott, der Kerl trägt eine Mädchenleiche!
    Walshs Herz fing zu hämmern an. Delirium tremens? War es bei ihm endlich so weit? Er wartete schon lange darauf, daß ihn der Alkohol verrückt machte. Die einen sahen weiße Mäuse, die andern grüne Männchen.
    Und er

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