Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

0070 - Die letzten Tage von Atlantis

Titel: 0070 - Die letzten Tage von Atlantis
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
war Einkaufs- und Kulturzentrum für unsere weitverstreuten Kolonisten, die praktisch den gesamten Kontinent besiedelt hatten.
    Unsere Begleitfahrzeuge schufen mit schrillenden Lärmpfeifen freie Bahn. Die in bunte, handgewebte Stoffe gekleideten Eingeborenen sanken ehrfurchtsvoll in die Knie. Es war mir peinlich, die von Natur aus intelligenten Leute dieser Welt in einer derart devoten Haltung zu sehen. Tarts und die Männer des Kolonisationskommandos hielten jedoch eine gewisse Verherrlichung unserer Personen für erforderlich.
    Zu meiner Überraschung meinte der alte Kommandant grollend: „Wir sollten versuchen, die intelligenten Männer dieses Volkes durch schnelle Hypnoseschulungen auszubilden. Es wird sich dabei erweisen, ob ihr Geistesvolumen für eine Erfassung unserer Technik bereits ausreichend ist!"
    Ich nickte ihm ironisch zu. Mein alter Eisenfresser schien allmählich friedfertig zu werden. Sonst hatte Tarts zu jenen Arkoniden gehört, die bei einer Landung auf fremden Welten erst einmal die Kanonen schußbereit machten, ehe sie Guten Tag sagten.
    „Es ist bereits veranlaßt worden", entgegnete ich. „Ach...!"
    Ich amüsierte mich über Tarts verblüfftes Gesicht. Als wir die breite Serpentinenstraße zu meinem Administrationspalast hochfuhren, bemerkte ich, daß er die in den Pflanzungen arbeitenden Eingeborenen sehr aufmerksam musterte. Die hochgewachsenen, braunhäutigen Wesen waren körperlich stark und flink. Ob ihre Gehirne ebenso vortrefflich entwickelt waren, würden die ersten Versuche mit den streng geheimen Hypnose-Schnellschulungsgeräten verraten.
    Auf dem bereits fernen Raumflughafen begann es zu donnern. Die Triebwerke der gewaltigen TOSOMA erzeugten einen feurigen Kranz hocherhitzter Luftmassen. Wenn ich zehn Schiffe dieser Klasse besessen hätte, wäre mir wohler gewesen.
    Vierzig Minuten später wurden mir über Bildsprechfunk die von Leutnant Kehene besorgten Meßdaten übermittelt. Die Bordpositronik des Flaggschiffes hatte schnell und zuverlässig gearbeitet.
    Kosol, der neue Chefmathematiker, war am Gerät.
    „Ein natürlicher Vorgang, Erhabener, der sich vielleicht alle fünf Milliarden Jahre einmal wiederholt. Die beiden Zeitebenen streben nach einer gegenseitigen Stabilisierung, was eine energetische Entladung aus dem höher belasteten Dimensionsvolumen bedingt. Die Ausfalltrichter sind identisch mit labilen Energiefeldern von sehr großer Ausdehnung. Durch sie wird eine Angleichung der differierenden Feldströme erreicht. Sie dienen praktisch als Übergangsleiter. Es ist denkbar, daß die Unbekannten die Tatsachen mathematisch erfaßt und für ihre Zwecke ausgewertet haben. Das schnelle Vorstoßen der vier Raumschiffe beweist, daß man den richtigen Augenblick genau erkannt hatte. Desgleichen scheint man gewußt zu haben, wann es Zeit für die Rückkehr war."
    „Und die weiteren Aussichten?" fragte ich grimmig.
    „Für uns schlecht, Erhabener. In etwa vierzehn Tagen wird das Stadium der totalen Auffüllung erreicht sein. Wir können damit rechnen, daß der bis jetzt noch labile Zustand für einige Wochen oder gar Monate eine konstante Zustandsform annimmt."
    Mehr hatte Kosol nicht zu berichten. Ich bedankte mich und schaltete ab. Tarts stand grübelnd an den großen Aussichtsfenstern meines Arbeitszimmers. Wir waren allein.
    „Wir haben zwei Möglichkeiten", sagte er bedächtig. „Wenn wir sofort fliehen, wird diese Welt von einem atomaren Inferno verschont bleiben, aber die hiesigen Lebewesen dürften spurlos verschwinden. Damit ist die natürliche Entwicklung unterbrochen. Wenn wir aber Widerstand leisten, kann es gutgehen! Es kann, wohlgemerkt! Unter Umständen wird sich Nummer drei in einen Glutofen verwandeln."
    Er sah mich nachdenklich an, als ich ruhig entgegnete: „Das waren meine Überlegungen, Alter! Ich lasse es darauf ankommen. Selbst wenn die Hälfte dieser Welt zerstört wird, bleibt noch genug Lebensraum, um die hiesigen Intelligenzen vor dem Untergang zu retten. Wir werden aber versuchen, den Gegner abzudrängen."
    Tarts sagte nichts mehr. Seine breite Hand knallte auf die linke Brustseite. Steif, den mit den Planetensymbolen geschmückten Kommandantenfunkhelm unter den Arm geklemmt, schritt er auf die Tür zu.
    Zwanzig Minuten später meldete er von Bord der TOSOMA aus die Startbereitschaft des Geschwaderflaggschiffes.
    Als ich meinen Regierungssitz verließ, dröhnte bereits die PAITO in den strahlend blauen, wolkenlosen Himmel über Atlantis. Unten,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher