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0076 - Wir verlernten das Lachen

0076 - Wir verlernten das Lachen

Titel: 0076 - Wir verlernten das Lachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wir verlernten das Lachen
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Rötliche spielend, überlange Arme mit kräftigen Händen. An der linken Hand fehlen die drei letzten Finger…«
    »Phantastisch«, sagte ich überzeugt. Dann, zu Mantelli: »Haben Sie einen Zeichner bei der Hand?«
    »Wir arbeiten im Bedarfsfall mit einem Graphiker zusammen.«
    »Dieser Bedarfsfall ist schon eingetreten. Schicken Sie den Mann um halb neun hierher. Er soll sich mit Cabotin ein stilles Kämmerlein zurückziehen und nach seinen Angaben ein Konterfei anfertigen.«
    »Gern!«
    »Jetzt bist du dran, Diego«, sagte der Hoteldirektor.
    Diego entblößte seine schneeweißen Zähne. »Si, Senor! — Ich habe den Mann, den Cabot beschreibt, vor zwei Monaten hier in der Bar gesehen…«
    »Ah — und da ist kein Irrtum möglich?«
    Er sagte, er wolle auf der Stelle tot umfallen, wenn er irre, und ich glaubte ihm.
    »Also, ich erkenne den Mann nach Cabots Beschreibung. Vor allem an der verstümmelten linken Hand. Er kam, wie gesagt, vor zwei Monaten ziemlich spät in der Nacht in die Bar und trank einen ganzen Haufen Martinis. Er fing später mit mir eine Unterhaltung an, wie das — hm! — Betrunkene oft tun, und erwähnte, er heiße Bender und wohne in Pedro Miguel drüben. Auf mich machte er den Eindruck eines Kanal-Ingenieurs…«
    Mehr war aus den beiden nicht herauszubringen, aber das war schon eine ganze Menge. Ich verteilte die Karten, schickte Phil zum Telefon, um das Signalement unseres verhinderten Mörders nach New York zur Dienststelle durchzugeben, beauftragte Mantelli, ebenfalls nach Bender zu forschen, und rief am Ende die Kanal-Polizei an und bat, gleich am Morgen weitere Nachforschungen bei der Gesellschaft und in Pedro Miguel anzustellen.
    Anschließend sank ich in Morpheus Arme.
    Ich hatte eg nötig.
    ***
    Ich erwachte um zehn und frühstückte mit Phil tun halb elf auf meinem Zimmer. Um diese Zeit erreichte uns ein Anruf Leutnant Davidsons mit die Nachricht, daß ein Ingenieur Bender, beziehungsweise ein Mann, auf den sein Signalement passe, weder bei der Panama-Kanal-Gesellschaft angestellt, noch in Pedro Miguel wohnhaft sei. Pech.
    Ich kam gerade dazu, einen Schluck Fruchtsaft zu mir zu nehmen, als es wieder klingelte. Diesmal war zur Abwechslung Capitano Mantelli an der Strippe. Dieser teilte mir mit, man habe soeben nördlich Summit am Ufer eines Sumpfsees die Leiche von Miguel Lopez, des Besitzers und Fahrers des bewußten gelben Busses, gefunden. Messerstich im Herz.
    »Wohin wird die Leiche geschafft?« fragte ich sofort.
    »Ins Gerichtsmedizinische Institut. Die Autopsie muß sofort durchgeführt werden. Lopez ist vermutlich noch nicht sehr lange tot, aber die Verwesung hat schon einen sehr starken Grad erreicht…«
    »Ist es denn ganz sicher, daß es sich um Lopez handelt?«
    »Ganz sicher. Er wurde von einem in der Nähe wohnenden Stammesgenossen namens Juan Salazar identifiziert. Salazar hat noch am Mittwochabend mit Lopez Karten gespielt…«
    »Aber da lief die Fahndung doch bereits!« sagte ich »Das haben wir dem Burschen auch vorgehalten, aber er behauptet, nicht lesen zu können und deshalb von nichts gewußt zu haben. Das ist natürlich eine Lüge, denn unter diesen Rothäuten spricht sich mit telegrafischer Schnelle alles herum, was sie interessiert.«
    »Und wie steht es mit Lopez' Frau?«
    »Sie weiß noch nichts.«
    »Bestellen Sie sie für zwei Uhr zum Institut. Ich möchte dabei sein, wenn sie die Leiche identifizert.«
    »Ich richte mich ganz nach Ihnen, Mr. Cotton. Bis später!«
    »Ist es nicht etwas sehr grausam, die arme Frau unvorbereitet vor so schreckliche Tatsachen zu stellen?« fragte Phil, nachdem ich aufgelegt hatte.
    »Ist es nicht etwas sehr grausam, zehn Boys zu entführen, mit dem Tod zu bedrohen und die gepeinigten Eltern zu erpressen?« lautete meine Gegenfrage.
    Phil seufzte, schwieg aber…
    ***
    Das Mittagessen nahmen wir mit Habakuk E. Roberts im Hotel ›Calabria‹ ein. Das heißt, uns schmeckte es, aber dem College-Leiter war der Appetit vergangen. Er machte das Gesicht eines Mannes, der einen Haufen hohler Zähne hat, sich aber nicht zum Zahnarzt traut.
    »Kommen wir auf Ihr unangenehmes Erlebnis der vergangenen Nacht zurück«, sagte ich.
    Er wischte sich über die Stirn. »Mir scheint, ich bin nicht der einzige, der ein solches Erlebnis hatte. In der Zeitung steht, daß auch in Ihrem Hotel..«
    »Das spielt keine Rolle. Bleiben wir bei Ihnen Sie müssen einen gesegneten Schlaf haben, wenn Sie nicht einmal merkten, daß man auf Sie

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