Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0072 - Das Höllentor

0072 - Das Höllentor

Titel: 0072 - Das Höllentor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Wunderer
Vom Netzwerk:
der Wagen sich noch ein Stück weiter drehte, erlosch der Glanz wieder.
    »Es gibt dir tatsächlich die Richtung an«, flüsterte Suko beeindruckt.
    »Wie lange noch?« fragte ich nüchtern.
    Er kontrollierte die Benzinvorräte. »Eine halbe Stunde, wenn es gut geht. Du muß dich beeilen, John!«
    Ich steuerte nur noch nach meinem Kreuz. Wurde das Leuchten schwächer, korrigierte ich sofort die Richtung.
    »Du mußt darauf achten, ob es Hindernisse gibt«, wies ich Suko an. »Ich kann die Piste nicht beobachten.«
    »Alles in Ordnung, John«, meldete er. »Der Weg ist frei!«
    Ich gab so vorsichtig Gas, als habe ich ein rohes Ei unter dem Pedal liegen. Möglicherweise zählte auf der Rückfahrt jeder Tropfen Benzin.
    »Vorsicht, du mußt dich links halten!« rief Suko nach einer Weile. »Links!«
    Ich zog den Wagen nach links, aber sofort wurde das Leuchten des Kreuzes schwächer.
    »Ich muß auf den alten Kurs zurück«, sagte ich angespannt und sah selbst, weshalb Suko mich gewarnt hatte. Mächtige Eisblöcke türmten sich übereinander. Mit dem Wagen gab es da kein Durchkommen. Ich mußte die Stelle umfahren.
    Es half nichts. Wir machten einen weiten Umweg. Und die Minuten tickten dahin. Ich beobachtete zwischendurch gebannt den Zeiger der Benzinuhr. Er stand bereits unter Null. Und da blieb der Wagen auch schon stotternd stehen.
    »Nachfüllen«, sagte ich heiser.
    Suko und ich wechselten einen Blick. Wir wußten beide, daß wir unsere letzten Vorräte anbrachen. Alles, was wir von jetzt an verbrauchten, ging von dem Benzin für die Rückfahrt ab.
    ***
    Jane Collins wartete, bis sie wieder allein waren, ehe sie sich an Bill Athering wandte.
    »Einer meiner besten Freunde heißt auch Bill«, sagte sie leise. »Einer der wenigen Menschen, auf die ich mich in jeder Lage verlassen kann.«
    Bill Athering tat, als würde er nichts hören. Jane beobachtete ihn verstohlen. Sie war überzeugt, daß er sich kein Wort entgehen ließ.
    »Dieser Bill, von dem ich spreche, lebt glücklich mit seiner Frau und seinem kleinen Sohn John zusammen«, fuhr sie beiläufig fort. »Ach, übrigens: Dieser kleine John ist nach John Sinclair benannt. Sie wissen schon, Oberinspektor Sinclair von Scotland Yard. Er ist zusammen mit Suko unterwegs hierher. Sie haben Suko in Reykjavik gesehen? Der Mann, der beinahe in dem magischen Sumpf in der Bungalowsiedlung umgekommen wäre.«
    Jetzt wandte sich Bill Athering langsam zu ihr um und maß sie mit einem verwirrten Blick.
    »Warum erzählen Sie mir das alles?« fragte er rauh.
    Sie zuckte die Schultern. »Ich weiß es selbst nicht«, schwindelte sie. »Vielleicht, weil ich einfach sprechen möchte, bevor ich sterben muß. Mein Tod ist eine beschlossene Sache, und niemand kann mir helfen. Schade, ich hätte Bill und seine Frau Sheila und den kleinen John gern noch einmal gesehen. Aber…«
    Sie ließ ihr Worte eine Weile wirken, dann fuhr sie fort. »John Sinclair wird übrigens von seinen Freunden ›der Geisterjäger‹ genannt, wußten Sie das?« Sie merkte, daß er leicht zusammenzuckte. »Er ist darauf spezialisiert, Geister und Dämonen zu entlarven und zu vernichten. Der Geisterjäger hat eine ziemlich hohe Aufklärungsquote. Wissen Sie, wie hoch sie liegt?«
    In Bill Atherings Augen glomm Interesse. Trotzdem schüttelte er den Kopf.
    »Hundert Prozent.« Jane schnalzte anerkennend mit der Zunge. »Das heißt, daß er alle Wahrscheinlichkeit nach auch diesen Fall aufklären wird – falls Sie ihn nicht vorher ermorden.«
    Das wirkte. Sie hatte die richtige Taktik gefunden. Und sie ließ nicht locker.
    »Warum haben Sie sich Angel Pollock angeschlossen?« Sie beugte sich so weit vor, wie es ihre Fesseln erlaubten. »Hat er Sie gezwungen, mit ihm nach Island zu gehen? Oder hat er Sie mit einem Bann belegt, daß Sie nicht mehr anders können?«
    »Ich wollte frei sein«, sagte er trotzig. »Das Höllentor wird uns alle Reichtümer schenken, die wir verlangen! Dann bin ich endlich von meinem Vater unabhängig. Waren Sie schon einmal auf meinen Vater angewiesen? Natürlich nicht! Daher können Sie auch nicht wissen, was das bedeutet! Er ist schrecklich! Um alles bitten zu müssen! Ich muß für ihn arbeiten. Er erlaubt nicht, daß ich etwas anderes mache, sonst will er mich enterben. Und auf dieses Vermögen kann und will ich nicht verzichten. Das gebe ich offen zu. Dazu bin ich zu schwach. Nennen Sie es charakterlos, es ist mir gleichgültig. Das Höllentor wird mich jedenfalls unabhängig

Weitere Kostenlose Bücher