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0074 - Das Grauen

Titel: 0074 - Das Grauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Gelähmten beobachtet. Er war seiner Sache sicher: Zu dieser Zeit hatte Stanford noch nicht entblößt dagelegen. Inzwischen war niemand bei den Kranken gewesen. Es war unmöglich, daß einer der bewegungslosen Astronauten die Veränderung vorgenommen hatte. Nur Goldstein war nicht gelähmt. Sollte der verrückte Mutant diesen Unsinn angerichtet haben?
    Er hätte dazu aufstehen müssen, überlegte Inoshiro weiter, ohne sich seines „Zuhörers" bewußt zu sein.
    Selbst wenn er seine Arme weit ausstreckt, kann er nicht bis zu Stanford hinüberreichen. Man könnte glauben, die Decke sei von einer unsichtbaren Kraft ... Der Mutant!
    Der Gedankenstoß war so heftig, daß Goldstein erschauerte. Er riß sich zusammen und bemühte sich, in dem Wirbel von Impulsen einzelne Bruchstücke zu erkennen.
    ... mit geistiger Kraft... warum sollte er nicht auch die Telekinese beherrschen... würde vieles erklären ... wenn ich jetzt daran denke, wird er es bemerken ... muß Everson sofort...
    Goldstein durfte nicht länger zögern. Der Japaner hatte Verdacht geschöpft und war dabei, Everson davon zu unterrichten. Dem Mutanten blieb keine Zeit, Inoshiro zu lähmen. Das hätte einer sorgfältigen Sondierung der betreffenden Nervenzentren bedurft.
    Goldsteins Blicke erfaßten einen Bleistift, der auf dem Navigationstisch lag. Für den Mutanten war er nicht mehr als eine Ansammlung unkomplizierter Moleküle, die er ohne Mühe beeinflussen konnte.
    Goldstein veränderte blitzschnell die Form des Stiftes, indem er die Moleküle umgruppierte und sie zu einem quadratischen Ganzen aufbaute.
    Inoshiro sah zu ihm herüber. Seine Erregung war offensichtlich. Goldstein handelte eiskalt. Bevor sich die Lippen des Japaners zu einer Anklage öffnen konnten, beschleunigte Goldstein den total verformten Stift und ließ ihn mit der Wucht eines Hammers gegen Inoshiros Stirn prallen.
    Ächzend sank der kleine Asiate bewußtlos zusammen. Die Männer eilten auf ihn zu. Goldstein ließ seine improvisierte Waffe vorsichtig zur Seite gleiten. Während sich die Raumfahrer um den Verletzten bemühten, ihn aufhoben und untersuchten, gab der Mutant dem Schreiber seine ursprüngliche Form zurück und beförderte ihn auf den Tisch.
    „Sehen Sie sich seine Stirn an, Doc", hörte er Everson sagen.
    Dr. Morton und Everson hatten sich fassungslos über ihn gebeugt. Der Arzt drehte den Kopf des Asiaten nach oben.
    „Er ist nur bewußtlos", sagte er. „Es sieht so aus, als hätte ihn jemand mit einer Metallstange geschlagen."
    Völlig verwirrt sah Everson den Bordarzt an.
    „Das ist doch unmöglich", sagte er. „Keiner hat eine entsprechende Beobachtung gemacht. Die Wunde muß anders entstanden sein."
    „Vielleicht hat er sich gestoßen", versuchte Weiß eine Erklärung zu finden.
    Goldstein achtete nicht länger auf sie.
    Der Japaner würde nicht lange ohnmächtig bleiben. Aber es gab eine Möglichkeit, diese Bewußtlosigkeit zu verlängern. Goldstein sank auf sein notdürftiges Lager zurück. Nun hatte er Zeit, um den Asiaten ebenso außer Gefecht zu setzen wie die Männer, die gelähmt neben ihm lagen. Goldstein atmete erregter. Wer wollte ihn noch aufhalten? Er würde über sie hinwegfegen, Everson, Rhodan, die Mutanten - alle, die ihm in den Weg traten. Dann würde er, Goldstein, die Weichen stellen, und der Zug der menschlichen Entwicklung würde in die Richtung rollen die ihm vorschwebte.
    Goldstein hatte ganz bestimmte Vorstellungen von seiner Zukunft. Tief in seinem Innern schlummerte allerdings ein gewisses Unbehagen, für das er keine Erklärung fand.
     
    8.
     
    Irgendwann in seiner Jugend hatte Everson einen Kulturfilm gesehen, in dem Angehörige eines primitiven Volkes ihre Felder so bewässerten, daß sie einen mageren, struppigen Esel, dem die Augen verbunden waren, im Kreis umherlaufen und eine Pumpe betreiben ließen. Während das wehrlose Tier, von Insekten geplagt, durch die Hitze des Mittags trabte, lungerten einige Eingeborene im Schatten des Brunnens untätig herum.
    Schon damals hatte Everson einen heftigen Groll gegen die Behandlung des Tieres empfunden. Jetzt, da er übernächtigt, mit grauem, eingefallenem Gesicht in seinem Sessel kauerte, fühlte er ein ungleich tieferes Verständnis für die Qualen des Esels. Seine Lage glich der des Vierbeiners, der in dem Film gezeigt worden war. Auch Everson bewegte sich im Kreis, seine Augen schienen verbunden und nicht fähig zu sein, die Wahrheit zu erkennen.
    Seine Hände drehten das Glas mit

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