0076 - Bills Hinrichtung
zu finden war und fuhr los.
Inzwischen fand ich mich in New York einigermaßen zurecht, zudem waren die Straßen ziemlich leer.
Über dem Major Deegan Boulevard fuhr ich bis in Höhe der 125sten Straße. Über die Lennox Avenue erreichte ich die Nähe des Central Parks. Von dort aus nahm ich dann die Fifth Avenue, auf der auch zu dieser Stunde noch ziemlich viel Betrieb herrschte.
Meine Sachen klebten mir klamm und feucht am Körper. Ich fühlte mich unwohl, auch müde und sehnte mich nach einer heißen Dusche. Vielleicht im Hotel.
Den Wagen stellte ich in der hoteleigenen Garage ab und fuhr mit dem Lift hoch zu meinem Zimmer.
Ich klopfte vorher an.
»Come in!«
Laurie stand auf, als ich das Zimmer betrat. Sie schaute mich an und sagte nur: »Endlich!«
Kalkweiß war sie.
Mit zwei Schritten stand ich neben ihr. »Was ist denn geschehen?«
Sie ließ sich in einen Sessel fallen. »Ich – ich kann nicht mehr. John – Bill…«
In der Hausbar fand ich was zu trinken. Ich schenkte der Reporterin einen Cognac ein, den sie dankbar entgegennahm. Ihre Hände zitterten, als sie das Glas zum Mund führte, und dann berichtete sie.
Jetzt war ich es, der blaß wurde.
Zum erstenmal erfuhr ich von dem Ultimatum, und mir wurde auch klar, daß ich die Zeit unmöglich einhalten konnte.
Zudem hatte ich keine vierundzwanzig Stunden mehr Zeit, sondern höchstens noch zwanzig.
Wie sollte ich das schaffen?
Ich rauchte eine Zigarette. Kalte Schauer rannen mir über den Rücken, und ich hielt den Kopf gesenkt.
Laurie schwieg ebenfalls.
Nach einer Weile sagte ich: »Bestelle bitte eine Kanne Kaffee. Ich muß mich erst duschen, sonst hole ich mir noch wer weiß was. Und damit ist Bill auch nicht gedient.«
Laurie klingelte nach dem Service-Kellner, während ich unter die Dusche stieg.
Das heiße Wasser tat mir gut. Es weckte meine erstarrten und auch müden Lebensgeister. Äußerlich ging es mir schon recht gut, doch innerlich tobte eine Hölle.
Bill Conolly, mein bester Freund, war entführt worden und befand sich in den Händen eines grausamen Feindes. Niemand wußte, wo er versteckt worden war, und dieser Dämon hatte mir ein Ultimatum gestellt. Ich sollte seinen Kopf innerhalb von vierundzwanzig Stunden finden. Eine Aufgabe, die er in dreihundert Jahren nicht erfüllt hatte.
Das war Wahnsinn, das war unmöglich, das war… ich dachte gar nicht mehr weiter.
Aber Bill mußte gerettet werden!
Vielleicht konnte ich mit diesem Sinistro einen Kompromiß schließen, und vielleicht konnte ich Zeit herausschinden. Auf jeden Fall mußte ich mit Suko reden, und Sheila durfte erst einmal nichts erfahren.
Ja, das war wichtig.
Als ich mich umgezogen hatte, stand die Warmhaltekanne bereits auf dem Tisch. Sie wurde eingerahmt von zwei Tassen.
Laurie sagte: »Ich habe extra starken Kaffee kommen lassen. War das in deinem Sinn?«
Ich nickte.
Laurie schenkte ein.
Die glühendheiße Brühe füllte die Tassen. Der Kaffee war stark, so daß mir das Beispiel mit dem darin stehenden Löffel wieder einfiel.
Ich trank ihn schwarz. Auch ohne Zucker.
Kurz nippte ich an dem kochendheißen Getränk. Fast hätte ich mir die Lippen verbrannt.
Laurie zuckte zurück, als sie den Kaffee probierte. Ihr war er auch zu heiß.
Ich rauchte noch eine Zigarette dabei. Laurie wollte nicht rauchen, sie hatte schon genug.
Während ich den Kaffee in kleinen Schlucken trank, ließ ich mir von Laurie noch einmal alles haarklein berichten. Doch wie ich es drehte und wendete, es kam nichts dabei heraus. Der Magier Sinistro hatte keine Spur hinterlassen.
Nach der zweiten Tasse merkte ich, wie die Müdigkeit und auch das Gefühl der Mattheit verdrängt wurde. Ich fühlte mich wieder relativ frisch.
Laurie stellte genau die Frage, auf die ich im Augenblick auch keine Antwort wußte. »Was sollen wir denn jetzt machen?«
Ich hob die Schultern.
»Der Geisterjäger ist ratlos?«
»Ja – leider.« Ich winkelte die Arme an, stützte die Ellenbogen auf beide Oberschenkel und legte mein Gesicht in die Hände. Dann spürte ich Lauries Hand auf meinem Haar. »Laß gut sein, John, es wird sich bestimmt eine Möglichkeit finden.«
»Das hoffe ich auch«, erwiderte ich und hob den Kopf, wobei ich versuchte zu lächeln, was mir sehr schwer fiel. Hätte ich doch nur nicht die Horror-Cops verfolgt oder hätte ich Bill mitgenommen. Dann wäre alles anders gekommen. Ganz sicher sogar.
Das Klingeln des Telefons unterbrach meine quälenden Gedankenströme.
Ich hob
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