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0076 - Bills Hinrichtung

0076 - Bills Hinrichtung

Titel: 0076 - Bills Hinrichtung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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lebten. Mein Blick glitt an Sinistro und auch an dem Richtklotz vorbei. Ich suchte die Helfer des Magiers, sah jedoch nichts von ihnen. Wahrscheinlich gaben sie in einer anderen Dimension auf Bill Conolly acht.
    »Ich warte noch immer auf eine Antwort«, sagte der Magier. Er sah schaurig aus, ohne Kopf und nur mit dem flimmernden Oval über dem Halsstumpf. Ich konnte verstehen, daß er seinen Schädel gern wiedergehabt hätte.
    Ich drehte mich halb und zeigte auf meinen Partner Suko. »Wir beide möchten dir einen Tausch anbieten, Sinistro. Deinen Kopf gegen das Leben meines Freundes!«
    Jetzt war es heraus, und meine Worte erzielten eine überraschende Wirkung.
    Der Magier wankte zurück. Seine Hände fielen nach unten. Mit allem hatte er gerechnet, nur damit nicht.
    Sekundenlang sprach niemand ein Wort. Dann sagte Sinistro: »Ihr habt, ihr habt…«
    »Ja, wir haben deinen Schädel.«
    »Aber ich brauchte Hunderte von Jahren…«
    Lässig hob ich beide Schultern. »Du vielleicht, Sinistro. Wir aber haben es innerhalb der Zeitspanne geschafft.«
    »Zeig ihn her!«
    Ich gab Suko einen Wink. Er verstand und öffnete bedächtig den viereckigen Karton.
    Sinistro konnte sich nicht mehr beherrschen. Er kam einen Schritt näher. Wie oft hatte er davon geträumt.
    Und nun sah er seinen Kopf.
    »Wo – wo habt ihr ihn gefunden?« hechelte er.
    Zwei Klappen hatte Suko bereits hochgestellt. Seine Finger tasteten nach der dritten.
    »Stopp!« rief ich.
    Obwohl wir es vorher nicht abgesprochen hatten, reagierte der Chinese blendend. Sein rechter Arm sank nach unten.
    »Was ist? Warum macht ihr nicht weiter?« dröhnte die Stimme des kopflosen Magiers aus dem flimmernden Oval.
    Ich antwortete mit einer Gegenfrage. »Was ist mit meinem Freund Bill Conolly?«
    Sinistro zögerte.
    Da sah ich aus den Augenwinkeln links von mir einen Schatten. Der Spuk war da. Ausgerechnet zu einem Zeitpunkt, wo es mir überhaupt nicht paßte.
    Und schon peitschte seine Stimme. »Moment, Sinistro. Sinclair und dieser Chinese…«
    Ich hörte nicht zu, was er weiter sagte. Ich wußte nur, daß der Bluff jetzt platzte, wenn ich nicht…
    Ich überlegte nicht mehr lange, sondern setzte alles auf eine Karte…
    ***
    Bill Conolly wartete weiter. Minute auf Minute verrann. Jede wurde für ihn zu einer kleinen Ewigkeit.
    Seinen rechten Schuh hatte er ausgezogen und den Absatz kopfschüttelnd betrachtet.
    Die Säure hatte ihn tatsächlich regelrecht zerfressen.
    Wenn sie Leder so schnell zerstörte, wie rasch mußte es erst bei Menschenhaut gehen?
    Bill war nur froh, nicht in diese See hineingesprungen zu sein. Von ihm wäre vielleicht nicht einmal ein Skelett übriggeblieben.
    So aber war er noch am Leben!
    Mehr jedoch nicht.
    Immer wieder schaute er auf den Stuhl und auf die Stricke, die er auf die Sitzfläche gelegt hatte. Schließlich ging er hin, packte einen der Stricke und schleuderte ihn in das bleigraue Meer.
    Der Strick wurde zerfressen.
    Bill hatte nichts anderes erwartet. Als er sich umdrehte, bekam er einen Schreck.
    Vor ihm standen die roten Henker.
    Sie hielten schwere Äxte in den Händen. Bill Conolly jagte eine Gänsehaut über den Rücken. Unwillkürlich nahm er eine abwehrende Haltung ein, denn er rechnete fest damit, daß die Henker gekommen waren, um ihn zu töten.
    Doch sie taten nichts. Wie zwei Denkmäler blieben sie neben dem Lehnstuhl stehen.
    Verzögerten sie die Hinrichtung? Wollten sie ihn bewußt quälen? Aber Bill entschloß sich, es ihnen nicht leicht zu machen. Er würde sich wehren bis zum letzten Atemzug.
    Hinter ihm vernahm er ein Blubbern und Platschen. Er drehte sich um und sah den Monsterfisch aus dem Wasser tauchen. Weit riß er sein Maul auf und ließ Bill die nadelspitzen Zähne sehen. Auch eine Demonstration, die man sich hätte sparen können, denn der Reporter hatte nicht vor, in diese unheimliche See zu springen.
    Die Henker schwiegen. Der Stoff ihrer Kapuzen lag auf den Schultern. Hinter den Augenschlitzen sah Bill Conolly nichts, so sehr er sich auch anstrengte.
    Aber wo blieb Sinistro? Wollte er nicht dabeisein, wenn sein Gegner starb? Bill Conolly hielt es nicht mehr aus. »He«, sprach er die beiden an. »Was ist nun? Warum steht ihr hier herum wie die Ölgötzen. Wenn ihr mich umbringen wollt, dann tut es doch, verdammt. Los, macht es!« schrie der Reporter.
    Die Henker rührten sich nicht.
    Scharf atmete Bill ein und wischte sich den kalten Schweiß von der Stirn. Diese Ungewißheit hielt er nicht mehr

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