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0073 - Die drei Deserteure

Titel: 0073 - Die drei Deserteure Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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kaputtzumachen? Warten Sie, ich werd's Ihnen zeigen, was ich kann!"
    Da war sie plötzlich, die Chance! Ronson Lauer stand auf. Er hielt die Thermopistole mit dem Lauf nach unten in der Hand und suchte einen Platz, von dem aus er auf Chellish schießen konnte, ohne irgendeine der Leitungen zu beschädigen.
    Das Aufstehen war nicht so leicht. Lauer griff nach der Röhre, zog sich daran in die Höhe und ließ sie auch dann nicht los, als er schon auf den Beinen stand. Gunter Chellish schrie auf. „Nicht schießen! Nicht schießen!" Aber in Wirklichkeit war es blanker Triumph, der aus seiner Stimme klang. Während Lauer sorgfältig zielte, glitt Chellish zur Seite und hatte die offenliegende Hochspannungsleitung mit einem einzigen Druck der scharfen Isolierzange durchschnitten. Er packte die Leitung am isolierten Teil und schwang sich mit ihr hinüber in die Deckung des Verteilerkastens. Lauer kam in Verwirrung. Der Lauf der Pistole folgte dem Ziel, aber jetzt war da plötzlich der Verteilerkasten im Weg. So groß und unbeherrscht Lauers Wut auch war, er wußte, daß er verloren war, wenn er mit seinem Schuß eines der wichtigen Geräte zerstörte.
    Er zögerte - und das war Gunter Chellishs Augenblick!
    Schnell, aber vorsichtig schob er die Hand mit der Leitung hinter den Verteilerkasten und preßte das freie Drahtende gegen die Querstrebe, die das Rohr hielt.
    Im selben Augenblick schrie Lauer auf - wild und von Entsetzen geschüttelt. Er schrie solange, bis Chellish den Draht wieder von der Strebe entfernte. Eine Sekunde lang hatte Ronson Lauer die Hand nicht von dem Rohr lösen können. Jetzt sank sie herab, und Lauer fiel ohnmächtig auf den Boden.
    Chellish zögerte nur eine halbe Sekunde. Mit sicherer Hand legte er das Drahtende wieder dorthin, von wo er es aufgenommen hatte. Dann machte er sich am Eigenfrequenz-Absorber zu schaffen.
    Er löste die Leitungen, die in den Absorber hinein- und aus ihm herausführten, von ihren Kontakten, verband sie mit einem Drahtstück, schnitt das Drahtstück in der Mitte auf und fügte einen Widerstand ein, von dem er glaubte, daß er etwa ebenso groß sei wie der Innenwiderstand des Absorbers. Dann hob er das neue Leitungsstück über den Absorber hinweg und versteckte es hinter ihm an der Wand.
    Dazu brauchte er nicht einmal eine Minute. Als er fertig war, setzte er sich auf und horchte. Er hatte damit gerechnet, daß man Ronson Lauers Schrei bis zum Kommandoraum hinauf hören und daß Suttney sofort oben am Luk erscheinen würde. Aber bisher war nichts dergleichen geschehen.
    Chellish warf Lauer einen mißtrauischen Blick zu und horchte dann nach oben: Oben war alles still.
    Vorsichtig, aber mit flinken Bewegungen, verband Chellish die beiden Drahtenden der Hochspannungsleitung durch ein flexibles Stück Plastikmetall. Dann wickelte er die Isolation, die er nur zurückgestreift hatte, wieder um das blanke Stück herum. Als er fertig war, betrachtete er seine Arbeit und stellte mit Befriedigung fest, daß hier niemand etwas finden würde, der nicht wußte, daß es hier etwas zu finden gab.
    Ronson Lauer war immer noch bewußtlos. Chellish stieg über den reglosen Körper hinweg und kletterte die Leiter hinauf. Dabei schrie er fortwährend: „Heh ... Suttney, Roane! Lauer ist ohnmächtig geworden!"
    Niemand hörte ihn. Er stieg durch das Luk auf den Hauptgang hinaus und rannte nach vorne zum Kommandoraum, immer noch schreiend. Das Schott war geschlossen, öffnete sich aber, als er sich ihm bis auf zwei Meter genähert hatte. Er sah Suttney, wie er sich damit beschäftigte, Roanes Gesichtsverbände zu erneuern.
    „Du lieber Himmel, seid ihr alle taub?" stieß Chellish atemlos hervor. „Lauer ist unten umgefallen. Er muß irgendwo mit Hochspannung in Berührung gekommen sein. So helfen Sie mir doch!"
    Walter Suttney stand starr und musterte ihn mißtrauisch.
    „Sind Sie sicher", fragte er, „daß Sie nicht so lange an der Hochspannung hantiert haben, bis Lauer einen Schlag bekam?"
    Chellish spielte den Verblüfften vorzüglich.
    „Das könnte ich gar nicht", behauptete er, immer noch keuchend. „Wie hätte ich das machen sollen? Zu Lauer sagen: Lieber Ronson, halt mal deinen Finger an diese Stelle!"
    Ohne noch ein Wort zu verlieren, ging Suttney an Chellish vorbei auf den Hauptgang hinaus. Chellish folgte ihm.
     
    *
     
    Horace O. Mullon befand sich in einer Art Trance. Die Bewegungen, die er machte, wurden von seinem Bewußtsein nicht mehr kontrolliert. Er handelte

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