007 - Satans Bogenschütze
sterben!«
Sie stieß sich ab und rannte durch das große Wohnzimmer. Craig Hogan bückte sich und griff mit beiden Händen nach dem Teppich.
Blitzschnell riß er daran. Jacqueline Skerritt verlor das Gleichgewicht. Wieder schrie sie auf, griff mit den Händen in die Luft, schlug lang hin.
Der Zombie lachte rauh.
Jacqueline kämpfte sich atemlos hoch.
Hogan erreichte sie.
Kalte Hände legten sich um ihren Hals.
Totenhände!
Ihr greller Schrei erstickte im unbarmherzigen, mörderischen Würgegriff des Zombies. Sie bekam keine Luft mehr.
Panik raste in ihr hoch. Sie schlug wild um sich. Todesangst peinigte sie. Verzweifelt versuchte sie sich von den kalten Totenhänden zu befreien. Sie schaffte es nicht. Ihre Kräfte ließen nach.
Das Herz wollte ihr bersten. Ihr schwanden die Sinne. Die Beine knickten ein. Doch Craig Hogan ließ sie noch nicht los. Erst als er sicher war, daß sie nicht mehr lebte, lösten sich seine harten Hände von ihrem Hals. In seinem fahlen Gesicht war keine Spur von Reue zu entdecken.
Er war ein anderer geworden.
Gewalt war ihm nun nicht mehr verhaßt. Sie war zu einem Bestandteil von ihm geworden.
***
Sean Sullivan blickte grinsend auf den bewußtlosen Privatdetektiv zu seinen Füßen. Er steckte seinen Totschläger ein, mit dem er den Fremden von den Beinen geholt hatte, und half Trevor Bloom auf die Beine.
»Da bin ich ja genau im richtigen Augenblick gekommen«, meinte Sullivan. Sein Gesicht war so verwittert wie das eines alten Cowboys. »Der Bursche hat dich ganz schön fertig gemacht.«
»Ja«, knurrte Bloom und versetzte dem Detektiv einen wütenden Tritt.
»Wer ist der Knabe?«
»Tony Ballard, ein verdammter Schnüffler.«
»Was will er von dir?«
»Er sucht Jane Jingle.«
»Du hast ihm doch nicht gesagt, wo er sie finden kann.«
»Wofür hältst du mich?«
»Möglich, daß er es aus dir herausgeprügelt hätte.«
Blooms Augen wurden schmal. »Das hätte er nie geschafft. Mich kann man totschlagen. Wenn ich etwas nicht sagen will, dann sag’ ich’s nicht. Faß mit an.«
Die Gangster ergriffen Tony Ballard und trugen ihn ins Wohnzimmer. Sie warfen ihn auf die Couch. Bloom kehrte in die Diele zurück, schloß die Wohnungstür, hob seinen Ballermann auf und steckte ihn in die Schulterhalfter.
Sean Sullivan bediente sich an der Hausbar selbst. Er spritzte sich Soda in den Whisky. »Ich darf doch«, sagte er und hob sein Glas.
»Fühl dich hier wie zu Hause«, gab Bloom zurück. »Gib mir auch was zu trinken. Ich muß den Ärger hinunterspülen.«
Sullivan lieferte einen Whisky-Soda bei ihm ab. Er wies auf Tony Ballard. »Was soll mit ihm geschehen?«
»Weiß ich noch nicht. Ich werde den Boß fragen. Dem ist er heute auch schon auf den Wecker gegangen.« Bloom erzählte dem Freund, was sich Tony Ballard erlaubt hatte.
Sean Sullivan wiegte den Kopf. »Junge, junge, der Knabe kann doch nicht ganz dicht sein.«
Trevor Bloom leerte sein Glas, dann begab er sich zum Telefon, um zu hören, was Jeremy Church zu sagen hatte. Es wäre wohl das Vernünftigste gewesen, den Detektiv umzulegen, denn nur ein toter Schnüffler ist ein guter Schnüffler. Wenn sie Tony Ballard am Leben ließen, würde er ihnen immer wieder in die Quere kommen.
Dieser Bursche gehörte zu der ganz hartnäckigen Sorte. Der gab erst auf, wenn er sein Ziel erreichte – oder wenn er tot war.
***
Craig Hogan schob seine Totenarme unter die Leiche. Er war jetzt wesentlich kräftiger als zu Lebzeiten. Federleicht schien das tote Mädchen für ihn zu sein. Ohne Anstrengung hob er sie hoch und trug sie aus dem Haus. Er legte sie in den Kofferraum seines Jaguars, kehrte ins Haus zurück, holte sich seine Sonnenbrille und setzte sie wieder auf.
Jacqueline hätte eine Chance gehabt, mit dem Leben davonzukommen, wenn sie nicht so neugierig gewesen wäre.
Das Geheimnis der Hölle mußte gewahrt bleiben.
Ohne Eile verließ der Bankier sein Haus. Er stieg in seinen Wagen und startete. Die Dämmerung war inzwischen so weit fortgeschritten, daß Hogan die Fahrzeugbeleuchtung einschalten mußte.
Der Jaguar rollte durch die Grundstückseinfahrt, bog links ab, gewann an Tempo, ohne jedoch die erlaubte Geschwindigkeit zu überschreiten. Immerhin hatte Hogan eine Fracht im Kofferraum, mit der er nicht erwischt werden wollte.
Er beabsichtigte, das tote Mädchen im Hafengebiet loszuwerden.
Ein Stück Eisen an die Beine und ab mit ihr in die Themse. Kein Mensch würde Jacqueline Skerritt je wiedersehen.
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