0072 - Das Höllentor
schossen aus dem Boden herovr. Giftige Schwefeldämpfe!
Die Spalten verbreiterten sich. Aus der Tief stieg brodelnder Schlamm, warf Blasen und strahlte eine unerträgliche Hitze aus.
Nur noch wenige Schritte trennten den Wächter von dem tödlichen Sumpf.
Suko schrie gellend auf, als er die Gefahr erkannte.
Mit letzter Kraft schnellte ich mich von hinten auf den Dämon, holte weit aus und stach mit dem geweihten Dolch zu.
Ich hatte das Gefühl, gegen eine Betonmauer zu treffen. Meine Hand prallte von dem Rücken des Dämons ab, der Dolch flog durch die Luft. Ich stieß einen Schmerzensschrei aus. Mein Hand fühlte sich an, als wäre sie gebrochen.
Der Wächter des Höllentors ließ Suko los. Mein Freund rollte erschöpft in den Schnee und blieb wie tot liegen.
Der Wächter jedoch ging unbeirrt weiter, als wäre nichts passiert. Schon reichte ihm der kochende Sumpf bis zu den Knien, dann bis zur Brust, und endlich ging er unter.
Ein eisiger Windstoß ließ die Oberfläche des Morastes gefrieren und wehte Schnee darüber, bis keine Spur mehr von ihm zu sehen war.
Ich wankte zu Suko, half ihm auf die Beine und hob meinen Dolch auf. Trotz des harten Aufpralls war er unbeschädigt.
»Das war knapp«, stieß Suko keuchend hervor. »Danke, John!«
Ich winkte ab. »Nicht der Rede wert. Das nächste Mal hilfst du mir!«
Er schüttelte den Kopf. »Also, das verstehe ich nicht! Erst ein Volltreffer aus deiner Beretta, dann ein Stich mit deinem Dolch. Und beides hat er überstanden!«
»Myxin hat uns nicht belogen«, sagte ich sehr ernst. »Wir haben es mit einem mächtigeren Gegner zu tun, als wir geglaubt haben.«
Suko nickte nur und folgte mir schweigend zu unserem Geländewagen, der mit aufgeblendeten Scheinwerfern auf der unendlichen weißen Fläche irgendwie verloren und unpassend wirkte.
Jetzt verstaute ich meinen Dolch nicht mehr in dem Koffer. Ich hatte das deutliche Gefühl, daß ich diese Waffe in der nächsten Zeit noch öfters brauchen würde.
***
Sie fesselten Jane Collins nach allen Regeln der Kunst. Allein konnte sie sich nicht befreien, das hatte sie schon nach fünf Minuten festgestellt. Nachdem sie alle Tricks durchprobiert hatte, gab sie auf. Sie verschwendete nur ihre Kräfte.
Der erste Wächter war ein untersetzter, finster wirkender Mann, der sie mit einem feindseligen Blick maß.
»Wenn es nach mir ginge, wärst du nicht mehr am Leben«, sagte er grollend. »Ich hätte dir eben noch eine Kugel in den Schädel gejagt.«
»Was haben Sie gegen mich?« fragte Jane mit einem strahlenden Lächeln, das ihr allerdings ziemlich schwer fiel. Wer garantierte ihr, daß dieser Mann nicht auf eigene Faust handelte?
»Ich habe nichts gegen dich«, antwortete der Mann wütend. »Aber wenn wir dich umbringen, erweisen wir uns als würdig. Und dann leben wir in Überfluß! Jeder Wunsch wird uns erfüllt! Wir werden Geld haben, soviel wir wollen.«
»Märchen!« rief Jane lachend. Sie wollte den Mann provozieren, damit er ihr mehr verriet, und sie hatte Glück. Er fiel auf ihren Trick herein.
»Was heißt hier Märchen?« herrschte er sie an. »Angel hat die alten Aufzeichnungen genau studiert. In dieser Gegend liegt das Höllentor, was immer das auch sein mag. Den Wächter haben wir ja alle schon gesehen, aber bisher hat er uns das Tor nicht gezeigt. Erst danach werden wir reich belohnt.«
»Wofür?« fragte Jane, um ihn zu reizen. »Belohnt wird man doch nur für etwas, das man geleistet hat. Ist es vielleicht eine Leistung, im Geländewagen durch Island zu fahren?«
»Spotte ruhig!« zischte der Mann. »Ich weiß, daß wir unser Ziel erreichen werden, aber erst, wenn wir dich umgebracht haben. Du mußt sterben, Puppe!«
Er näherte sich ihr und preßte ihr den Gewehrlauf gegen das Kinn.
Sie zeigte keine Angst, aber sie schloß mit dem Leben ab. Dieser Kerl war brutal und unberechenbar.
»Soll ich abdrücken?« fragte er lauernd. Er fühlte sich überlegen. »Soll ich?«
Im nächsten Moment erhielt er einen Stoß, der ihn taumeln ließ. Er prallte gegen die Zeltwand. Das Gewehr entfiel ihm.
Bill Athering hatte eingegriffen. »Bist du verrückt?« fuhr er seinen Gefährten an. »Hast du nicht gehört, was Angel vorhin befohlen hat? Keiner von uns darf Miß Collins etwas tun!«
»Weil du ihm die Ohren vollgeschwatzt hast!« schrie der Untersetzte wütend. »Du bist zu weich, Bill! Ich war von Anfang an dagegen, ein verwöhntes Millionärssöhnchen mitzunehmen, aber auf mich hört ja
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