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0074 - Das Grauen

Titel: 0074 - Das Grauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Sessels und ließ ihn nach oben gleiten. Er befand sich nun zwei Meter über der Bühne. Weiß sah zu ihm hinauf.
    „Fühlen Sie sich dort oben sicherer?" fragte er den Ersten Offizier.
    „Es klärt meine Position", entgegnete Scoobey rätselhaft.
    Sie saßen in der Falle! Goldstein gab sich keine Mühe, sein aufsteigendes Triumphgefühl zu unterdrücken. Er, ein junger, unerfahrener Mutant, führte diese ausgekochten Oldtimer an der Nase herum. Seine großartige Fähigkeit spielte sie ihm zu wie Murmeln, die man in beliebige Richtungen rollen kann. Goldstein zweifelte nicht länger daran, daß sie ihm gehorchen würden. Es galt, Everson zu zermürben, daß der Colonel ohne Schwierigkeiten jeden Befehl ausführen würde. Alle anderen würden sich nach ihrem Vorgesetzten richten.
    Sollte sich Everson nach dieser Seelenmassage wider Erwarten unvernünftig zeigen, dann mußte er sterben. Mit Everson verlor die Kaulquappe ihren geistigen Leiter, aber Scoobey war kein billiger Ersatz.
    Wenn Goldstein die Raumfahrer von ihrer Lähmung befreit hatte, würden sie mit Grauen daran zurückdenken und kein Risiko eingehen, das ihnen dieses Schicksal wiederum einbringen konnte.
    Der Zufall hatte Goldstein mit der K-262 eine wunderbare Gelegenheit in die Hand gespielt, seine paranormalen Kräfte zu erproben und weiter auszubilden. Wenn er die Kaulquappe verließ, mußte er jeden Gegner besiegen können. Rhodan würde nicht ohne weiteres zu erschüttern sein. Goldstein war sich der Macht dieses Mannes bewußt, aber er vertraute seinen Fähigkeiten, die, einmal richtig erschlossen, ihn unbesiegbar machten. Goldstein lächelte verächtlich. War es nicht absurd, daß sich ein Mensch ohne ausgeprägte paranormale Kenntnisse zum Leiter des Solaren Imperiums aufschwingen konnte? Goldstein war davon überzeugt, daß das Mutantenkorps nur auf einen Mächtigen aus seinen eigenen Reihen wartete, der Rhodan ablösen würde. Er, Goldstein, würde dieser Mann sein.
    Nachdenklich betrachtete er die lange Reihe der Kranken. Da lagen sie, starr und stumm. Nur ihre Gedanken waren nicht gelähmt. Sie bewegten sich in Furcht, Haß und Entsetzen um Goldsteins Pläne.
    Jetzt, wo sie hilflos am Boden gefesselt waren, kannten sie den Feind. Aber ihre Lippen, die das Wissen hinausschreien wollten, blieben stumm. Die Zungen versagten den Dienst.
    Goldstein forschte tiefer. Ja, da war bereits die Absicht, sich dem Mutanten unterzuordnen, heimlich in ihr Unterbewußtsein gekrochen. Die Bereitschaft war da, mußte nur noch geweckt und gesteigert werden. Sie würden sich beugen, zwar voller Haß und Zorn, aber sie würden gehorchen.
    Der Telepath erschauerte vor dem Gefühl seiner Macht. Diese Gedanken hatten etwas Berauschendes für ihn. Er empfand Verachtung für diese blinden Menschen, die sich mühsam mit gesprochenen Worten verständigten und ihre Umwelt erlebten, ohne sie richtig zu verstehen. Sein Blick ging weiter. Sie waren primitiv - eine besondere Art von Tier. Ein einfaches Holzstück war für sie ohne Bedeutung, sie sahen nur die Größe, Form und Farbe. Er hingegen bewunderte die feine Maserung des Holzes, die Struktur und Gruppierung der Moleküle. Er betastete mit seinen neuen Extra-Sinnen die feinen Gebäude kleinster Teilchen, wußte um ihre Eigenschaften, konnte sie verändern, vernichten und neu aufbauen. Deshalb war er mehr als sie. Er überragte sie in geistiger Hinsicht, wie sie die Affen überragten.
    „Hallo, Sir!" Die laute Stimme von Weiß zerriß Goldsteins Gedanken. „Sie schlafen ein, Sir."
    Everson, der sich zurückgelehnt hatte, stieß sich von der Wand ab. Nur mühsam konnte er die Augen offenhalten. Er strich mit der Hand über das Gesicht, als könnte er so die Erschöpfung fortwischen.
    Nur nicht einschlafen, empfing Goldstein Eversons Gedanken. Nur jetzt nicht einschlafen.
    Scoobey blickte über die Seitenlehne seines Sitzes lauernd zu ihnen herunter.
    „Sind Sie nicht müde, Poul?" fragte er. „Ich finde, daß Sie beinahe frisch aussehen."
    „Das macht mich gleich verdächtig, was?" erkundigte sich Weiß spöttisch. „Ein Mann, der weniger schlapp ist, muß ja eine Erklärung für seine glänzende Verfassung geben können." Weiß gähnte nachdrücklich. „Wenn ich nicht solche Angst hätte, würde ich schlafen", sagte er.
    Nur nicht einschlafen, alter Knabe, dachte der Colonel beschwörend. Mit großer Willensanstrengung hielt er sich von der verlockenden Wand zurück.
    Goldstein betrachtete sie, die Affen! Der

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