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0071 - Mit der letzten Kugel

0071 - Mit der letzten Kugel

Titel: 0071 - Mit der letzten Kugel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mit der letzten Kugel
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Ich wusste nicht, dass die Pistole in meiner Hand mehr Druck dahinter gemacht hatte als die Buchstaben FBI…
    Mit dem Handrücken fuhr ich mir über die geschwollenen Lippen. Mein Magen revoltierte.
    Als ich die Hand besah, war sie rot.
    ***
    Ich wachte etwas später auf, weil ich das Gefühl hatte, auf meinen Lippen lägen glühende Kohlen. Und irgendwie schien mir das Feuer sogar durch die Gurgel zu laufen.
    Als sich die Schleier vor meinen Augen verzogen hatten, erkannte ich das breite Gesicht eines jungen Polizisten. Er hielt mir eine Flasche hin.
    »Trinken Sie, Sir«, sagte er. »Es ist guter alter Whisky…«
    Ich trank. Es lief wie Feuer hinab, aber es riss meine Lebensgeister aus ihrer Schlappheit zurück.
    »Danke«, stieß ich hervor. »Wenn jetzt noch jemand eine Zigarette…«
    Vier uniformierte Arme streckten sich mir entgegen, vier Hände mit Zigaretten. Ich nahm eine und wollte sie mir zwischen die Lippen stecken. Aber ich hatte überhaupt kein Gefühl dafür, wo meine Lippen sein könnten. Die Zigarette fiel zu Boden.
    Ein anderer rauchte eine an und sagte: »Ich kenne das. Man weiß nicht mehr, wo der Mund ist. Erlauben Sie, Sir?«
    Er schob sie mir zwischen die Lippen. Ich tastete mit den Fingern nach und merkte, dass ich sie längst fest zwischen den Lippen hielt, obgleich ich überhaupt nichts davon spürte.
    Es war wie nach drei Spritzen beim Zahnarzt. Pelzige Lippen, die nichts empfinden. Mit den Fingern tastete ich die Lippen ab, wenn ich die Zigarette wieder an den Mund führen wollte.
    »Ich bin Cotton«, sagte ich »FBI. Dies ist der Mann, der vor drei Stunden im Hause Harway in der Baker Street zwei Männer erschoss. Verständigen Sie nur Ihr Hauptquartier. Der Nachtdienst der Kriminalabteilung weiß Bescheid. Und jetzt könnte jemand für mich ein Taxi besorgen…«
    Es waren prächtige Burschen. Sie bemühten sich sehr um mich, und alle hatten eine gehörige Portion Hochachtung im Blick, seit sie sich davon vergewissert hatten, dass Goliath nicht durch eine Kugel, sondern durch meine Hände knock-out gegangen war.
    Sie beruhigten den Taxifahrer, der mich erst nicht mitnehmen wollte.
    »Das ist Agent Cotton vom FBI«, raunten sie ihm so leise zu, dass ich es gerade noch hören konnte.
    Der Taxifahrer änderte sofort seine Einstellung. Er half mir auf den freien Vordersitz und fuhr so behutsam an wie ein Krankenwagen. Ich fühlte mich wie gerädert und hätte für kein Geld der Welt noch irgendeine heftige Bewegung gemacht.
    Eine halbe Stunde später betrat ich das Astoria durch einen Lieferanteneingang. Als ich bei Phil aufkreuzte, wischte der sich über die Augen, musterte mich und knurrte: »Man kann dich aber auch keine halbe Stunde allein lassen, du rasender Selbstmörder. Da ist Whisky…«
    Ich setzte die Flasche an, grinste Phil zu, jedenfalls sollte es ein Grinsen sein, dann marschierte ich durch die Verbindungstür in unser Zimmer, fiel aufs Bett und war nach drei Atemzügen weg…
    ***
    Um elf Uhr vormittags löste ich Phil ab. Um die Zeit begannen bereits die ersten wirklichen Ermittlungen anzulaufen. Wir hatten die ersten zwei Filme, die von dem Kirchturm her in der Baker Street aufgenommen waren, ließen sie uns vorführen und notierten sämtliche Autonummern.
    Einige Kollegen nahmen sich die ersten Nummern und schwirrten auch schon ab. Wenn wir Pech hatten, mussten wir sechshundert Mann und ebenso viel Autos überprüfen. Die wirtschaftlichen Verhältnisse ihrer Besitzer besonders…
    Mister High kam ebenfalls durch den Dienstboteneingang und erkundigte sich nach unserem Befinden. Wir gähnten ihm etwas vor. Er sagte nur: »Nach dieser Sache dürfen Sie sich ausschlafen. Das verspreche ich Ihnen.«
    Wir dankten ihm durch ein übernächtiges Grinsen. Mister High erkundigte sich nach dem Stand der Dinge, wobei er deutliche Seitenblicke auf die Beulen und Risse in meiner Haut warf.
    Wir berichteten ihm alles. Er war mit allem zufrieden und gab noch ein paar Ratschläge. Als Organisator konnte er auf längere Erfahrung zurückblicken als wir, und deshalb wusste er genau, worauf es ankam.
    Andere Leute hatten sich inzwischen nach sämtlichen Einwohnern der Baker Street erkundigt.
    Auch in diesem Tag machten wir es nach bewährter Methode. In der FBI-Druckerei wurden gleich am frühen Morgen ein paar Tausend Fragebogen mit dem Kopf eines Meinungsforschungs-Institutes gedruckt, das es überhaupt nicht gab. Dann wurden die Blätter verteilt an zwanzig der uns unterstehenden

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