0074 - Das Grauen
Schiff. Jeder der zehn Männer hatte versucht, sein Bestes zu geben. So hatten sie den Ausfall der Gelähmten ausgleichen können. Neue Zuversicht durchströmte Everson. Er entschloß sich, den letzten Sprung in kürzester Zeit vorzubereiten.
Vielleicht gelang es Landi inzwischen, den Telekom in Gang zu bringen.
Everson sprang aus dem Sitz. Der Erste Funker hockte vor seinem Gerät. Everson konnte nur den schwarzgelockten Kopf Landis über den Sesselrand hinweg sehen. Everson trat hinter den Stuhl. Landi schien in die Betrachtung des defekten Apparats vertieft zu sein.
„Es wird schon wieder in Ordnung kommen, Landi", sagte Everson und klopfte dem Funker auf die Schulter.
Unter dem Druck seiner Hand kippte Landi aus seinem Sitz. Beim Herausfallen drehte er sich in schrecklicher Langsamkeit um seine eigene Achse. Einen kurzen Augenblick sah Everson das verzerrte, in stummer Angst erstarrte Gesicht direkt an sich vorbeifallen. Während der Schock den Colonel noch wie gelähmt dastehen ließ, sank das neue Opfer endgültig zu Boden.
„Wir können also ruhig in unsere Kabinen zurückkehren", sagte Everson nach einer Weile mit rauher Stimme.
Landi lag auf dem Rücken. Das Licht spiegelte sich in seinen weit geöffneten Augen. Dr. Morton schleifte den Funker zu den anderen Kranken und deckte ihn zu.
Eversons Blick fiel auf einen weißen Streifen unter dem Funkgerät.
Hastig bückte er sich, um ihn aufzuheben. Hier war der Beweis, daß die Anlage einen Augenblick lang funktioniert hatte. Alle abgesetzten Funksprüche wurden auf solchen schmalen Bändern festgehalten.
Sollte es Landi gelungen sein, kurz vor seinem Ausfall eine Meldung durchzugeben? Hatte er die Reparatur mit Erfolg durchgeführt? Ein kurzer Versuch zeigte dem Colonel, daß seine Hoffnung unberechtigt war. Der Funkbetrieb mit der Erde würde auch weiterhin stilliegen. Er wandte seine Aufmerksamkeit dem Streifen zu. Der eine Satz, den er lesen konnte, ließ ihn klar erkennen, daß es sich bei den Lähmungen nicht um eine Krankheit handelte.
Jemand war im Schiff, der die Anzahl der Männer systematisch reduzierte. Die Worte, die Everson vor sich sah, waren bitterer Hohn. Der kurze Moment, währenddessen das Gerät anscheinend einwandfrei gearbeitet hatte, war dazu benutzt worden, um einen verlogenen Funkspruch in das All zu jagen.
Noch einmal überflog Everson die Falschmeldung: - An Bord alles in Ordnung-K-262 - Everson - Everson stopfte das Band in seine Uniformtasche. Er überlegte, wer während der Transition neben Landi gesessen hatte. Wolkows Platz war halbrechts hinter dem Funker. Sternal befand sich in gleicher Höhe mit dem Funker.
Bevor Everson sprechen konnte, heulte die automatische Alarmanlage auf. Ihr greller Ton zerrte an seinen überreizten Nerven. An der Warntafel leuchteten zwei rote Lampen auf.
„Sir!" schrie Scoobey in wilder Verzweiflung. „Zwei Triebwerke sind ausgefallen."
Alle sprachen und schrien durcheinander. Everson fühlte den übermächtigen Drang in sich, einfach in seinen Sessel zurückzukehren und die Dinge treiben zu lassen. Der Antrieb der FAUNA war mehrfach gegen Unfälle jeglicher Art abgesichert. Es war unwahrscheinlich, daß gleichzeitig zwei Sektionen ausfielen. Wenn es sich um Sabotage handelte, stand Everson vor einem Rätsel, denn niemand hatte sich im Schiff bewegt. Everson sog die Luft tief in die Lungen. Er mußte zwei Männer in die Kammern der betroffenen Triebwerke schicken. Vor allem mußte Finney gehen, der Techniker. Wolkow würde ihn begleiten. Scoobey schaltete die Sirenen ab.
„Finney!" rief Everson in die entstandene Ruhe. „Wolkow!"
Gleich bösartigen Augen leuchteten die beiden Lichter über ihnen an der Sicherungsanlage.
„Sie beide werden versuchen, den Fehler zu finden und zu beheben. Seien Sie vorsichtig! Der Bordfunk ist eingeschaltet. Sie können sich jederzeit mit uns in Verbindung setzen."
Ohne sichtbares Interesse fragte Finney: „Was ist, wenn wir aussteigen müssen?"
„Dann steigen Sie aus", sagte Everson.
Finney nickte gleichmütig. Gemeinsam mit Wolkow stieg er die Treppe hinab. Everson blickte ihnen nach, bis sie sich an der Leiter hinter den Mannschaftsräumen hinunterließen und außer Sicht gerieten.
Der Kommandant wandte sich den verbliebenen Männern zu.
„Jeder von uns weiß, was er von der Situation zu halten hat", sagte er. „Trotzdem erwarte ich, daß Sie alle die Nerven behalten. Noch wissen wir nichts Genaues über den Schaden. Wahrscheinlich
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