0076 - Oase der Verfluchten
nennenswert. Zamorra, Bill und Nicole dämmerten dahin. Die Sonne stieg in den Zenit, und es wurde so heiß wie in einem Backofen.
Kein Lüftchen regte sich. Aus entzündeten Augen betrachtete Zamorra seine Umgebung. Heiße Luft wogte über den Dünen und ließ die Konturen von Gegenständen flimmern.
Plötzlich rauschte und brauste es. Zamorra schrak auf. Bill Fleming und Nicole waren zu erschöpft, um sich um etwas anderes als um sich selbst Gedanken zu machen. Aber Zamorra sah die schwarze, wirbelnde Wolke über einem Dünenkamm.
Einen Moment glaubte er an einen neuen Sandsturm. Dann verschwand die Wolke, und drei Gestalten in schwarzen Burnussen hielten auf der Düne. Sie saßen auf Pferdeskeletten, die aber alles andere als tot waren.
Vor Zamorras Augen zogen die schrecklichen Drei ihre Krummsäbel und schwenkten sie in seine Richtung. Das Pferd des vordersten Reiters stieg auf der Hinterhand hoch und wieherte schrill.
Auch Nicole und Bill Fleming schreckten auf. Langsam ritten die drei Reiter mit den schwarzen Burnussen auf ihren Knochenpferden näher. Sie mochten noch zweihundert Meter entfernt sein. Ihre Gesichter waren nicht genau zu erkennen.
Diesmal hörten außer Zamorra auch Nicole und Bill Fleming die körperlose Stimme.
»Du hast meine Warnung mißachtet und die Möglichkeit ausgeschlagen, die ich dir bot, Zamorra«, sagte die Stimme. »Dafür werdet ihr jetzt alle drei sterben. Meine Diener, die Söhne des Windes werden dich töten.«
Zamorra erhob sich und nahm sein Amulett in die Rechte. Seine Stimme klang heiser, als er sprach. Auch an ihm war die Todesgefahr und die Strapazen nicht spurlos vorübergegangen. Er konnte die Gesichter der drei Burnusträger nicht erkennen, aber er wußte, was er sehen würde. Die scheußlichen Fratzen von mordlüsternen Mumien.
Seine Vision hatte sie Zamorra schon gezeigt.
»So einfach bin ich nicht umzubringen«, sagte der Professor. »Zeig dich endlich, du Feigling! Nenn deinen Namen!«
Nur ein höhnisches Gelächter antwortete Zamorra. Die Stimme des Unsichtbaren sprach nicht mehr. Zamorra glaubte nicht, daß der Gegenspieler körperlich in der Nähe war. Kraft seiner Magie konnte er Zamorra und seine beiden Begleiter beobachten und zu ihnen reden.
Die Burnusträger waren jetzt bis auf fünfzig Meter heran. Rasch verringerte sich die Distanz. Zamorra, Nicole und Bill konnten die Gesichter der Reiter mit den schwarzen Burnussen erkennen. Es war, wie Zamorra es sich gedacht hatte.
Fratzenhafte Mumiengesichter mit leeren Augenhöhlen, zerfressenen Nasen und bleckenden schwärzlichen Zähnen. Sand spritzte unter den Huftritten der Knochenpferde, die entgegen allen Naturgesetzen lebten und ihre Reiter trugen. Der leibhaftige Tod ritt näher.
Mumien mit schwarzen Burnussen in der menschenfeindlichen Wüste Nefud. Das kalte Grauen unter heißem Himmel. Scharfe Klingen in verdorrten Fäusten. Der Atem des Todes umwehte die drei Geisterreiter.
Nicole stöhnte vor Entsetzen. Bill Fleming ballte die Fäuste.
»Gib mir die Coltpistole aus dem Tornister, Zamorra«, sagte er. »Ich will mich nicht wehrlos abschlachten lassen.«
»Gegen diese Gegner hilft eine Kugel nicht mehr als eine Handvoll Sand, Bill. Nimm dir einen Stein.«
Bill Fleming gehorchte. Zamorra ließ die näherreitenden Mumien nicht aus den Augen. Er wußte, daß sein Amulett eine sehr unzureichende Waffe gegen die mörderischen Mumien war. Gewiß würde es ihnen Wunden zufügen, wenn er sie damit berührte. Aber dazu mußte er erst einmal an sie herankommen, mußte mit bloßen Händen gegen die Schwertklingen angehen.
Zamorras Chancen standen denkbar schlecht. Die Mumien waren darauf aus, ihn und Nicole umzubringen. Ihr Blut sollte im Wüstensand verrinnen.
Was der Samum nicht geschafft hatte, wollten die Mordmumien erreichen.
***
Anwari al Dschabir war fürs erste zufrieden. Scheich Suleiman und ein paar andere Querköpfe hatten ihr Leben verloren. Die Mordmumien waren die besten Leibwächter und Vollstrecker, die Anwari sich denken konnte. Sie stellten keinerlei Ansprüche, waren absolut zuverlässig und unverwundbar.
Niemand konnte ihnen widerstehen.
Am Nachmittag dieses Tages im Monat Ramadan fuhr Anwari in einem schneeweißen Cadillac Fleetwood durch Sakaka. Die eine Hälfte der Palastwache war zu ihm übergelaufen, die andere hatte sich klamm und heimlich verdrückt. Mit den Höflingen verhielt es sich ähnlich.
Die Familienangehörigen und näheren Verwandten von Scheich Suleiman
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