Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0071 - Mit der letzten Kugel

0071 - Mit der letzten Kugel

Titel: 0071 - Mit der letzten Kugel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mit der letzten Kugel
Vom Netzwerk:
FBI-Boss! Ich schwieg einen Augenblick. Allein daran war zu ermessen, welche Bedeutung Washington dieser Geschichte beimaß.
    »Was sagte er?«, fragte ich.
    Hugson lachte.
    »Erstens: sämtliche Unterstützung für die Agents, die Sie brauchen.«
    Ich grinste.
    »Was haben wir doch für einen vernünftigen Boss!«
    »Bin Ihrer Meinung, Cotton.«
    »Und zweitens?«
    »Ein Kompliment für Decker und Sie, Cotton. Als er hörte, wen High für die Sache eingesetzt hatte, brummte er nur: Genau richtig. Das ist so etwas wie ein Orden für Sie beide…«
    »Vielen Dank, Hugson«, wehrte ich ab. »Von Vorschusslorbeeren halte ich verdammt wenig. Mir ist nicht sehr wohl in unserer Haut. Kommen wir für das Kind zu spät, was der Himmel verhüten möge, dann heißt es nämlich Cotton und Decker haben versagt, sie sind dran schuld ..,«
    »Unsinn, Cotton! Kein Mensch würde so etwas behaupten, das wissen Sie genau.«
    »Na ja, kann sein«, gab ich zu. »Aber ich würde mich verdammt noch mal so fühlen, als wäre ich dran schuld. Muss Schluss machen, Hugson. Die Arbeit wartet.«
    »Klar, Cotton. Vergessen Sie nicht: wenn Sie irgendetwas brauchen, Anruf genügt. Was es auch sei, es kommt mit Sonderflugzeug.«
    »Danke. Vielen Dank.«
    Ich legte den Hörer auf und steckte mir eine Zigarette an. Irgendwie musste ich das sentimentale Gefühl niederkämpfen, das Hugson heraufbeschworen hatte.
    ***
    Pünktlich um fünf saß ich bei Hoagans im Büro. Wenig später kamen die Harways. Die Frau sah erbarmungswürdig aus. Er nicht viel besser.
    Er zog mich auf die Seite.
    »Agent Cotton«, sagte er und war sichtlich verlegen, »ich hätte Sie gern etwas gefragt…?«
    »Ja, natürlich«, nickte ich. »Was ist es denn?«
    Er spielte nervös und verlegen mit seinem Hut.
    »Verstehen Sie mich recht«, sagte er. »Ich bin selber Chef eines ziemlich großen Ladens, und ich weiß deshalb, dass man bei aller Arbeitswut auch etwas berücksichtigen muss: den Etat. Man kann nicht mehr Geld ausgeben, als man hat. Wissen Sie, wenn Sie mehr Personal für Ihre Nachforschungen brauchen, ich könnte…«
    Er griff zur Brieftasche.
    »Mister Harway«, sagte ich sehr leise und ziemlich gedehnt, »wir haben jetzt siebzig Mann eingesetzt. Alles geschulte und bewährte G-men. In anderthalb Stunden kommen weitere zwanzig. Wenn wir in zwei Stunden noch einmal fünfzig brauchen, werden wir sie wiederum mit Sondermaschinen herangeflogen kriegen. Unsere Leute arbeiten, ohne dass man es ihnen sagen muss, achtzehn Stunden täglich und manche muss der Chef vom Einsatz mal ins Bett schicken, weil sie sonst bis zum Umfallen auf den Beinen bleiben würden.«
    Er ließ seine Brieftasche stecken.
    ***
    Wir sahen uns die Filme an. Vorher erklärte ich: »Unsere Lichtbildstelle hat jedes Bild aus dem Film herauskopiert, das eine deutliche Aufnahme vom Gesicht eines Passanten zeigt. Diese Aufnahmen sind vergrößert worden, und wir werden sie anschließend durchsehen. Zunächst wollen wir die Filme ansehen. Mrs. Harway, Mr. Harway, Sie wohnen seit 1938 in der Baker Street…«
    »Ich nicht«, warf Mrs. Harway ein. »Damals war ich ja noch ein kleines Kind, und niemand konnte zu der Zeit schon wissen, dass Sam und ich heiraten würden.«
    »Natürlich nicht. Die Zeitangabe bezog sich vor allem auf die Familie Harway. Was uns wichtig ist, wäre zu wissen, ob sich etwas in der Baker Street geändert hat. Sehen Sie sich den Film an, als ob es ein Kulturfilm über Ihre Straße wäre. Und dann sagen Sie uns hinterher, ob Ihnen vielleicht etwas aufgefallen ist oder nicht. Verstehen Sie mich recht: Sie sollen nicht nach Veränderungen suchen! Die müssten Ihnen von allein auffallen, sonst wären sie nicht echt.«
    Wir ließen die Filme laufen. Es begann mit dem Sonntagnachmittag, sobald unsere Leute ihren Beobachtungsposten eingenommen hatten. Die Straße lag menschenleer und oft erkannte man am völligen Stillstehen des Bildes, am Ruck zwischen zwei Bildern, dass unsere Leute zeitweise überhaupt nicht aufgenommen hatten, weil vermutlich kein Mensch auf der Straße gewesen war.
    Dann kamen ein paar Passanten. Eine Familie, die einen Spaziergang unternahm. Alle im Sonntagsstaat, der Vater mit einem Spazierstock. Und so ging es weiter. Spaziergänger, später die Besucher der Abendmesse in der Kirche, noch später die ersten jungen Leute, die zu irgendwelchen Verabredungen gingen.
    Wir waren bereits beim dritten oder vierten Film, dem ersten übrigens vom Montag früh, noch waren die

Weitere Kostenlose Bücher