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0072 - Ich war kein Fraß für Tiger

0072 - Ich war kein Fraß für Tiger

Titel: 0072 - Ich war kein Fraß für Tiger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ich war kein Fraß für Tiger
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Zigaretten. Ich steckte mir eine an und sog den Rauch tief in die Lungen.
    Nach ein paar Zügen warf ich die Zigarette zum Seitenfenster hinaus. Sie schmeckte nicht.
    Phil regte sich noch immer nicht. Ich blinzelte mit den Lidern und fuhr an. Manchmal schwankte die Straße vor meinen Augen. Ich fuhr nur noch Schritttempo, und trotzdem musste ich mich höllisch zusammennehmen. Dauernd drohte mir mein Bewusstsein zu entgleiten.
    Ich weiß nicht, wie lange die Fahrt dauerte, aber ich weiß, dass ich mich noch nie so erleichtert fühlte, als ich endlich die Einfahrt zum Hof unseres Districtgebäudes vor mir auftauchen sah.
    Mitten auf dem Hof stoppte ich den Jaguar. Rechts lag die lange Garagenreihe mit den Funkstreifenwagen der Fahrbereitschaft. Noel Callagan kam gerade aus der Tür zum Fahrbereitschaftsschalter. Er sah mich aussteigen.
    »Hallo, Jerry!«, rief er mir über den Hof zu.
    Ich taumelte ein paar Schritte auf ihn zu.
    »He Jerry! Was ist denn mit dir los?«
    Er setzte sich in Bewegung und lief mir entgegen. Er sah komisch aus, als er auf einmal anfing, nach links und rechts zu schwanken, ja schließlich drehte er sich ein paarmal um seine Achse - und dann lag ich flach auf dem Hof und sah und spürte nichts mehr.
    ***
    Ich kam wieder zu mir, weil ein Kannibale versuchte, mir die Kopfhaut abzuziehen. Jedenfalls hatte ich das Gefühl. Aber es war nur unser Dienstarzt, der mir den Hinterkopf mit Jod einpinselte. Als ich ihn endlich erkannte, fluchte ich: »Verdammt, Doc, ziehen Sie mir nicht das Fell ab! Lieber noch eins auf die gleiche Stelle als Ihre Folterkuren!«
    Unser Doc grinste nur. Er kennt uns und ist so etwas gewöhnt. Außerdem weiß er, dass unser Schimpfen uns nur von den Schmerzen ablenken soll.
    »Der wievielte war das?«, fragte er.
    »Was?«
    »Der wievielte Schlag auf Ihren verehrten Schädel?«
    »Keine Ahnung. Vielleicht der Zwanzigste, vielleicht auch schon der Fünfzigste. Im Laufe der Jahre kommt eine stattliche Zahl zusammen.«
    Der Doc schüttelte seinen Gelehrtenkopf und murmelte was von Ochsenschädel. Ich stelle anheim, was er damit sagen wollte.
    »Wie geht es Phil, Doc?«, fragte ich, während er sich immer noch mit meinem Hinterkopf beschäftigte.
    »Schlecht, Jerry. Um die Wahrheit zu sagen: sogar sehr schlecht.«
    »Aber wieso denn? Doc, Sie wollen mich wohl auf den Arm nehmen? He Doc! Nun reden Sie schon vernünftig! Phil hat genau wie ich eins auf den Schädel bekommen. Nicht zum ersten Mal. Davon kippen wir nicht wochenlang aus den Pantoffeln.«
    »Irrtum, Jerry! Entweder wurde bei Phil eine andere Hiebwaffe benutzt oder ein Schwergewichtler hat zugeschlagen. Schädelbruch, Jerry. Er kann von Glück reden, dass ihm keine Splitter ins Gehirn gedrungen sind, sonst könnten Sie sich jetzt schon die Beerdigungsrede überlegen. Ich habe ihn schon geröntgt. Im Augenblick befindet er sich auf dem Weg ins Krankenhaus.«
    »Ist er bei Bewusstsein?«
    »Wo denken Sie hin! Vor heute Abend wird er bestimmt nicht zu sich kommen. Vielleicht erst morgen früh.«
    »Welches Krankenhaus?«
    »Marmaduke Hospital in der 54. Straße.«
    Der Doc schien nun endgültig mit mir fertig zu sein. Ich durfte mich aufsetzen und knurrte: »Haben Sie nicht einen vernünftigen Schluck in Ihrem medizinischen Kramladen, Doc? Mir ist verdammt flau im Magen.«
    »Die Folgen der Gehirnerschütterung. Da trinken Sie das, es wird Ihnen bestimmt schmecken.«
    Er brachte aus seinem Schreibtisch eine Flasche zum Vorschein. Ich zog mit den Zähnen den Kork, klemmte ihn zwischen Daumen und Handballen und nahrh einen tiefen Zug. Es war herrlicher Rum.
    »Ich nehme alles zurück, was ich je gegen die Medizinmänner gesagt habe«, sagte ich grinsend. »Aber wenn ihr Phil nicht wieder voll verwendungsfähig zurechtflickt, dann stelle ich eine Gang gegen eure ganze Berufsgruppe zusammen. Kann ich jetzt gehen?«
    »Nur, wenn Sie versprechen, dass Sie mindestens drei Tage im Bett bleiben werden, Jerry!«
    »Hahaha!«, lachte ich ironisch. »Sie sind beim FBI, Doc, nicht bei einem Kindergarten. Sobald ich mich wieder einigermaßen fit fühle, muss ich hoch, Doc.«
    »Cheers, Jerry. Sie sind unbelehrbar.«
    »Stimmt. Deswegen bin ich G-man. Bye, bye.«
    Der Rum hatte mich wirklich ziemlich auf die Beine gebracht. Ich fuhr nach Hause, nahm die Aktentasche vom Rücksitz mit ins Haus, legte sie neben mein Bett, zog mich aus und war nach dreißig Sekunden in traumlosen Schlaf gefallen.
    ***
    Es mochte kurz vor neun Uhr gewesen

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