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0077 - Das Phantom der Insel

0077 - Das Phantom der Insel

Titel: 0077 - Das Phantom der Insel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dieter Saupe
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Zeichen malt.«
    »Aha. Und wo gibt es die?«
    »Im Innern der Insel. Da gibt es manchmal Kreidefelsen und Lehmboden. Und ich bin sicher, daß auch Lo Sardo irgendwo im Inneren der Insel lebt.«
    »Warum?«
    »Weil ein Sardinier sich nur dort wohl fühlen kann. Rings um die Insel gibt es die neuen, großen Städte. Dort kommen die Fremden hin, dort sind Touristen, dort leben sie bis in die Nacht hinein, trinken und singen und führen sich wie toll auf. Dort kann kein Sardinier leben und sich gut fühlen. Der Sarde muß das Land haben, den Boden, die fruchtbare Erde, seine Schafe und seine Früchte. Er lebt nicht gut in der Stadt. Nur einige haben es gelernt.«
    »Ich verstehe«, sagte Zamorra darauf. »Du meinst also, daß auch Lo Sardo, als echter uralter Geist dieser Insel, nicht an der Küste leben kann?«
    »Niemals«, war Marcellos Antwort. »Dort sucht er nur seine Opfer. Er weiß, daß er sie an der Küste findet. Dort leben die Fremden, die er haßt.«
    »Dann müssen wir ihn im Innern der Insel suchen«, meinte Zamorra. »Das ist keine leichte Aufgabe, wenn wir bedenken, welche Größe Sardinien hat.«
    »Wir können überall auf ihn treffen«, sagte Marcello. »Wir müssen ihn suchen, überall. Wenn er ein Mensch ist, kann er ein Haus haben, irgendwo. Ist er ein Geist, dann kann er in Höhlen leben, in einer Grotte, in einer unzugänglichen Schlucht. Ich werde meinen Freund Enzio fragen. Der kennt die Insel genau. Der weiß, wo sich ein Dämon wie Lo Sardo aufhalten kann.«
    »Wer ist das, dieser Enzio?«
    »Ein echter und stolzer Sarde, Professore. Aber ein guter Mann. Ein Hirt, etwa dreißig Jahre alt. Ich glaube, er weiß selbst nicht, wie alt er ist.«
    »Und wo ist er, dein Freund?« fragte Zamorra.
    »Mal hier und mal dort«, kam die schnelle Antwort. »Er hütet die großen Herden der reichen Viehbauern. Er treibt die Tiere über das Hochland. Er ist mit den Herden viel unterwegs. Jetzt müßte er drü- ben in den Montes sein. Das ist das Hügelland im Osten der Stadt.«
    »Kommt man mit einem Wagen dorthin?« fragte Zamorra.
    Der junge Mann nickte eifrig.
    »Si, si, Professore. Wir können fahren. Wann immer Sie mögen. Marcello begleitet Sie – und die Signorina.«
    Zamorra mußte schmunzeln.
    »Woher weißt du, daß die junge Dame eine Signorina ist?« fragte er.
    »Sie kann nicht die Signora sein, nicht Ihre Frau«, sagte Marcello.
    »Das mußt du mir erklären«, sagte Zamorra ein wenig belustigt.
    Marcello zögerte nicht eine Sekunde.
    »Sie sind ein berühmter Mann, Professore. Und die Signorina bewundert Sie sehr. Ihre Augen hängen an Ihnen, wenn Sie erzählen.«
    »Aber das kann doch auch eine verheiratete Frau tun – ihren Mann bewundern.«
    »Ja, Signor, und nein. Die Signorina bewundert etwas, was sie nicht selbst hat. Eine Signora bewundert alles an ihrem Mann, bis es ein Teil von ihr selbst geworden ist, verstehen Sie?«
    »Ich kann mir vorstellen, was du meinst, Marcello.«
    »Sehen Sie: dann, wenn der Mann mit allem ihr eigen ist, wird die Bewunderung kleiner. Sie wird wie eine Gewohnheit. Dann strahlen die Augen nicht mehr so in vollem Glanz. Aber die Augen der Signorina glänzen und funkeln, wie die großen Sterne am Nachthimmel. Das ist Bewunderung, Professore, und man muß Sie beneiden.«
    »Du kannst mich auch um die Signorina beneiden«, meinte Zamorra. »Sie ist eine großartige, fabelhafte Sekretärin. Und eine gute Freundin.«
    »Ich weiß«, sagte Marcello. »Ich sehe es. Und wenn sie nicht Ihnen gehören würde, Signor, dann müßte sie mein werden.«
    »Oho!« machte da Nicole Duval. »Und du glaubst, daß es dir gelingen würde, mich zu erobern?«
    »Si, Signorina.«
    »Aber du bist noch sehr jung, Marcello«, wandte Nicole ein.
    »Junges Blut, sehr großes Feuer«, meinte Marcello, und Nicole konnte nicht umhin, sein Lächeln zu erwidern. Es war sehr selbstsicher, ein wenig selbstgefällig sogar, aber offen und ehrlich.
    »Ich sehe, daß hier mehrere Gefahren auf uns lauern«, meinte Zamorra und erhob sich. »Aber Marcello weiß, was er will. Er ist ein kühner und ebenso aufrichtiger junger Mann. Ich glaube, daß wir uns auf ihn verlassen können.«
    »Si, Signor«, sagte Marcello bescheiden. »Ich bin bereit. Ich kenne die Aufgabe.«
    Zamorra reichte ihm die Hand.
    »Wir wollen uns ein wenig in der Gegend umsehen«, sagte er.
    »Und morgen früh holen wir dich ab. Wir fahren ins Bergland, um die Spur Lo Sardos zu suchen.«
    »Ich werde vor der Hütte stehen, wenn

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