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0071 - Mit der letzten Kugel

0071 - Mit der letzten Kugel

Titel: 0071 - Mit der letzten Kugel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mit der letzten Kugel
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sprang über die Schwelle und stand einem völlig verdatterten Goliath gegenüber, der sich gerade langsam auf seinem Bett aufrichtete.
    Sehnsüchtig blickte er zu seiner Pistole, die auf dem Tisch lag. Aber bis dahin waren es mindestens vier Schritte, und ich stand näher.
    »Hallo, Goliath«, sagte ich gedehnt. »Komm, steh auf.«
    Er tat es. Wenn er sich gerade hinstellte, war er um ein Beachtliches größer als ich. Und seine Schultern waren auch breiter als meine.
    Ich trat schnell an den Tisch, nahm seine Pistole auf und schüttelte mit der linken Hand das Magazin heraus. Dann ließ ich die Waffe einfach auf den Fußboden fallen.
    Irgendwo im Hause brüllte jemand, dass er schlafen möchte. Wir sollten gefälligst keinen Krach machen.
    Wir nahmen beide keine Notiz von der Brüllerei.
    »Was willst du, Kleiner?«, brummte Goliath.
    »Heb die Hände hoch!«, erwiderte ich trocken.
    »Dich möchte ich mal ohne Pistole vor mir sehen, du feiger Sack!«, schnaufte er verächtlich.
    Er hatte sich selbst vor Rack und Slim ausschließlich auf die Überlegenheit seiner gezogenen Pistole verlassen, aber bei mir nannte er das Feigheit. Trotzdem mussten diesem Fleischpaket ein paar Wahrheiten endlich einmal begreiflich gemacht werden, allem voran die Tatsache, dass er nicht der unbesiegbare Schläger war, für den er sich hielt. Einmal musste sein Selbstbewusstsein einen Knacks bekommen. Und ich wollte dafür sorgen.
    Ich ließ das Magazin aus meiner Pistole herausgleiten und schob es in die Hosentasche. Dann nahm ich die Kugel aus dem Lauf und ließ sie in meine Jackentasche gleiten.
    Er sah es mit erstaunten aufgerissenen Augen.
    »So, Großer«, sagte ich und warf meine Pistole in die Ecke zu seiner. »Jetzt stehe ich ohne Kanone vor dir. Und jetzt zeig, was du dir ausgedacht hast!«
    Er grinste geradezu mitleidig.
    »Dich zerquetsch ich zwischen den Fingern.«
    »Wirklich? Oder nur mit deinem Großmaul?«
    ***
    Er lief an wie ein Puter. Urplötzlich machte er einen Ausfall und erwischte mich fast in der Brustgrube. Ich spürte, wie meine Atmung für einen Augenblick aussetzte.
    Da er sich zu sehr auf die Wirkung seiner Bullenkraft verlassen hatte, war er nicht auf eigene Deckung bedacht gewesen.
    Ich setzte ihm eins auf die rechte Augenbraue, dass er erschrocken zurückfuhr. Eine leichte Platzwunde war entstanden, aus der ein schmaler Streifen Blut sickerte.
    »Du musst übergeschnappt sein!«, keuchte er.
    Ich grinste herausfordernd.
    »Wo bleiben deine Finger, Goliath? Du wolltest mich doch zerquetschen! Nun mach schon! Ehe wir anfangen zu frieren!«
    Er senkte den Kopf wie ein wütender Stier. Und genauso kam er auf mich losgewalzt.
    Ich blieb eisern stehen, bis er mich schon fast erreicht hatte. Dann sprang ich beiseite und verlängerte seine Stoßrichtung, indem ich ihn kräftig in den Rücken stieß.
    Er zischte an mir vorbei und rammte mit seinem Bullenschädel die Wand. Auf stöhnend stand er einen Augenblick lang still und schüttelte wütend den Kopf, als wolle er sich die Schmerzen herausschütteln.
    Dann warf er sich wieder herum. Aus blutunterlaufenen Augen stierte er mich an. Ein Fluch folgte, der einem irischen Vollmatrosen die Haare zu Berge getrieben hätte.
    Ich tippte gegen meine Stirn. »Hier muss man’s haben, Großmaul!«
    Er schnaufte wie eine Lokomotive vor Wut. Aber diesmal machte er es ein bisschen geschickter. Sein Magenhaken warf mich volle vier Schritte zurück, bis ich mit dem Rücken gegen die Wand stieß. Mit eingeknickten Knien und vorgekrümmten Oberkörper schnappte ich nach Luft, während das Zimmer vor meinen Augen tanzte. Goliath brach in ein dröhnendes Gelächter aus und setzte mir nach. Nur nahm er sich für Sekunden zu Viel Zeit dazu.
    Als er noch einen anderthalb Schritt von mir entfernt war, stieß ich vor und quittierte seinen Magenschlag mit zwei saftigen Leberhaken, in denen alles drin lag, was ich auszuteilen hatte.
    Es riss ihn zusammen wie eben mich. Er verdrehte die Augen und gurgelte irgendetwas Unfeines.
    »Genug, Goliath?«, keuchte ich.
    Er riss sich zusammen. Mit schmerzverzerrtem Gesicht kam er wieder hoch. Ich empfing einen mörderischen Schlag auf meine linke Schulter, der mir vorübergehend den ganzen linken Arm lähmte.
    Dafür knallte ich ihm eine ans Kinn, dass mir meine Knöchel knirschten. Goliath stieß einen Schrei aus, der nicht nach Dankeschön klang.
    Für ein paar Herzschläge lang brauchten wir beide Luft und sonst nichts. Dann kam er wieder heran.

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