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0070 - Die Teufelsbraut

0070 - Die Teufelsbraut

Titel: 0070 - Die Teufelsbraut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Tenkrat
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Angriff des Dämons. Wie auf ein unhörbares Kommando begannen auf einmal sämtliche toten Tierköpfe zu leben.
    Die geschlachteten Hühner fingen aufgeregt zu flattern an. Sie erhoben sich in die Luft und wirbelten auf uns zu.
    Gleichzeitig lösten sich die Ziegenschädel von den Pfählen. Auch sie sausten wie Geschoße auf uns zu.
    Die Dämonenmauer bekam Risse. Glutrot leuchtete es aus ihnen hervor, und gelber Brodem qualmte an allen Ecken und Enden der Mauer.
    Der Qualm kroch über den Boden.
    Während wir uns auf die durch die Luft fliegenden Köpfe und auf das geschlachtete Federvieh konzentrierten, näherte sich uns der Qualm sehr rasch. Er formte sich zu einer Vielzahl von Händen, die mit zuckenden Fingern über den Boden krabbelten.
    Suko drosch mit seinen Karatefäusten nach alldem Zeug, das durch die Luft flog. Er schoß auf einen Ziegenschädel, der sofort zerplatzte.
    Ich nahm mein Kruzifix ab und drehte es über meinem Kopf an der Kette. Auf diese Weise gelang es mir, mich vor den Attacken des Bösen zu schützen.
    Dabei entging meiner Aufmerksamkeit aber der gelbe Brodem, der sich uns in Gestalt vieler Hände näherte.
    Suko entfernte sich von mir. Wild um sich schlagend machte er zwei rasche Schritte auf die Dämonenmauer zu.
    Die Schwefelhände erreichten ihn. Sie packten ihn sofort. Sie umklammerten seine stämmigen Beine, schlangen sich um seine Leibesmitte und fuhren ihm an die Kehle.
    »John!« gurgelte der Chinese.
    Jetzt erst sah ich, was mit meinem Freund passierte.
    Er war eingehüllt in diesen gelben Brodem, der ihm das Leben nehmen wollte. Ich stürmte los.
    Die gelben Schwaden krochen über Sukos Kopf. Sie hüllten ihn so dicht ein, daß ich meinen Partner nicht mehr sehen konnte.
    Der gelbe Brodem wollte Suko zur Dämonenmauer tragen. Das ließ ich jedoch nicht zu. Mit meinem Silberkreuz schlug ich mitten in die Schwaden hinein.
    Ich hörte ein Zischen und Fauchen. Ein Knurren und Heulen.
    Ich schlug noch einmal in den gelben Nebel hinein. Das wabernde Etwas klaffte daraufhin auseinander. Die Kraft des Guten hatte die Schwefeldämpfe auseinandergerissen.
    Suko war wieder zu sehen.
    Aber er sah besorgniserregend aus.
    Sein Gesicht war verzerrt. Die Augen traten weit aus den Höhlen. Der Chinese riß den Mund weit auf, schien jedoch keine Luft zu bekommen.
    Ich warf mich mitten in die tödlichen Schwaden hinein. Mit dem Kruzifix schälte ich meinen Freund und Kampfgefährten blitzschnell aus dem Gewaber heraus.
    Suko bekam wieder Luft. Er atmete wild. Ich stieß ihn vor mir her. Er stolperte auf den Pfad zu, den wir gekommen waren.
    Im Vorbeieilen griff ich mir meinen Einsatzkoffer. Als wir die Lichtung verlassen hatten, hörten wir das höhnische Gelächter des Dämons.
    ***
    Eine Stunde später saßen wir in Kommissar Orfeu Calamasses Büro.
    Mittlerweile lief die Fahndung nach Zsa Zsa. Wir hätten uns alle darüber gefreut, wenn die Hexe schon in den nächsten Stunden im Netz der Polizei hängengeblieben wäre.
    Aber in Rio de Janeiro wohnen 3,3 Millionen Einwohner. Und die Hexe kannte sicherlich eine Menge guter Verstecke…
    Ich erhob mich und begab mich ebenfalls zur Wandkarte.
    Dabei fiel mir etwas auf, das ich dem Kommissar sofort sagte. Mein Finger stieß auf die Karte.
    »Hier befindet sich die Dämonenmauer«, sagte ich. »Dahinter liegt der verwahrloste Friedhof, um dessen Gräber sich anscheinend niemand mehr kümmert. Dies also ist der Sitz des Dämons von Rio…«
    »Es heißt, daß alles Unheil, das in der Stadt passiert, von hier aus gelenkt wird«, sagte Calamasse.
    Ich nickte. »Davon bin ich überzeugt. Die Dämonenmauer ist der Kern des Bösen. Und nun sehen Sie sich die Anordnung der roten Stecknadeln einmal genau an, Kommissar. Was fällt Ihnen dabei auf?«
    »Sie sind rings um die Dämonenmauer gesteckt«, stellte Calamasse erstaunt fest.
    Ich präzisierte das Ganze. »Der Bus, mit dem Alf Lechenberg unterwegs war, wurde hier gefunden. Seine Leiche lag aber da. Mehrere Meilen vom Bus entfernt.«
    »Was schließen Sie daraus?« fragte Calamasse.
    »Daß Alf Lechenberg nach dem Mord hierhergebracht wurde.« Ich wies auf eine der Nadeln. »Sämtliche Stecknadeln sind von der Dämonenmauer gleich weit entfernt.«
    »Ja, das stimmt«, bestätigte Orfeu Calamasse.
    »Und sämtliche Stecknadeln weisen zueinander dieselbe Entfernung auf. Nur der Abstand zwischen Nadel eins und Nadel sechs ist wesentlich größer. Soll ich Ihnen verraten, warum? Weil hier noch Platz sein

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