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0075 - Es geht um Kopf und Kragen

0075 - Es geht um Kopf und Kragen

Titel: 0075 - Es geht um Kopf und Kragen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Es geht um Kopf und Kragen
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eigentliche Thema zu sprechen.
    »Seit wann betreiben Sie das Kokaingeschäft?«
    »Seit Februar, Sir.«
    »Von wem bekommen Sie das Koks?«
    »Ich kenne ihre Namen nicht, Sir. Wirklich! Auf Ehre und Gewissen, Sir! Ich kann es beschwören!«
    Er hob treuherzig die Schwurfinger. Als ob einem Gangster noch ein Schwur geglaubt würde. Wer bereit ist, andere Leute umzubringen, der schwört auch einen Meineid, wenn er es für erforderlich hält. Ich winkte ab und sagte: »Haben Sie einen bestimmten Treffpunkt?«
    »Ja. In Karpers Inn in der 98. Straße.«
    Wir spitzten die Ohren. Genau da hatte der Fall begonnen. Spielte diese Kneipe mit den vielen Ausgängen wie ein Fuchsbau in der ganzen Geschichte eine größere Rolle, als wir bisher annehmen konnten?
    »Was 'sind das für Leute, die Ihnen das Koks lieferten?«
    »Drei Männer. Sie kamen immer zu dritt, Sir. Jeden Donnerstagabend zwischen acht und zehn.«
    Wir ließen sie uns beschreiben aber es kam nicht viel dabei heraus. Der intelligenzlose Bursche hatte überhaupt keine Beobachtungsgabe und gab so vage Beschreibungen, dass sie auf die Hälfte aller Männer in New York zutreffen konnten. Während Phil mit der Geduld des echten Kriminalisten immer neue Fragen stellte nach tausenderlei Einzelheiten in Kleidung, Gewohnheiten und Aussehen der drei Männer, ging mir plötzlich ein verwegener Gedanke durch den Kopf.
    Ich stand auf, ging zum Fenster und sah hinaus. Tief unter mir krochen die Autos durch die 45. Straße. Ich sah sie und sah sie nicht. Meine Gedanken spannen den Plan aus, der mir plötzlich eingefallen war.
    Nach einer Weile kam ich zu dem Entschluss, dass er kein größeres Risiko in sich barg als mancher andere Plan, den wir schon verwirklicht hatten. Ich ging zu meinem Schreibtisch zurück und kritzelte auf einen Zettel:
    Habe eine Idee, wie wir an die Drei herankommen könnten. Bespreche es eben mit Mr. High. Bin gleich zurück. Halt ihn so lange hier fest!
    Den Zettel schob ich Phil hin. Er las und nickte, ohne sein Verhör zu unterbrechen. Ich drückte mich leise zur Tür hinaus und ging zu unserem Chef. Er hörte mich geduldig an, als ich ihm meinen Plan entwickelte.
    »Sie wollen also«, wiederholte er anschließend, »Sie wollen also diesen Mann und die Frau wieder auf freien Fuß setzen mit der Begründung, der Untersuchungsrichter verweigerte die Unterschrift unter den Haftbefehl, weil er das Delikt an sich für zu geringfügig halte? Das ist doch illusorisch, Jerry! Jeder Untersuchungsrichter unterschreibt die Haftbefehle, wenn es um eine Rauschgiftsache geht!«
    »Das wissen wir«, nickte ich. »Aber können es die Gangster mit der gleichen Sicherheit wissen?«
    Mr. High wiegte unentschlossen den Kopf hin und her und sagte schließlich: »Gut, ich räume ein, dass sie es nicht mit der gleichen Bestimmtheit wissen können. Aber wie weiter?«
    »Dem Mann gegenüber brauchen wir das Theater nicht zu spielen. Dann könnte er auf den Gedanken kommen, seine drei Geschäftspartner zu warnen, mit ihnen einen neuen Treffpunkt und eine andere Zeit auszumachen. Ich denke, wir machen ihm ruhig klar, dass wir ihn als Lockvogel verwenden wollen. Er hat immerhin sechs Jahre Freiheit oder Zuchthaus zu gewinnen. Erhebe ich Anklage wegen Mordversuch, sind ihm sechs Jahre sicher, zuzüglich der Strafe, die er wegen des Kokainhandels ohnehin einstecken muss. Erhebe ich die Anklage nicht, kommt er sechs Jahre früher aus dem Bau. Das ist schließlich eine Sache, die ihm einen Dienst wert sein muss.«
    Mr. High nickte.
    »Wie ich diese Sorte kenne, ist es ihm auch etwas wert«, gab er zu. »Dann soll also nur die Frau den Eindruck bekommen, sie würde freigelassen, weil der Untersuchungsrichter das Delikt für zu geringfügig hält, um sie beide in Haft zu behalten?«
    »Richtig. Der Frau kann man weniger trauen als ihm. Ihre Strafe ist ihr sicher, und wir können ihr nichts bieten. Für ihn stehen sechs Jahre mehr oder weniger auf dem Spiel, die wird er nicht so leicht riskieren. Wir lassen sie beide vorübergehend wieder an die frische Luft, weihen aber nur den Mann ein. Am Donnerstagabend soll er wie üblich in Karpers Inn gehen. Erscheinen die drei Männer, gibt er uns ein entsprechendes Zeichen, und wir haben sie alle drei auf einem Schlag.«
    »Und wenn er sie nun warnt?«
    »Dann erhebe ich Anklage gegen ihn wegen Mordversuches.«
    »Er kann die Gelegenheit nutzen und sich verdrücken!«
    »Für wie lange? Früher oder später hätten wir ihn ja doch wieder.

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