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007 - Stadt der Illusionen

007 - Stadt der Illusionen

Titel: 007 - Stadt der Illusionen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: STAR GATE - das Original
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Shabran nur geträumt …
    Ächzend robbte Tritar zur Seite, um es einem anderen Soldaten zu ermöglichen, sich hinter dem spärlichen Schutz der Erdwallreste zu verschanzen.
    Wieso habe ich das geglaubt? , fragte er sich. Wieso habe ich akzeptiert, Tritaret aus Shan und nicht Tritar aus Shabran zu sein?
    Aber er hatte es gar nicht akzeptiert.
    Er war den Weg durch Shans Mund gegangen. Er hatte mit seinem Leben abgeschlossen und den Tod für die Gottheit gewählt. Selbst als er in Shan erwachte, hatte er nicht wirklich geglaubt, noch zu leben.
    Er hatte hingenommen, was man ihm gesagt hatte, ohne es zu hinterfragen. Willenlos hatte er sich als Soldat rekrutieren lassen.
    Ein lauter, lang gezogener Schrei brachte ihm die Wirklichkeit des Schützengrabens in Erinnerung zurück. So heftig, dass es ihn schmerzte, ruckte er den Kopf in die Richtung, aus der der Schrei gekommen war.
    Dort wälzte sich ein Mann auf dem Boden, dessen Kleidung Feuer gefangen hatte. Voller Panik schlug er wild mit den Armen um sich, anstatt zu versuchen, den Brand gezielt zu ersticken.
    Er muss zu langsam gewesen sein , dachte Tritar, um sich vor der Salve der nach ihm schießenden Soldaten in Sicherheit zu bringen.
    Und immer noch feuerten die Söldner ihre todbringenden Energiestöße ab.
    »Aufhören!«, rief Tritar. »Hört doch endlich auf!«
    Wie durch Magie wurde das Feuer eingestellt. Die plötzliche Stille wirkte nach dem Schusslärm unnatürlich eindringlich.
    Tritar ignorierte den Schmerz in seinen Muskeln, sprang auf und rannte auf den Verletzten zu. Er warf sich auf ihn und erstickte mit seinem Körper die Flammen.
    Das Schreien des Mannes verstummte; eine gnädige Ohnmacht hüllte ihn ein.
    »Was tust du da?«, brüllte neben Tritar eine barsche Stimme. »Wer hat dir gesagt, dass du ihm helfen sollst?« Der Ausbildungsleiter funkelte ihn wütend an.
    »Aber … aber …« Tritar suchte nach Worten.
    »Kein aber! Dein Platz ist dort, wohin man dich postiert! Du hast zu tun, was man dir sagt. Das Denken erledigen andere für dich!«
    »Aber er war mein Gefährte! Ich musste ihm doch helfen, sonst wäre er …«
    »Er muss lernen, den Befehlen zu gehorchen … und zwar schnell genug. Oder soll ich ihm persönlich hinter den Schutzwall helfen? Ihm vielleicht eine Leiter aufstellen, damit er nicht springen muss?«
    Tritar schnappte nach Luft. Das war das wirkliche Shan … nicht die Gottheit, die er zu finden gehofft, von der er vielleicht sogar Hilfe erwartet hatte, sondern eine Insel voller böswilliger Menschen, die sinnlos träumten oder ebenso sinnlose, brutale Befehle erteilten.
    Und doch … Shan war eine Gottheit. Jahrzehntelang hatte er diesen Glauben verteidigt. Er konnte ihn nicht einfach über Bord werfen wie lästigen Ballast; er war Teil seines Lebens, fast sogar wichtiger als sein Leben, denn im Glauben an Shan hatte er sein Leben geopfert.
    Oder … opfern wollen?
    Eine abstruse Idee stieg in Tritar empor. Was, wenn die Menschen von Shan Götter waren, der alte Glaube, die alten Bräuche in Shabran im Kern doch richtig waren? Niemand in Shabran hatte eigentlich so richtig gewusst, worum es sich bei Shan handelte, Shan, dem Gott der Großen Verwüstung.
    Eine Gottheit … oder eine Stadt von Gottheiten, wo war da der Unterschied?
    Er spürte, wie die gleiche Lethargie, die ihn nach dem Erwachen in Shan überkommen hatte, wieder zu ergreifen drohte.
    Oblag es ihm überhaupt, die Entscheidungen des Ausbildungsleiters zu kritisieren, ja, zu überdenken? Hatte er sie nicht lediglich zu befolgen?
    Es fiel ihm nicht leicht. Er war Quellherr gewesen; er hatte über Leben und Tod eines jeden seiner Clansleute zu entscheiden gehabt. Sein Wort war Gesetz gewesen; er hatte Recht gesprochen, aber er hatte auch Pflichten zu erfüllen, Verantwortung zu tragen.
    Vielleicht war er für die untersten seiner Clansleute auch so etwas wie ein Gott gewesen?
    Vielleicht hatte er verlernt, sich in diejenigen hineinzudenken, für die sein Wort Gesetz gewesen war?
    »Aber«, sagte er, mehr zu sich selbst als zu dem Ausbildungsleiter, »er war doch mein Gefährte, wir sollten doch zusammen kämpfen. Hätte ich ihm nicht geholfen, er wäre gestorben. Keiner tat doch etwas, ich war der einzige, der ihm zu Hilfe gekommen ist …«
    »Im Ernstfall wäre durch deine Zügellosigkeit unsere gesamte Mission in Gefahr geraten.«
    Nein , dachte Tritar, wenn es noch so etwas wie Gerechtigkeit geben sollte, wenn die Bürger Shans nicht nur Shaner sind,

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