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0072 - Ich war kein Fraß für Tiger

0072 - Ich war kein Fraß für Tiger

Titel: 0072 - Ich war kein Fraß für Tiger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ich war kein Fraß für Tiger
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des Vorführapparates war zu hören. Düster lag auf der Leinwand das Bild eines vielleicht schon vor Jahrhunderten gesunkenen Schiffes, das wahrscheinlich spanischer Herkunft war.
    Jetzt ging auch der zweite Taucher, der die Kamera bediente, zur Kajüte. Oft schien er auszurutschen auf dem schlüpfrigen Deck, denn die Kamera machte oft groteske Schwenks, aber immer wieder richtete sich ihr Objektiv auf die Tür der Kajüte, die langsam näher kam.
    Ein paar Sekunden lang war es dunkel, weil der Mann mit seiner Kamera so dicht an die Tür heran geriet, dass sie alles verdeckte. Dann wich er einen Schritt zurück.
    Der erste Taucher hatte die Tür aufgedrückt. Er leuchtete in das Dunkel hinter der Tür.
    Ein grauenhafter Anblick bot sich.
    Mitten in der Kajüte lag das Skelett eines Mannes, der eine goldverzierte Rüstung mittelalterlicher Art trug. Sie war nur ganz wenig mit Algen besetzt und blitzte deshalb noch im Licht des Scheinwerfers.
    Mitten auf der Brust des Toten lag eine Götzenfigur von ungefähr dreifacher Handlänge. Der Tote hielt sie in seinen Knochenfingern…
    Die Kamera wich wieder zurück. Langsam kam die Kajüte wieder ins Blickfeld. In der geöffneten Tür sah man den ersten Taucher stehen.
    Er tappte langsam in die Kajüte hinein. Der Lichtschein seiner Lampe entfernte sich. Von links kam der dritte Taucher ins Bild.
    »Ist der Kerl verrückt!«, schrie unser Vorführmann.
    Mir stiegen die Haare zu Berge. Der dritte Taucher drückte die schwere, an den Kanten mit Eisen beschlagene Tür der Kajüte zu, obgleich sich der Erste noch darin befand. Ganz deutlich sah ich, wie sich der Luftschlauch einklemmte, der Taucher stemmte sich mit aller Macht gegen die Tür, zog sein Messer aus dem Gürtel und schnitt kurzerhand den Luftschlauch des Tauchers in der Kajüte durch.
    Surren, flimmernde Helle auf der Leinwand - der Film war zu Ende.
    Der Vorführer starrte mich kreidebleich an.
    »Das - das war doch wohl ein übler Scherz, Sir, was?«, krächzte er.
    Ich zuckte die Achseln.
    »Keine Ahnung. Aber es sah verdammt nicht danach aus. Lassen Sie den Streifen im Apparat.«
    »Ja, Sir.«
    Ich ging hinaus und steckte mir im Flur eine Zigarette an. In meinem Magen hatte ich ein flaues Gefühl. Vor meinem Auge stand das Bild eines Ritters, der nur noch ein Skelett in seiner Rüstung war, aber noch mit den Knochenfingern eine Götzenfigur festhielt, die aus irgendeinem dunklen Stoff bestand. Und dann sah ich vor meinem geistigen Auge noch einmal, wie ein Taucher von seinem Kollegen ermordet wurde. Denn das Durchschneiden eines Luftschlauches in dreißig oder vierzig Meter Tiefe ist nichts anderes als kalter Mord…
    ***
    Well, wir sind beim FBI wirklich einiges gewöhnt. Aber so etwas war keinem Kollegen von uns in noch so langer Dienstzeit je vorgekommen. Es herrschte einige Aufregung und es sprach in Windeseile herum. Der Einsatzleiter ließ sich sämtliche Streifen noch einmal vorführen. Anschließend wurden sie noch ein drittes Mal gezeigt, und dabei waren bereits die ersten Kollegen anwesend, die sich diese ungeheure Sache auch einmal ansehen wollten.
    »Okay«, sagte der Einsatzleiter nach der dritten Vorführung, die für ihn allerdings erst die Zweite gewesen war. »In dieser Sache werden wir noch einige weit gelegte Fäden spinnen müssen, das sehe ich jetzt schon. Ich werde Ihnen zunächst drei Mann zuweisen, Cotton. Wenn Sie mit ihnen nicht auskommen, verständigen Sie mich. Vielleicht kann ich dann noch ein paar Leute mehr für Sie freimachen.«
    »In Ordnung.«
    Der Einsatzleiter verließ den Vorführraum. Wenig später kamen Ben Hohneggs, Sam Lyse und Whalt Mitchigan herein.
    »Hallo, Jerry! Wir sollen dir helfen, deinen Tiefseemörder zu angeln.«
    »Fein, Kollegen«, sagte ich. »Setzt euch und seht erst einmal die Streifen an!«
    Für mich lief nun zum vierten Mal der ganze Zinnober über die Leinwand. Aber diesmal unterbrach ich gelegentlich. Ich brauchte es nur zu sagen, dann stoppte der Vorführer den Streifen und ein Bild blieb unverrückbar auf der Leinwand. Ich zog mir das Telefon herüber und rief die Lichtbildstelle an.
    »Ich habe hier einen Schmalfilm laufen«, sagte ich. »Von den Gesichtern einiger Leute aus diesem Streifen möchte ich gern Großaufnahmen kriegen, ohne dass der Film selbst zerschnitten wird.«
    »Okay, dann fotografieren wir eben die entsprechenden Bilder und vergrößern unsere Aufnahmen entsprechend«, versprach mir der Leiter der Lichtbildstelle. »Ich schicke

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