0070 - Die Brücke ins Jenseits
Knie waren so weich, daß sie unbedingt sitzen mußte.
Dolch und Säbel lagen außer Reichweite des gefesselten Türken auf einer Kommode beim Fenster.
Mehmet lachte mit einemmal dämonisch auf. »Denkt ihr, ihr habt mich schon besiegt? Wenn ich will, kann ich diese lächerlichen Fesseln sprengen!«
»Tu’s doch!« sagte Nicole Duval mit fanatisch funkelnden Augen.
Es war ein Bluff von Mehmet. Sie wußte es. Denn wenn er die Möglichkeit gehabt hätte, sich von den Fesseln zu befreien, hätte er es sicherlich längst getan.
»Du Ekel!« schrie Mehmet Zamorras Sekretärin an. »Du häßliche Kröte. Hau ab, ich kann dich nicht mehr sehen.«
»Halt dein blödes Maul!« brüllte Bobby Fuchs den Türken wütend an. »Die Polizei ist bereits verständigt. Du kriegst, was dir zusteht.«
»Was redest du da, du Stinktier? Ich habe nichts zu befürchten. Sie sollen nur kommen. Ich werde sie umbringen. Einen nach dem andern. Jawohl, das werde ich tun. Wer Hand an mich legt, ist des Todes. Und euch Drecksviecher nehme ich mir als erste vor!«
Fuchs riß zornig die Faust hoch. »Verdammt, wenn du jetzt nicht auf der Stelle ruhig bist, schlage ich dir das Gesicht zu Brei, du idiotischer Hans-Wurst!«
Mehmet bäumte sich auf und spie dem Fotografen mitten ins Gesicht. Angewidert wischte sich Fuchs den klebrigen Speichel ab.
Dann konnte er sich nicht länger zurückhalten. Mit einem heiseren Wutschrei warf er sich auf den Türken und drosch mit seinen Fäusten so lange auf Mehmets Gesicht, bis Bill Fleming sich auf ihn stürzte und ihn von dem Türken wegriß.
»Hören Sie auf!« keuchte Bill, während er Mühe hatte, Fuchs festzuhalten.
Der Fotograf versuchte sich dem Griff Bills zu entwinden. »Lassen Sie mich los. Lassen Sie mich doch los, verdammt…«
»Wollen Sie ihn erschlagen?«
»Ja! Ja! Ja! Das will ich!«
Mehmet verzerrte das blutige Gesicht. Die Lippen waren dick angeschwollen. Die Augen waren fast zu. In den Wangen schien Mehmet Watteklümpchen zu tragen. Sein Atem rasselte schwer. Aus Mund und Nase floß Blut.
Mit haßerfüllten Augen starrte er Fuchs an. »Dafür«, knurrte er ganz hinten in der Kehle, »werde ich dich als ersten umbringen!«
»Schluß jetzt!« fuhr Nicole Duval ärgerlich dazwischen. Sie wollte dem Türken noch ein paar Fragen stellen, bevor die Polizei kam und ihn abholte. Mit festem Blick starrte sie Mehmet an.
»Was willst du Miststück von mir?« fauchte Mehmet sie an.
»Du kannst mich nicht beleidigen!« zischte Nicole schroff. »Du wirst mir jetzt ein paar Fragen beantworten!«
»Wie ist dein Name?« fragte Nicole den Türken.
»Mehmet heiße ich!« schrie ihr der Türke ins Gesicht. »Merke dir diesen Namen gut. Mehmet! Es ist der Name deines Henkers!«
Nicole blieb ungerührt. Sie wies auf die Pluderhose. »Weshalb diese Maskerade?«
»Es ist meine Kleidung. Immer schon gewesen!«
»Wie heißt der andere?«
»Ahmet!«
»Woher kommt ihr?«
»Türken sind wir. Aus Konstantinopel kommen wir.«
»Du meinst Instanbul«, sagte Nicole Duval.
»Konstantinopel!«
»Was hattet ihr im Allgemeinen Krankenhaus zu suchen?«
»Das verrate ich dir nicht, du dreckiges Luder!« keuchte Mehmet mit funkelnden Augen. Er bäumte sich in den Fesseln auf. »Krepieren werdet ihr. Alle. Ahmet und ich haben euch den schlimmsten Tod gebracht, den ihr euch denken könnt. Verrecken werdet ihr. Wie die Ratten. Jawohl, wie die schäbigen Kanalratten!«
»Wer hat euch den Auftrag erteilt?« fragte Nicole scharf.
»Omar Namsi.«
»Wer ist das?« wollte Nicole wissen.
»Unser Herr und Meister. Ein mächtiger Mann. Der mächtigste Mann, den es gibt!«
»Wo lebt er?«
»Da, wo ich herkomme.«
»Und woher kommst du?«
»Das geht dich einen Dreck an, du widerliche Schlampe!« brüllte Mehmet aus vollem Hals.
»Jetzt habe ich aber genug!« schrie Bill Fleming dazwischen.
»Still, Bill!« sagte Nicole aufgeregt.
»Hör mal, es reicht. Ich kann nicht mehr mit anhören, wie dich dieser Kretin beleidigt.«
Mehmet lachte schaurig. »Hahaha. Er kann die Wahrheit nicht hö- ren!«
Fleming wollte sich zur gleichen Unbeherrschtheit hinreißen lassen wie vorhin Bobby Fuchs. Nicole fiel ihm jedoch in die Arme und drängte ihn mühsam ab.
»Beruhige dich, Bill. Mit Prügel erreichst du bei ihm gar nichts.«
»Aber mir würde es Berge geben, ihn verdroschen zu haben!« fauchte Fleming mit glühenden Wangen.
»Wir sollten danach trachten, ihn zum Sprechen zu bringen«, sagte Nicole Duval
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