0074 - Das Grauen
können Finney und Wolkow alles wieder in Ordnung bringen."
Er nickte Sternal zu, der wie hypnotisiert auf die Warnanlage starrte.
„Sie haben während des Hyperraumsprunges neben Landi gesessen, Sternal. Haben Sie etwas Ungewöhnliches feststellen können?"
„Nein, Sir", sagte der Navigator, „ich bemerkte es erst, als Landi aus dem Sessel fiel." Er schluckte bei der Erinnerung an diese Szene.
„Dr. Morton", wandte sich Everson an den bärtigen Arzt, „halten Sie es für möglich, daß jemand von uns die Lähmungen verursachen könnte? Gibt es nur die Spur einer solchen Möglichkeit?"
„Man kann diese Lähmungserscheinungen erreichen, wenn man über dementsprechende Mittel und medizinische Kenntnisse verfügt.
Für wen von uns träfe das letztere nicht zu? Alle haben wir einen Lehrgang mitgemacht, damit wir uns nötigenfalls auf einem abgelegenen Planeten einmal selbst helfen können. Trotzdem würde ich sagen, daß der Schuldige nicht bei der Besatzung zu suchen ist." Der Arzt überlegte einen Augenblick. „Es gibt verschiedene Gifte, die eine ähnliche Wirkung hervorrufen. Ich sehe jedoch bei einigen Gelähmten - vor allem bei Landi - keine Möglichkeit, wie Gift in ihren Körper gelangt sein soll. Außerdem habe ich jeden Fall gründlich untersucht und kann mit großer Sicherheit behaupten, daß es sich nicht um Vergiftungen handelt. Die Anzeichen deuten eher auf einen Schock hin, wenn auch hier manches rätselhaft erscheint."
„Worauf warten Sie noch, Sir?" schrie Weiß dazwischen. Seine ausgestreckte Hand zeigte auf den reglos dasitzenden Mataal. „Sie haben doch gehört, daß es niemand von der Mannschaft sein kann."
„Schweigen Sie!" verwies Everson den aufgebrachten Mann. „Wie erklären Sie sich den Ausfall des Telekoms oder der beiden Triebwerke? Wie soll der Eppaner eine solche Sabotage verübt haben?"
Die Atmosphäre war bis zum Äußersten gespannt. Die Männer belauerten sich gegenseitig mit wachsendem Mißtrauen. Ihr Verdacht richtete sich aber in erster Linie gegen Mataal.
„Dr. Morton wird dem Eppaner eine Injektion geben", entschied Everson. „Er wird sich dann für einige Zeit im Tiefschlaf befinden. Sollte sich währenddessen wieder ein Unglück ereignen, können wir davon überzeugt sein, daß er nichts mit diesen Lähmungen zu tun hat."
Er wiederholte seine Worte in eppanischer Sprache. Der Extraterrestrier sah ihn gleichmütig an.
„Natürlich nicht", seine Augen schlossen sich zu schmalen Schlitzen, „aber bevor Sie es mit Gewalt versuchen, stimme ich Ihrem Vorschlag zu."
Everson nickte Dr. Morton zu. Hinter ihm stieß Fashong einen überraschten Ruf aus. Everson fuhr herum. Die beiden roten Lichter waren erloschen.
„Das ist doch nicht möglich", entfuhr es dem Colonel. „Finney und Wolkow können doch jetzt erst mit der Reparatur begonnen haben."
Eine fürchterliche Vermutung stieg in ihm auf. Mit zwei Schritten war er am nächsten Mikrophon.
„Finney!" brüllte er. „Wolkow! Hören Sie mich?"
Unheimliche Stille breitete sich aus. Everson fühlte das Jagen seines Pulses. Die Lautsprecher blieben ruhig. Goldstein richtete sich von seinem Lager auf. Er schien nicht zu wissen, wo er sich befand, denn seine Augen glitten verwundert umher.
„Finney!" rief Everson abermals, während sich seine Kehle zuzuschnüren drohte. „Finney! Wolkow!"
Er wußte instinktiv, daß es keine Antwort gab. Weder Finney noch Wolkow würden sich melden.
Irgendwo im Schiff lagen ihre gelähmten Körper, starr, mit aufgerissenen Augen. Everson sah dieses Bild vor sich, und er fühlte das Grauen seinen Nacken emporkriechen. Der unsichtbare Gegner hatte es geschickt verstanden, sie aus der Gemeinschaft fortzulocken, und er, Everson, war sein Handlanger gewesen.
„Ich werde nach Ihnen suchen", erklang Sternals Stimme.
Der Navigator machte Anstalten, die Zentrale zu verlassen.
„Halt!" schrie der Colonel. „Bleiben Sie stehen!"
Sternal ignorierte den Befehl und ging unbeirrt weiter. Entschlossen zog Everson den Paralysator und schoß. Sternal brach auf der Treppe zusammen.
„Holen Sie ihn herauf, Weiß!" befahl Everson. „Er wird bald wieder zu sich kommen. Ich wiederhole nochmals: Niemand verläßt die Zentrale, ganz gleich, was geschieht."
Er fühlte sich müde und verzweifelt. Die wenigen Männer, die ihm geblieben waren, konnten die letzte Transition nicht ausführen. Der heimtückische Feind hatte sie in der Zange.
7.
Goldstein verfolgte den Weg des
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