007 - Satans Bogenschütze
Kraft und Ausdauer. Er baute ab, der Ex-Dämon hingegen nicht.
George Gabby verlor die Geduld. Er setzte alles auf eine Karte.
Seine Faustkanonade blieb in Mr. Silvers genauer Deckung hängen.
Eine Gerade des Ex-Dämons erschütterte den Gangster schwer, und von diesem Moment an ging es mit George Gabby rasch bergab.
Mit seinen nächsten Angriffen machte er sich nur noch lächerlich, und dann bekam er einen Teil der Prügel zurück, die er dem Juwelier Raoul Kellerman in Jeremy Churchs Auftrag verabreicht hatte.
Als das Schwergewicht fix und fertig war, zerrte Mr. Silver den Mann hoch und stieß ihn gegen einen Kastenwagen. »Ich hoffe, das wird dir eine Lehre sein!« knurrte der Ex-Dämon. »Sieh dir in Zukunft die Leute besser an, die du anpöbelst. Du könntest noch mal an den Falschen geraten.«
Ein dünner Blutfaden sickerte aus Gabbys Mundwinkel. Er wischte ihn mit dem Handrücken ab. So harte Dresche hatte er noch nie bezogen. Er hatte auf einmal Respekt vor Mr. Silver, wollte nicht noch mal Bekanntschaft mit dessen schweren Fäusten machen.
»Ich habe drinnen nicht zufällig zugesehen«, eröffnete der Ex-Dämon dem ehemaligen Boxer.
»Das habe ich mir gedacht. Was willst du von mir?«
»Eine Auskunft. Du warst mit Trevor Bloom bei Raoul Kellerman. Er wird sich bestimmt freuen, wenn ich ihm erzähle, daß du die Hucke von mir vollgekriegt hast. Er scheint dich nicht besonders zu mögen, und wir beide wissen auch, weshalb.«
Gabbys Miene verfinsterte sich. »Ich weiß überhaupt nichts. Ich kenne keinen Raoul Kellerman.«
Der Ex-Dämon tippte mit dem Zeigefinger auf Gabbys Stirn. »Da drinnen scheint mehr als bloß eine Schraube locker zu sein. Kein Wunder. Wenn man wieder so viele Schläge auf den Schädel gekriegt hat, muß ja mal was kaputtgehen. Dein Erinnerungsvermö- gen hat Löcher wie ein Schweizer Käse, wie? Ich kann dir gern auf die Sprünge helfen: Ihr wart vorgestern abend bei Kellerman, du hast den Juwelier nach allen Regeln der Kunst zusammengenagelt, und dann habt ihr Jane Jingle mitgenommen. Schwere Körperverletzung. Kidnapping. Junge, da steht dir allerhand ins Haus.«
»Vorgestern abend? Da hat es doch so furchtbar geschüttet. An diesem Abend habe ich mich nicht aus dem Haus gerührt. Dafür kann ich sogar einen Zeugen auftreiben, wenn es sein muß.«
»Den du vorher bestichst, nicht wahr?«
»Mann, du bellst den falschen Baum an. Ich habe nichts verbrochen.«
In der Lesart wäre es ewig weitergegangen. George Gabby hätte die Tat nicht einmal zugegeben, wenn ihn hundert Leute als den Täter identifiziert hätten, ja nicht einmal dann, wenn er noch das Blut des Juweliers an seinen Fäusten gehabt hätte.
Wenn Mr. Silver etwas aus ihm herauskriegen wollte, mußte er sich helfen. Die perlmuttfarbenen Augen des Ex-Dämons richteten sich auf den Verbrecher. In Mr. Silvers Blick war plötzlich etwas Zwingendes. Eine hypnotische Kraft wirkte auf den Gangster ein, der sich George Gabby nicht entziehen konnte.
»Du wirst jetzt schön bei der Wahrheit bleiben, verstanden?« sagte der Ex-Dämon ruhig.
»Ja«, antwortete das Schwergewicht lammfromm.
»Ihr wart bei Kellerman.«
»Ja. Ich habe ihn verprügelt, wie es mir Jeremy Church aufgetragen hatte.«
»Und dann habt ihr Jane Jingle mitgenommen.«
»Ja, wir brachten sie zu Church. Er hat sie geschlagen, zur Strafe, weil sie ihn verlassen hatte. Er sagte, beim nächstenmal würde er sie umbringen.«
»Und weiter?«
»Ich fuhr nach Hause.«
»Und Jane?«
»Die übernahm Trevor.«
»Wohin hat er sie gebracht?«
»Das weiß ich nicht. Ich nehme an, er sperrte sie in irgendein Haus von Jeremy Church. Ich habe keine Ahnung, in welches. Es hat mich nicht interessiert, deshalb habe ich ihn nicht danach gefragt. Für mich ist die Sache erledigt.«
»Irrtum, das ist sie noch lange nicht«, sagte Mr. Silver. »Du wirst deinen Freund Trevor Bloom jetzt anrufen und ihn nach Janes Aufenthaltsort fragen.«
Der Gangster nickte folgsam. Mr. Silver begab sich mit ihm in das Gebäude. Rechts, neben den Toiletten und Umkleideräumen, gab es zwei Telefonzellen. Sie betraten eine. George Gabby kramte in seinen Taschen herum. Der Ex-Dämon gab ihm eine Münze. Gabby warf sie ein und wählte Trevor Blooms Nummer. Er mußte den Hörer so halten, daß Mr. Silver mithören konnte.
Bloom meldete sich nach dem vierten Läuten. »Hier ist George«, sagte das hypnotisierte Schwergewicht.
»Was gibt’s, George?«
»Hör mal, wo hast du eigentlich
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