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0074 - Das Grauen

Titel: 0074 - Das Grauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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auferlegte. Er konnte mit einfachen Versuchen fortfahren. Wenn er sich etwas erholt hatte, würde er seinem Gehirn kompliziertere Aufgaben zumuten. Er hatte Zeit. Everson konnte die letzte Transition nicht ausführen, und die Vorräte an Bord boten ihm genügend Toleranz für überlegtes Handeln.
    Der junge Mutant war mit seinen bisher errungenen Erfolgen zufrieden. Dank seiner Fähigkeiten konnte er eine Gruppe erfahrener Astronauten ohne Mühe überlisten. Was mit dieser kleinen Anzahl Menschen möglich war, sollte auch in einer Stadt funktionieren, vielleicht in einer großen Stadt. Goldstein verdrängte diesen Gedanken aus seinem Kopf. Für solche Überlegungen war die Zeit noch nicht reif. Es war verkehrt, etwas zu überstürzen. Er war jung, intelligent und besaß eine Gabe, wie kein Mensch vor ihm. Er konnte ungeheure Macht entfalten. Zudem beherrschte er die Telepathie. Er vermochte in die Gedanken seiner Mitmenschen einzudringen und herauszufinden, was sie an Plänen und Ideen in ihren Köpfen herumwälzten.
    Everson z. B. erwog gerade die Möglichkeit, wie er den letzten Sprung doch durchführen könnte.
    Goldstein verfolgte die Überlegungen des Kommandanten nicht weiter, da Everson zu keinem brauchbaren Schluß gelangen würde. Dr. Morton beschäftigte sich mit dem Gelähmten. Fashong dagegen grübelte darüber nach, ob Everson nicht selbst als Schuldiger in Betracht kommen konnte. Am gefährlichsten waren die Gedankengänge des Japaners. Inoshiro hatte bestimmte Vorstellungen über die Art und Weise, wie die Lähmungen eingetreten waren. Wenn ein solcher Zustand nicht durch äußere Einflüsse erreicht werden konnte, welche Möglichkeit blieb dann offen, fragte sich der Japaner. Goldstein nahm sich vor, Inoshiro ständig zu überwachen. Scoobey rechnete sich im stillen aus, wie lange sich die Kaulquappe im Weltraum halten konnte, ohne, daß sie alle verhungerten. Sehr interessant waren auch die Vorstellungen von Weiß. Er malte sich aus, was er tun würde, wenn man den Schuldigen fand. Die größte Furcht empfand Sternal, der erwartete, daß Everson bald etwas unternahm, das ihnen weiterhelfen konnte.
    „Reißen Sie sich doch etwas zusammen", hörte Goldstein Eversons Stimme aufklingen. Der Leiter des Schiffes sprach mit Sternal, der sich vollständig von der Wirkung des Schusses erholt hatte.
    „Man kann sie doch nicht liegenlassen", meinte Sternal. „Es ist doch möglich, daß die Strahlung dort unten in der Kammer so intensiv ..." Seine Stimme erstarb zu einem unhörbaren Flüstern.
    Etwas sanfter erwiderte Everson: „Vermutlich hatten sie ihr Ziel noch nicht erreicht."
    Ich werde ihnen etwas einheizen, dachte Goldstein. Ihre Nerven müssen unter ständiger Belastung stehen.
    Er suchte nach einem geeigneten Gegenstand. Seine Wahl fiel auf die Decke, mit der Stanford zugedeckt war. Er vergewisserte sich, daß niemand die Kranken beobachtete. Sein Gehirn nahm das molekulare Strukturmuster der Decke in sich auf. Er prägte sich das Schema der Kohlenstoffmoleküle, aus denen der Wollstoff zum Großteil bestand, genau ein. Er hätte sich die Gruppierung der Moleküle nach Belieben verändern, eine meterlange Schnur bilden und sie in tausend Einzelteile zerlegen können.
    Aber das lag nicht in seiner Absicht. Unter seinem Willen hob sich die Decke leicht von Stanfords Körper.
    Noch einmal musterte Goldstein die Männer aufmerksam, dann brachte er die Moleküle in Bewegung. Ein fliegender Teppich schien von Stanford hinwegzugleiten. Goldstein arbeitete rasch und geschickt. Er schob das große Tuch über Zimmermann. Der gelähmte Funker war nun doppelt eingehüllt, während Stanford nur in seiner Uniform dalag. Scoobey bemerkte es als erster.
    „Doc, haben Sie Stanford aufgedeckt?" fragte er Morton.
    Der Arzt, der neben Everson stand, blickte zu den Kranken hinüber.
    „Nein, natürlich nicht." Er hob seine Stimme. „Wer hat Stanfords Decke weggezogen?"
    Niemand meldete sich. Verwirrt trat der Mediziner näher an die Gelähmten heran.
    „Jemand hat es besonders gut mit Zimmermann gemeint", sagte er verblüfft.
    Er hüllte Stanford sorgfältig wieder ein.
    Goldstein erkannte, daß er sie damit nicht erschüttern konnte. Ihre Nerven waren zu angespannt, um der Sache große Bedeutung beizumessen. Jeder schien zu glauben, daß es sich um ein Versehen handelte. Nur einer nicht! Inoshiro! Gespannt verfolgte Goldstein die Gedanken des Japaners. Inoshiro hatte wenige Minuten vor Goldsteins Aktion die

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