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0076 - Wir verlernten das Lachen

0076 - Wir verlernten das Lachen

Titel: 0076 - Wir verlernten das Lachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wir verlernten das Lachen
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Ruhe der vergangenen Nacht nach. Ich schlief tief und fest, aber es war kein erquickender Schlaf, denn ich träumte, ich säße gefesselt in einem knallgelb angepinselten GMC-Bus, der sich eben anschickte, in einen See zu fahren. Zehn Knaben in College-Uniform standen am Ufer und sahen meiner Hinrichtung mit traurigem Interesse zu. Einer von ihnen brüllte mit krähender Stimme: .Telefon für Sie, G-man!‘, was ich angesichts der Umstände und trotz meiner Todesangst als bittere Verhöhnung empfand. Aber er hatte recht, das Telefon klingelte tatsächlich, und darüber erwachte ich. Ich griff nach, dem Hörer, hob ab und meldete mich. Am anderen Ende der Leitung war Mister High, mein Chef.
    »Tut mir leid, Jerry,« sagte er, »daß ich Sie mitten in der Nacht stören muß, aber Sie würden es verstehen, wenn Sie bei mir wären. Hier ist der Teufel los. Ich habe nichts andereg mehr zu tun, als laufend Telefonate von intervenierenden Kongreßmitgliedern und Senatoren anzunehmen, die sich nach dem Stand der Kidnapper - Affäre in Panama erkundigen. Die Dienststelle wird laufend von Berichterstattern aller großen Zeitungen belagert, und wohin ich gehe, reckt sich mir ein Mikrophon entgegen. Ihnen wird es nicht anders gehen, die Presse hat Korrespondenten nach Panama entsandt.«
    »Bis jetzt sind wir verschont geblieben«, erwiderte ich. »Sie werden sich sicher nach dem Stand der Ermittlungen erkundigen, aber ich habe dem Bericht nichts hinzuzufügen, den ich am Abend nach New York durchgab.«
    »Etwas anderes hatte ich offengestanden auch nicht erwartet, Jerry. Tun Sie Ihr möglichstes. Die Affäre hat im ganzen Land Staub aufgewirbelt, wie nie eine andere zuvor. Würde es etwas nützen, wenn ich Verstärkung schickte?«
    »Wohl kaum! Bei der Arbeit werden wir bestens von der Panama - Police und von der Kanalpolizei unterstützt. Die Leute kennen die besonderen Verhältnisse des Landes besser als wir, also…«
    Ich fühlte plötzlich, wie etwas Feuchtes meine Zehen streifte. Sekundenbruchteile später erhob sich am Fußende des Bettes ein dicker, feuerroter Kopf, ich hörte ein wütendes Zischen, sah eine spitze Zunge und zwei starre Augen auf mich gerichtet.
    »Muß unterbrechen!« sagte ich und wagte mich nicht zu rühren. »In meinem Bett ist eine Schlange aufgetaucht!« Mister High sagte irgend etwas, aber ich hörte ihm gar nicht zu.
    Unendlich vorsichtig versuchte ich meine auf dem Nachttisch liegende 08 zu ergreifen. Dabei muß ich wohl eine ungeschickte Bewegung gemacht haben, denn die Schlange schoß plötzlich vor und lag nun mit ihrem ganzen Leib, etwa 75 Zentimeter lang, auf der Bettdecke.
    Der bösartige Kopf befand sich etwa einen halben Yard vor meiner Nasenspitze. Mit Schnelligkeit war nichts mehr zu machen. Wenn ich doch ’ loß den blödsinnigen Telefonhörer nicht in der Hand gehabt hätte!
    Ich legte den Hörer unendlich vorsichtig auf den Nachttisch und griff nach meiner Pistole. Bange Sekunden versuchte ich, mit der linken Hand die Waffe aus dem Futteral zu ziehen. Aber sie saß wie festgelötet, im Leder. Auf meiner Stirn brach der Schweiß in Strömen aus. Jede Sekunde konnte die Katastrophebringen. Ich wußte zwar nicht, ob die Schlange giftig war, aber ich konnte mir vorstellen, daß sie nicht von ungefähr in mein Bett gekommen, sondern von den Kidnappern, dorthin praktiziert worden war. Und dies bestimmt nicht zu dem Zweck, mir nur einen gehörigen Schreck einzujagen.
    Irgendwie muß es mir dann doch gelungen sein, die Pistole aus dem Halfter zu lösen. Unendlich vorsichtig führte ich meine linke Hand an die rechte.
    Der Schlange war diese Bewegung nicht recht. Ihr Kopf zuckte vor, direkt an die Mündung der 08, und ich drückte ab.
    Der Schuß krachte, und in der Luft hing der fade Geruch verbrannten Cordits. Der Kopf der Schlange wurde zerrissen, ihr zuckender Leib ringelte sich noch eine ganze Weile auf der Bettdecke und hinterließ häßliche, sonderbar gefärbte Blutspuren.
    Ich nahm den Hörer wieder auf. »Hier wieder Cotton. Meine Beerdigung kann zunächst wieder vom Dienstplan abgesetzt werden!«
    Mister Highs. Stimme war kaum mehr wiederzuerkennen, als er murmelte: »Großer Gott, Jerry, das ist ja scheußlich, am Telefon alles mitanhören zu müssen und doch nicht helfen zu können.«
    Ich lachte. »Hat soeben noch geklappt. Ich denke, ich hänge jetzt auf, denn gleich wird hier der Teufel los sein!«
    »Passen Sie gut auf sich auf. Im übrigen: Sie können jede Unterstützung

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