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0072 - Ich war kein Fraß für Tiger

0072 - Ich war kein Fraß für Tiger

Titel: 0072 - Ich war kein Fraß für Tiger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ich war kein Fraß für Tiger
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eigenartigen Befinden vorangegangen war. Fluchend kniff ich die Lider zu einem schmalen Spalt zusammen.
    Wie schon so oft, half diese kleine Anstrengung. Das Tanzen der Schleier hörte auf und allmählich entstand so etwas wie ein klares Bild vor meinen Augen. Ich sah direkt vor mir die Lehne eines hohen Armsessels zur Decke ragen. Von zwei Fenstern her fiel milchiggraues Licht herein.
    Himmel, die Morgendämmerung, dachte etwas in mir. Und wir sind immer noch hier! Und ohne Haussuchungsbefehl!
    Mein Magen rebellierte. Kleine Gehirnerschütterungen bringen ja immer einen Brechreiz mit sich. Und ich war bereit zu beschwören, dass ich eine kleine Gehirnerschütterung hatte. Ein Pistolenkolben wuchtig auf den Hinterkopf - das hält kaum ein texanischer Zuchtbulle aus.
    Mühsam kletterte ich auf die Beine, wobei ich mich auf die Lehne des Sessels stützte. Als ich stand, wurde mir wieder übel. Ich schloss die Augen und kämpfte gegen den Schwindel an, der mich zu erfassen drohte. Allmählich wurde mir wohler, soweit einem nach einem solchen Schlag überhaupt wohl werden kann.
    Phil lag ein paar Schritte weiter weg. Auf der Couch lag die Frau, gefesselt, geknebelt und mit einem Tuch vor den Augen. Ringsum im Zimmer lagen Papiere und Blätter verstreut. Der Schreibtisch und der Safe waren erbrochen.
    Nun, das konnte uns später noch interessieren. Jetzt mussten Phil und ich erst einmal zu einem Doc. Ich ging mit schleppenden Füßen zu Phil. Vorsichtig ließ ich mich neben ihm nieder. Er war noch immer bewusstlos.
    Ich packte seinen Arm und wollte mir seinen Körper auf die Schultern laden. Da fiel mir erst noch ein, dass etwas anderes zu tun war. Ich richtete mich mühsam wieder auf und tappte zur Couch. Ich befreite die Frau vom Knebel, ließ ihr aber die Fesselung und das Tuch vor den Augen.
    »Tun Sie mir nichts!«, wimmerte sie kläglich.
    Es war die Schauspielerin.
    Ich gab ihr keine Antwort, weil sie vielleicht meine Stimme wiedererkannt hätte, wenn sie mich hörte. Mit einem Schädel, der vor Schmerzen bersten wollte, zog ich die Aktentasche unter der Couch hervor und knöpfte sie an meinem Hosenbund mit dem Griff fest, damit ich sie nicht in der Hand halten musste. Sie war ziemlich schwer und zog mir die Hose bis zur Hüfte herab, aber es schien zu gehen.
    Noch einmal kniete ich neben Phil nieder. Es war eine Tortur, Phil auf meine Schultern zu kriegen, während mir selbst mein linker Arm höllisch schmerzte und der Kopf bersten wollte und der Magen dauernd in Versuchung geriet, sich umzudrehen. Aber endlich stand ich gebückt und hatte Phil auf meinen Schultern.
    Ich taumelte mit weichen Knien zur Wohnungstür. Sie stand erfreulicherweise offen.. Wenn ich jetzt erst Phil wieder ablud, aus seiner Hosentasche die Schlüssel suchen, die Tür damit auf schließen und Phil mir wieder hätte aufladen müssen, ich weiß nicht, ob ich es geschafft hätte.
    Mir war ziemlich vieles vollkommen gleichgültig. Vier Treppen mit Phil auf den Schultern hätte ich vermutlich nicht bewältigen können. Ich drückte den Fahrstuhlknopf. Surrend kam er herauf.
    Ich stolperte hinein, drückte den Knopf fürs Erdgeschoss und summte hinab. Auch die Haustür stand offen, aber hier war man mit groben Werkzeugen dem Schloss zu Leibe gegangen. Wenn die drei Männer über die Feuerleiter in die Wohnung gekommen waren, dann mussten sie hinterher aus wer weiß welchen Gründen den Weg durchs Treppenhaus gewählt haben, als sie das Haus verließen. Vielleicht war es auch schon zu hell gewesen, als dass sie über die Feuerleiter wieder hätten hinabsteigen können, ohne Gefahr zu laufen, zufällig von einem der Nachbarhäuser dabei gesehen zu werden.
    Die Straße lag menschenleer im Frühnebel. Ich schätzte, dass es ungefähr fünf oder halb sechs sein musste. In dieser vornehmen Gegend war das an einem Sonntag keine Zeit für irgendeinen, sich auf der Straße sehen zu lassen.
    Okay, mir konnte es nur recht sein. Ich taumelte mit Phil auf den Schultern die Straße entlang. Jeder Schritt dröhnte in meinem Kopf, dass rote Sterne vor meinen Augen tanzten. Zuerst musste ich alle drei Schritte verschnaufen, dann schaffte ich immer fünf auf einmal. Ich glaube, für die hundertzwanzig Yards bis zu meinem Jaguar brauchte ich eine Viertelstunde.
    Endlich hatte ich Phil verstaut und saß selbst am Steuer. Mein Freund war immer noch bewusstlos, und ich begann mir, ernstlich Sorgen zu machen. Im Handschuhfach fand ich eine angebrochene Packung

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