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0072 - Ich war kein Fraß für Tiger

0072 - Ich war kein Fraß für Tiger

Titel: 0072 - Ich war kein Fraß für Tiger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ich war kein Fraß für Tiger
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einen Geschmack! Es waren alles Bilder von ihm und der Schauspielerin, aber sie waren einfach unter aller Kritik. Ich finde, dass es geschmacklos ist, Zärtlichkeiten und Küssereien zu fotografieren. Mister Stewart Hail freilich war anderer Meinung gewesen. Angewidert klappte ich die Alben zu.
    »Fertig?«, fragte unser Mann.
    Ich nickte.
    Er schaltete das Licht in dem Zimmer aus und ließ den Vorführapparat ansurren.
    Auf der Leinwand erschien das Bild eines Kutters von nicht unerheblicher Größe. Ein paar bärtige Männer saßen lachend umher. Ein anderer kletterte gerade in eine Tiefsee-Tauchausrüstung. Sie kennen ja wahrscheinlich diese ungefügen Lederanzüge mit dem schweren Taucherhelm. Im Hintergrund probierte man die Pumpen für die Luftzufuhr.
    Nach den üblichen Vorbereitungen stieg der Taucher über Bord. Die Kamera folgte ihm, also musste ein zweiter Mann mittauchen.
    Es war das übliche gespenstische Bild, wenn ein Taucher dreißig oder vierzig Meter tief in die düstere Lautlosigkeit des Meeres hinabsinkt. Als es zu dunkel wurde, flammte ein Scheinwerfer auf und goss seinen Lichtkegel durch die trübe Wassertiefe.
    Der Meeresboden kam in Sicht. Fische huschten gelegentlich vor der Kamera einher. Seltsame und bizarr geformte Pflanzen wogten in der Unterwasserströmung.
    Jetzt kam der Taucher wieder in den Lichtkegel des Scheinwerfers. Man sah, wie er langsam mit seinen klobigen Bleisohlen auf dem Grund aufsetzte. Mit langsamen, fließenden Bewegungen tappte er über den Grund. Auch er hatte einen Scheinwerfer und leuchtete den Boden ab.
    Offenbar suchte man etwas. Bis zum vorletzten Film gab es nichts Besonderes. Immer wieder sah man Taucher - manchmal einen, manchmal mehrere, einmal vier, dann wieder nur zwei - über den Meeresboden tapsen. Sie hatten anscheinend ein System, denn sie näherten sich nie und suchten methodisch den Grund ab.
    Der letzte Film endlich brachte die Überraschung. Er begann wieder mit den Vorbereitungen an Deck des Kutters. Dabei fiel mir auf, dass die Wellen viel höher gingen als bei den vorangegangenen Filmen.
    Da man nicht annehmen konnte, dass sie bei auf kommendem Sturm tauchen würden, blieb nur noch die Annahme, dass ein Sturm gewesen und jetzt bereits im Abflauen war.
    Wieder sank der Taucher, der die Unterwasserkamera bediente, als Erster in die Tiefe. Dann sah man einen zweiten nachkommen.
    Gemeinsam suchten beide wieder den Meeresboden ab. Und plötzlich sah ich im Licht der beiden Scheinwerfer etwas aus dem Sand des Meeresbodens herausragen.
    Zuerst konnte ich es ebenso wenig erkennen, wie die beiden Taucher, denn auch sie gingen an dem seltsamen Ding achtlos vorbei. Dann aber drehte sich der eine, der gefilmt wurde, noch einmal um und bückte sich. Mit seinem Lederhandschuh wischte er über den Gegenstand, der aus dem Sand unfügig herausragte.
    Und da wurde eine goldene Schrift frei, die im Licht des Scheinwerfers glänzte. Santa Monica war deutlich zu lesen.
    Eine unfassbare Aufregung schien sich des Tauchers zu bemächtigen. Er wedelte mit den Armen, was sehr komisch aussah, denn der Wasserwiderstand verlangsamte jede seiner Bewegungen.
    Die Kamera folgte dem Taucher um eine große Sanddüne herum, die die Strömung angeschwemmt hatte. Auf der Rückseite der Düne offenbarte sich der grausig-schöne Anblick einer mittelalterlichen Fregatte, die zwar von Algen bewachsen, aber ganz deutlich zu erkennen war.
    Der Taucher blieb stehen und zog dreimal kräftig an seiner Signalleine. Es dauerte nicht lange, da kam ein dritter Mann in Taucherausrüstung herab. Auch er führte einen Scheinwerfer bei sich. Einen Augenblick lang sah ich die Hand des Mannes, der die Kamera bediente, in Großaufnahme, weil er mit der Hand vor das Objektiv geriet. Dann verschwand die Hand wieder und ich konnte die beiden anderen Taucher beobachten, die sich mit ihren Händen irgendwelche Zeichen gaben.
    Der Erste schien verstanden zu haben. Er kletterte plump und unbeholfen in seiner dicken Ausrüstung auf das schräg liegende Deck der Fregatte. Der Kajütenaufbau ragte wie ein viereckiger Berg aus den Algen, die sich auf Deck ausgebreitet hatten.
    Eine Weile arbeitete er an dem Kajütenaufbau, dann sah man, dass er versuchte, den Eingang freizulegen. Er schabte Algen weg, und nach einiger Zeit wurde tatsächlich eine mit handgeschmiedeten Eisenbeschlägen ausgelegte Tür sichtbar. Sie stand halb offen.
    Der Taucher zog sie weiter auf. Es war ein gespenstischer Anblick. Nur das Surren

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