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0073 - Der Satansfjord

0073 - Der Satansfjord

Titel: 0073 - Der Satansfjord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Wunderer
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morgen in der Nähe unseres Lagers gesehen worden, Mr. Sinclair!« Er musterte uns durchdringend und auch ein wenig mißtrauisch. »Was interessiert Sie denn so an diesem Mann?«
    Ich kam zu keiner Antwort, weil zwei Dinge gleichzeitig geschahen.
    Suko rammte mir seinen Ellbogen in die Seite, daß ich fast vom Stuhl kippte, und die Alarmsirenen heulten los.
    Durch die Fenster des Speisesaals sah ich auch den Grund für den Alarm und den Rippenstoß.
    Die Rentiere griffen das Lager an!
    ***
    Jane Collins wußte sofort, daß dieser Mann an allem schuld war. Eine innere Stimme flüsterte es ihr zu.
    Auch sein Äußeres ließ keinen anderen Schluß zu. Er war hochgewachsen, um einen ganzen Kopf größer als die Privatdetektivin, eine imposante Erscheinung mit breiten Schultern. Die Gestalt konnte Jane ebenso wenig sehen wie das Gesicht. Der Mann war in einen groben braunen Mantel gehüllt, der bis auf den Boden reichte. Der derbe Stoff, die unter dem Saum sichtbaren lehmigen Lederstiefel und die weite Kapuze erinnerten Jane an einen Hirten, ebenso der knorrige Stab, ein junger Baum, von Krone und Wurzeln befreit und entrindet. Der Fremde hatte die Kapuze tief in die Stirn gezogen, so daß sein Gesicht vollständig beschattet und unkenntlich wurde. Dennoch glaubte Jane nicht, einem Dämon oder Geist gegenüberzustehen. Das war ein Mensch aus Fleisch und Blut.
    »Wer sind Sie?« fragte sie trotzdem. Ihre Stimme zitterte ein wenig.
    »Ich bin ein Mächtiger«, erwiderte er dumpf. Verstellte er seine Stimme? »Ich regiere das Land, obwohl es niemand merkt.«
    Janes Verstand arbeitete auf Hochtouren. »Wieso verstecken Sie sich vor mir?« fragte sie provozierend, obwohl sie sich vor diesem Mannfürchtete. Er strahlte eine unausgesprochene Drohung aus. »Warum zeigen Sie mir Ihr Gesicht nicht? Schämen Sie sich? Oder haben Sie Angst, daß ich Sie später einmal wiedererkennen könnte?«
    Er schüttelte den Kopf. Unter der Kapuze drang ein hässliches, leises Lachen hervor. »Nein, Miss Collins, Sie werden mich nie mehr wiedererkennen! Wenn ich in ein paar Minuten diesen schönen Flecken Erde verlasse, werden Sie mich in Ihrem Leben nicht wiedersehen, weil dieses Leben nicht mehr lange dauert!«
    Trotz der Todesdrohung achtete Jane auf den harten Akzent, mit dem der Mann englisch sprach. »Sie sind Norweger, nicht wahr?« fragte sie unerschrocken. »Und sie begleiten die Herde in der Gestalt eines Hirten! Eine raffinierte Tarnung, aber nicht raffiniert genug!«
    Er stieß ein wütendes Zischen aus und hob die Faust, als wolle er damit nach Jane schlagen. Er ließ die Hand jedoch wieder sinken und trat einen Schritt zurück.
    »Sie sind clever, Miss Collins!« fauchte er. »Aber nicht clever genug. Ich durchschaue Ihre Absicht. Sie beherrschen mehrere Kampftechniken. Sie wollen mich provozieren, damit ich Sie angreife. Dann könnten Sie mich überwältigen! Aber bei mir klappt das nicht. Ich falle auf Ihren Trick nicht herein.«
    Jane versuchte es trotzdem noch einmal. »Ich denke, Sie sind so mächtig und kommandieren heldenhaft eine ganze Armee von Rentieren?«
    Zu ihrer Enttäuschung blieb er seinem Vorsatz treu. »Ich verlasse Sie jetzt«, sagte er kalt, als habe er ihre Herausforderung nicht gehört. »Sie und die übrigen Leute bleiben zurück, bis einer nach dem anderen vor Erschöpfung stirbt. Ich hatte ursprünglich gedacht, Sie alle würden auf dem Marsch durch die Berge umkommen, aber Sie sind zäher, als ich vermutete. Dann eben nicht! Hunger und Durst werden ihr Teil beitragen. Leben Sie wohl!« fügte er noch höhnisch hinzu und wandte sich ab.
    In diesem Moment griff Jane an. Es war gleichgültig, ob er sie in einem Kampf umbrachte oder ob sie hier elend verhungerte und verdurstete. Da wollte sie schon lieber kämpfen.
    Aus dem Stand heraus warf sie sich gegen den Mann. Er stieß einen kurzen Schrei aus und stürzte. Offenbar hatte er sich zu sicher gefühlt und mußte nun dafür bezahlen.
    Jane kannte keine Schonung. Er wollte sie und ihre Begleiter umbringen. Sie mußte ihn mit allem Mitteln außer Gefecht setzen und ihn als Geisel gegen die magisch beeinflussten Rentiere benutzen.
    Ihre Handkante sauste durch die Luft und traf auch, doch sie war längst nicht mehr bei vollen Kräften. Unter normalen Umständen wäre der Mann sofort bewusstlos geworden. Jetzt allerdings war er nur benommen.
    Mit einem wütenden Knurren fegte er Jane mit einem harten Schlag zur Seite und wälzte sich herum. Stöhnend kam er auf

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