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0073 - Die drei Deserteure

Titel: 0073 - Die drei Deserteure Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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unbewußt und übte die Handgriffe so aus, wie er sie gelernt hatte, ohne darüber nachzudenken.
    Er hatte jetzt vier Tage lang nicht mehr geschlafen, die fünf Stunden ausgenommen, die er sich gleich zu Anfang Zeit genommen hatte, und nur wenig gegessen. Der Körper agierte mit dem letzten Rest seiner Kraftreserve. Es war leicht zu sehen, daß es nur noch ein paar Stunden dauern konnte, bis Mullon zusammenbrach und ein krankenhausreifer Fall wurde. Man ließ ihn trotzdem gewähren. Es war sein eigener Wunsch, an seinem Platz zu bleiben. Als ob er gewußt hätte, daß ihm allein die große Entdeckung vorbehalten war!
    Er bediente den Kompensatorpeiler. Das heißt: Was er bediente, war die Antenne des Peilers, die in gemächlicher Rotation alle Viertelstunde einmal den gesamten Raumwinkel abfuhr. Er wußte über die Wirkungsweise der Antenne Bescheid. Man hatte ihn darüber aufgeklärt, und die Information rumorte dumpf in seinem Kopf: Infolge der Fünfdimensionalität des Eigenfrequenz-Energiefeldes, das die Antenne auffing, war ihre Funktion nicht eigentlich damit verwandt. Die Intensität der Anzeige schwankte zwischen dreißig und hundert Prozent. Dreißig, wenn die Antenne gerade in die entgegengesetzte Richtung wies und dem Signal sozusagen den Rücken kehrte, hundert Prozent, wenn sie in die Richtung zeigte, aus der das Signal kam. Von dem Mann, der an den Geräten saß, wurde erwartet, daß er die Antenne in dem Augenblick, in dem er das erste Signal empfing, sofort in die richtige Richtung drehte, so daß das zweite Signal, das beim Ende der Transition ausgesandt wurde, in voller Intensität auf den Orterschirm überging und die Peilung damit ein Höchstmaß an Genauigkeit erreichte.
    Horace O. Mullon hatte schon zehn Stunden vor dem Schirm gesessen, ohne, daß sich überhaupt etwas ereignete. Das dunkelgrüne Mattglas mit dem vielfältigen Koordinatensystem lag unbeleuchtet vor ihm. Nur einmal alle paar Minuten zuckte blitzschnell ein winziger Funke auf, um sofort wieder zu verlöschen. Mullon wußte, daß es sich dabei um kosmische Störungen handelte. Aber die grellerleuchtete Zacke, die er plötzlich sah, war ein eindeutiges Signal. Mullon erwachte im selben Augenblick aus seiner Trance. Er sah, daß die Zacke nicht bis zum oberen Rand des Schirms reichte und hieb mit der Hand, ohne hinzusehen, auf den Schaltknopf, der die Antenne in die richtige Lage brachte. Die Zacke verblaßte und verschwand. Aber ein paar Sekunden später erschien sie von neuem. Noch heller als zuvor und so groß, daß sie den Bildschirm ganz überspannte.
    „Ortung!" schrie Mullon mit überschnappender Stille. „Ortung am K-Peiler! Wir haben sie!"
    Dann fiel er nach rechts von seinem Sessel und blieb reglos auf dem Boden liegen.
     
    4.
     
    Unter dem 10. Oktober 2042 meldet die Terrania Daily News: Fast die gesamte terranische Raumflotte hat sich in einem Raumsektor in der Nähe des Milchstraßenzentrums zu einem groß angelegten Manöver zusammengefunden. Das Manöver dient der Erprobung der Kampfbereitschaft der Flotte. Nach Ansicht des Admiralstabs der Flotte ist diesem Unternehmen größte Bedeutung beizumessen, handelt es sich hier doch um das erste Manöver, an dem die gesamte Flotte beteiligt ist. In einem Planspiel soll vor allen Dingen die Zusammenarbeit zwischen Kampf- und Versorgungseinheiten erprobt werden. Wir halten uns bereit, unsere Leser über den Verlauf des Manövers zu informieren.
    Und einen Tag später läßt sich die Terrania Times hören: ... Anstatt über das Manöver zu berichten, das uns Zivilisten ebensowenig interessiert wie irgendein anderes, sollte sich das Ministerium für Information und Öffentliche Meinung endlich bereit finden, etwas über die verschwundene Gazelle und die drei Deserteure zu sagen. Jedermann würde verstehen, wenn die Flotte in der Zwischenzeit darauf verzichtet hätte, den Entkommenen weiter nachzujagen. Das wäre ein vernünftiger Entschluß angesichts der geringen Wichtigkeit, die diesem Ereignis anscheinend zukommt, und man sollte nicht den Schleier des Geheimnisses darüber breiten.
     
    *
     
    Es war alles gutgegangen. Sie hatten Ronson Lauer gefunden, als er gerade wieder zu sich kam. Das Gute war: Er konnte sich an nichts mehr erinnern, was kurz vor seiner Ohnmacht geschehen war.
    Natürlich gab er sich Mühe, die Schuld an seinem Unfall auf Chellish zu schieben. Aber Chellish berichtete wahrheitsgetreu, daß Lauer hatte auf ihn schießen wollen und daß er vor ihm in

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