007 - Satans Bogenschütze
dem Papier schon beinahe einen Fahrplan. In dieser Form hätte Woody Hyde den Artikel nicht in die Setzerei bringen können. Kein Mensch hätte sich mehr ausgekannt.
Hyde ging daran, eine Reinschrift anzufertigen.
Mit flinken Fingern hämmerte er auf der elektrischen Schreibmaschine die erste Seite herunter. Nur ein einziger Tippfehler. Er war mit seiner Leistung zufrieden, spannte das nächste Blatt ein.
Da lenkte ihn plötzlich etwas ab.
Von Hüfthöhe aufwärts bestanden die Wände seines Büros aus geripptem Glas. Man konnte nicht hindurchsehen, aber wenn auf dem Gang jemand vorbeiging, zeichnete er sich als Schemen auf der Glaswand ab.
Und dort draußen bewegte sich etwas. Etwas Violettes!
***
Die Gestalt erreichte die Bürotür. Ein Fußtritt stieß sie auf, und im gleichen Augenblick sah Woody Hyde einen violetten Bogenschützen!
Der Kerl hatte auf ihn angelegt. Ein Lichtpfeil lag auf der schwarzen Sehne. Hyde kam nicht auf die Idee, daß er einen Höllenboten vor sich hatte. Sein Instinkt sagte ihm nur, daß er in Lebensgefahr schwebte. Dieser Mann, der so lächerlich kostümiert war, wollte ihn zweifelsohne töten.
Yercell, Satans Bogenschütze, ließ die Sehne los.
Woody Hyde reagierte in Gedankenschnelle. Er ließ sich vom Schreibtischstuhl fallen. Der Tisch bot ihm Deckung.
Der Lichtpfeil fegte wie ein Blitzstrahl über Hyde hinweg, hämmerte in den Fensterrahmen und zerbarst klirrend, als bestünde er aus Glas.
Hyde sprang auf. Es gab eine Verbindungstür zum Nachbarbüro.
Er hetzte darauf zu.
Der unheimliche Killer riß einen neuen Pfeil aus dem Köcher.
Woody Hyde erreichte die Tür, warf sie zur Seite, stürmte durch den angrenzenden Raum. Sekunden später befand er sich auf dem Gang.
Für ihn stand fest, daß Jeremy Church diesen seltsamen Bogenschützen geschickt hatte, und er schwor sich, mehr denn je an der Vernichtung des Gangsterbosses zu arbeiten. Dazu war es aber nötig, daß er sich in Sicherheit brachte.
Satans Bogenschütze federte aus Hydes Büro.
Er schoß den zweiten Lichtpfeil auf den Journalisten ab.
Der Gang knickte nach links weg. Woody Hyde warf sich regelrecht in diese Richtung. Und diesmal verfehlte ihn der Pfeil nur um Haaresbreite. Das Lichtgeschoß hackte gegen die Mauer und löste sich auf.
Woody Hyde erreichte die Feuertreppe. Immer zwei Stufen auf einmal nehmend, jagte er sie hinunter. Der unheimliche Bogenschütze war ihm auf den Fersen. Hyde legte drei Etagen zurück, dann rüttelte er an der Eisentür, die in den Hof führte. In der Eile brachte er sie nicht auf. Er hatte keine Zeit, hastete weiter, gelangte in den Heizraum. Zwischen Rohren verschiedener Größe und Farbe verbarg er sich.
Yercell erschien.
Woody Hydes Herz trommelte wie verrückt gegen die Rippen.
Schweißtropfen rannen dem Journalisten in die Augen; das brannte.
Er atmete mit offenem Mund, während er den violetten Bogenschützen nicht aus den Augen ließ. Mit pantherartigen Bewegungen kam der unheimliche Killer näher. Zielstrebig, als wüßte er genau, wo sich sein Opfer befand.
In fieberhafter Hast überlegte Hyde, wie er sich verhalten sollte.
Versteckt bleiben?
Flucht?
Angriff?
Was war das Beste?
Mit einer fließenden Bewegung zog Yercell den dritten Lichtpfeil aus dem Köcher. Ihm sollte Woody Hyde nicht mehr entgehen.
Der Journalist entschied sich für einen Angriff. Er wollte sich auf den Bogenschützen stürzen und ihn niederschlagen. Er war kein Schwächling, und in seiner aktiven Judozeit hatte er es bis zum blauen Gürtel gebracht. Man rostet zwar mit der Zeit ein, aber man vergißt nichts, und wenn Gefahr droht, ist alles wieder voll da.
Hyde spannte die Muskeln.
Die violette Gestalt war noch vier Meter entfernt. Es fiel Woody Hyde schrecklich schwer, sich zu beherrschen. Er preßte die Kiefer zusammen und wartete auf den richtigen Moment.
Drei Meter!
Noch nicht, sagte sich der Journalist. Es ist noch zu früh für einen Angriff. Laß dir Zeit. Du darfst nichts überhasten…
Zwei Meter!
Jetzt! schrie es in Woody Hyde. Gleichzeitig flitzte er hoch, flankte über die Rohre und stürzte sich auf die violette Erscheinung.
Seine Angst und seinen Haß auf Jeremy Church legte er in seine Fäuste. Wild hieb er auf den Bogenschützen ein. Er traf mehrmals den Kopf des Violetten, doch der Kerl zeigte keine Wirkung. Hyde packte ihn. Mit einem blitzschnellen Wurf wollte er ihn zu Boden schleudern, doch Yercell entglitt ihm wie ein riesiges Stück nasse
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