0073 - Die drei Deserteure
Leuten, die früher zu Hollanders Sicherheitstruppe gehört hatten, als Hollander sein Regime des Schreckens über Greenwich errichtete. An Bord der Gazelle befand sich unfreiwilligerweise außerdem Gunter Chellish, Mullons Freund, mit dem zusammen er Hollander gefangen und den Peepsies die Hölle heiß gemacht hatte.
Dadurch waren Mullons Pläne über den Haufen geworfen worden. Es ging ihm nicht mehr darum, sich auszuzeichnen. Es lag ihm nichts mehr daran, so schnell wie möglich Leutnant zu werden. Er malte sich aus, in welcher Lage sich Chellish befand. Er kannte die drei, die die Gazelle entführt hatten, gut genug, um zu wissen, daß Chellish nichts Gutes von ihnen zu erwarten hatte.
Gunter Chellish war verloren, wenn es nicht gelang, die Gazelle zu finden, bevor die drei Deserteure ihre Pläne hatten verwirklichen können. Sie mußte gefunden werden, das war Mullons einziger Gedanke.
Die in die Flotte übernommenen Siedler an Bord der DRUSUS bildeten einen Zug der XV. Kompanie, der vorerst noch keine besondere Aufgabe besaß. Die Männer waren zur Ausbildung an Bord. Ihr Dienst war hart, aber vorläufig erfüllte er noch keinen anderen Zweck als den, wie Sergeant Delacombe sich ausdrückte, „richtige Männer aus ihnen zu machen." Horace O. Mullon meldete sich mit Delacombes Erlaubnis beim Orterstand, um dort Dienst zu tun. Da er unter Chellishs Anleitung gelernt hatte, mit Ortergeräten umzugehen, nahm man ihn an. Er erhielt einen Platz in der Sektion Materietastung und war seitdem kaum mehr von seinem Gerät wegzubekommen.
Der Gedanke, daß er Chellish finden müsse, bohrte ihm im Gehirn und verscheuchte alle körperlichen Bedürfnisse. Innerhalb von siebzig Stunden schlief Mullon nur fünf. Als man ihn mit Gewalt ins Bett bringen wollte, bestand er darauf, ein Stimulans zu bekommen und an seinem Platz sitzen zu bleiben.
Nach dreieinhalb Tagen versetzte man ihn zur Sektion Struktur- und Eigenfrequenz-Tastung. An den Strukturtastern war die Arbeit einfacher. Man hatte Mullon versetzt, um einen Zusammenbruch zu verhindern. Niemand ahnte vorerst, daß gerade diese Versetzung es war, die Mullons Wunsch in Erfüllung gehen ließ.
*
Gunter Chellish erwachte abrupt, als sich der eiskalte Regen über ihn ergoß. Geschwind rollte er zur Seite und entging so dem Rest dessen, was Ronson Lauer aus einem grüßen Eimer über ihn entleeren wollte. Seine schnelle Reaktion ärgerte Lauer. Er versetzte ihm einen Tritt und ließ, als Chellish aufsprang, den Eimer fallen, um die Waffe herauszureißen und sie auf Chellish zu richten. „Na, komm doch!" stieß er hervor. Nach dem kurzen Schlaf fühlte Chellish sich bedeutend besser als zuvor. Der Kopfschmerz war fast völlig verschwunden, und in den Fingerspitzen juckte es nur noch zum Zeichen dafür, daß die Wunden zu verheilen begannen.
Als er Ronson Lauer sah, fing er an zu lachen. Lauer war mitten in Roanes ersten Schlag hineingelaufen, und die Zeichen davon waren noch deutlich sichtbar.
Chellishs spöttisches Gelächter reizte Lauer nur noch mehr. Er hob die Pistole, und Chellish sah, wie er den Finger langsam um den Abzug krümmte.
„Dir wird das Lachen schon noch vergehen, mein Freund!" zischte er.
„Schluß!" kam in diesem Augenblick Suttneys scharfe Stimme aus dem Hintergrund des Kommandoraums. „Ich hab dir gesagt, Ronson, was ich von deiner Tollwut halte."
Chellish zwang sich zu einem überlegenen Grinsen und drehte sich um, als berühre ihn Lauers gezogene Waffe überhaupt nicht. Er sah Suttney auf sich zukommen und entdeckte im gleichen Augenblick auch Oliver Roane, der breitbeinig und weit zurückgelehnt auf seinem Sessel saß. Sein Atem ging rasselnd, und sein Gesicht verschwand zu drei Vierteln unter einem Wust von Verbänden, die er sich anscheinend selbst angelegt hatte.
„Für Sie ist auch Schluß, Chellish", meldete Suttney sich von neuem. „Von nun an werden Sie keine Gelegenheit mehr bekommen, Schwierigkeiten zu machen. Setzen Sie sich an Ihren Platz und finden Sie heraus, welchen Schaden Sie angerichtet haben!"
Chellish gehorchte. Während er zum Pilotensitz ging, sah er auf die Uhr. Er hatte drei Stunden bewußtlos oder schlafend gelegen. Aber wie die Sache aussah, hatten die drei Stunden nicht ausgereicht, um die Suchschiffe die verlorene Gazelle finden zu lassen.
Spannung, die er nur mit Mühe verbergen konnte, erfüllte ihn, als er sich vor das Schaltpult setzte und die Schaltungen vornahm, die für die Transition
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