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0077 - Das Phantom der Insel

0077 - Das Phantom der Insel

Titel: 0077 - Das Phantom der Insel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dieter Saupe
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Sie kommen«, sagte Marcello.
    Er führte seine Besucher hinaus.
    Als sie im Wagen saßen, hörten sie das leise Klingen von kleinen Glocken.
    »Was ist das?« fragte Zamorra.
    Marcello sah zu den Hügeln hinauf.
    »Das ist die große Herde«, sagte er. »Dann ist Enzio in der Nähe. Er wird mich besuchen. Das ist gut so. Wenn er hier ist, kann er auf meine Hütte acht geben, wenn wir wegfahren.«
    Beim Wegfahren sah Zamorra den Hirten mit seiner Herde einen der steilen Hänge herabkommen.
    ***
    Lifar Georghiu war mit langen Schritten auf sein Haus zugelaufen.
    Sein Rufen hatte die Männer der Feldwache alarmiert. Auch sie kamen in aller Eile herbei. Ihr aufgeregtes Fragen und Antworten machte alle Hausbewohner wach.
    Nur stockend konnte der Grieche berichten, was vorgefallen war.
    »Es war Sardo!« sagte er, immer noch keuchend von der Anstrengung des schnellen Laufens. »Ich habe Lo Sardo gegenübergestanden!«
    »Unmöglich!« sagte einer seiner Söhne. »Es war bestimmt einer von den Banditos!«
    »Das habe ich auch gedacht«, sagte der Bauer und ließ sich am Tisch schwer auf einen Hocker sinken. »Aber dann hat er seine Forderung gestellt. Er weiß genau, was wir erspart haben. Und er war allein. Banditos treten niemals allein auf.«
    »Wie sah er aus?« fragten die Männer um ihn herum. Sie standen und warteten auf weitere Einzelheiten. Und ihre Spannung war so groß wie ihr Schrecken, so daß keiner sich zu setzen wagte. So, als wären sie auf dem Sprung, etwas zu unternehmen.
    »Er sah aus wie die Nacht«, gab Georghiu nach einer Pause zur Antwort. »Zuerst war er im Wald versteckt. Dann stand er hinter mir. Hat mir verboten, mich umzudrehen.«
    »Und dann?« fragten die Männer durcheinander.
    »Dann habe ich mich geweigert, ihm das Geld zu geben.«
    »Was will er haben?«
    »Zehntausend Dollar. Und ich habe mich geweigert.«
    »Und weiter?«
    »Dann hat er befohlen, daß ich auf den Weg zurückgehe. Dann mußte ich mich umdrehen. Da stand er vor mir, kam immer näher, wie eine schwarze Wand.«
    »Er trug einen schwarzen Mantel?« fragten die Söhne des Bauern.
    »Schwarz, ja, alles an ihm war schwarz. Aber es war kein Mantel. Wie ein riesiges Tuch war das. Es bedeckte den ganzen Körper. Die Ärmel wie große schwarze Flügel.«
    »Und das Gesicht?« hörte der Grieche die Männer fragen.
    »Nicht zu sehen. Er trug eine schwarze Maske. Und seine Augen glühten. Vor lauter Gier und Haß.«
    »Ein böser Blick?« fragte jemand.
    »Ein böser, ein ganz fürchterlicher Blick«, sagte Lifar Georghiu.
    »Wie bei einem Besessenen, nicht wahr?« fragte der älteste Sohn.
    »Ja«, sagte der Alte mit schwacher Stimme.
    Und der Sohn sagte: »Dann war es Lo Sardo!«
    Alle anderen stimmten ihm zu.
    Sie kannten die Geschichte des Geistes. Jeder kannte sie. Lo Sardo trat immer mit einem schwarzen Gewand auf, das ihn halb wie einen Vogel, halb wie einen Drachen aussehen ließ.
    Sie alle wußten es. Schwarz wie die Nacht war er. Dunkel und glühend seine Augen. Das war der berühmte Sardonische Blick! Der böse Blick, der von der Pflanze Sardonia kam!
    Der Sage nach hatten einmal vor langer Zeit die Sizilianer diese Pflanze nach Sardinien gebracht. Wer von ihr aß oder ihren Saft trank, mußte den bösen Blick bekommen.
    Es stand für alle fest, daß Lifar Georghiu dem Urgeist der Sarden begegnet war.
    »Du wirst ihm das Geld nicht geben?« fragten die Männer. »Nein, niemals.«
    »Wann will er es haben?« wollte einer der Söhne wissen.
    »Heute in vier Tagen«, sagte der Bauer. »Zur gleichen Stunde, und an derselben Stelle.«
    »Dann werden wir dort sein«, erklärten die Männer kategorisch.
    »Jeder von uns wird dort sein. Heute in vier Tagen. Und ohne Geld. Aber mit Messern und Fäusten. Wir werden ihn vernichten.«
    »Er ist kein Mensch wie wir«, gab Georghiu zu bedenken. »Und wenn er ein Mensch war oder ist, so hat er Kräfte, gegen die wir nicht kämpfen können. Er ist gefährlich. Ihr habt von den Spaniern gehört. Sie sind in den Tod gesprungen, weil sie sich nicht von ihm berühren lassen wollten. Seine Berührung ist der Tod.«
    »Wir sind viele«, sagten einige der Männer. Und einer der ältesten unter ihnen fügte hinzu, wie er sich die Überwindung Lo Sardos vorstellte.
    »Du mußt hingehen, zu der Stelle, wo er dich erwarten wird. Du gehst allein, Lifar. Und du wirst einen Sack bei dir tragen.«
    »Etwa mit dem Geld?« fragte der Bauer.
    »Nein, Lifar. Nicht mit dem Geld. Das soll er nur denken. Wir

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