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0077 - Das Phantom der Insel

0077 - Das Phantom der Insel

Titel: 0077 - Das Phantom der Insel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dieter Saupe
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hatte.
    Es gab hier so viele Versteckmöglichkeiten, daß man die Bewohner ganzer Städte unterbringen könnte. Viele der Felsnischen und Höhlen waren sogar noch auszubauen und zu vergrößern.
    Und wer diejenigen angreifen würde, die sich hier im Berg eingenistet hatten, müßte in jedem Fall bald aufgeben und den Rückzug antreten.
    Dieser Berg war nicht zu stürmen, wenn er erst einmal besetzt war.
    ***
    Zwei Stunden lang suchten sie gemeinsam den Hang ab, drangen in kleine Bergnischen und Steinhöhlen ein.
    Manchmal fanden sie Gegenstände, die bewiesen, daß sich hier Menschen aufgehalten hatten. Messer, eine kleine verrostete Handsäge, irdene Töpfe.
    Aber nichts wies darauf hin, daß diese Gegenstände in letzter Zeit gebraucht worden waren. Alles, was Metall war, war mit einer starken Rostschicht überzogen.
    Es gab keinen Beweis dafür, daß sich in letzter Zeit jemand hier aufgehalten hatte. Man hatte die wenigen Gegenstände einfach zurückgelassen, als man den Schutz des Berges wieder verlassen hatte.
    Das alles konnte sich vor Jahren, ja vor Jahrzehnten abgespielt haben.
    Zamorra wollte die Suche für diesen Tag schon aufgeben, als ein Zuruf Marcellos ihn aufmerksam machte.
    Der junge Bergführer war inzwischen bis weit zum Gipfel des Berges vorgedrungen.
    Was er sah, konnte der Professor von seinem Standort aus nicht erkennen.
    Marcello gestikulierte mit den Armen und rief fortwährend etwas in seinem Heimatdialekt, das Zamorra nicht sogleich verstand. Er wußte nur, daß Marcello etwas wie »gelbe Erde« rief. Den Rest verstand er nicht.
    In diesem Augenblick sah Zamorra, wie auch Nicole aufmerksam geworden war. Vorsichtig pirschte sie sich seitlich den Hang hinan, in Richtung auf Marcello.
    Sie hatte ihn noch vor Zamorra erreicht, weil der Professor ein ziemlich steiles Stück des Hanges bewältigen mußte.
    Marcello zeigte aufgeregt nach vorn, als Zamorra und Nicole herangekommen waren.
    Der Professor sah mit Staunen, wie sich vor ihnen eine tief ausgehöhlte Versenkung auftat. Hier hatten Regen und Sturm in vielen hundert Jahren ein Stück aus dem Berg gewaschen und gefegt.
    Der Hang vor ihnen war ohne Grün. Kein Baum, kein Strauch, kein spärliches Gras.
    Und dann erkannten sie erst, was sich da vor ihnen auftat.
    Die lehmige Erde unter dem Felsen war stellenweise mit gelblich-weißer Kreide vermischt! Der Regen hatte alles zu einem schmutzigbraunem Brei vermengt.
    Aber es gab keinen Zweifel, daß es sich hier um Lehm und Kreide handelte!
    »Wie ist das möglich?« fragte Marcello. »Mitten im Fels solcher Erdboden? Das kann ich mir nicht vorstellen.«
    »Das ist gar nicht so schwer«, meinte Zamorra. »Nicht immer ist Waldboden durchgehend eine Mischung aus Humus und Sand. Wie wir aus der Geschichte der Erde wissen, haben sich Flüsse und Seen in Jahrtausenden, oft in Millionen von Jahren ihr Bett tief in die Felsen gegraben. Der Fluß da unten, mit dem See, den er füllt, kann gut sich einmal hier oben befunden haben. Diese Lehm- und Kreiderückstände lassen darauf schließen.«
    »Und das ist die Kreide, die Lo Sardo für seine Zeichen benutzt«, meinte Marcello.
    »Das können wir nur vermuten, aber es ist nicht unmöglich«, sagte der Professor mit Bedacht. »Es kann ja noch ganz andere Stellen geben, wo er sich dieses Material beschafft.«
    »Aber hier war jemand, vor nicht langer Zeit«, sagte Marcello. Er folgte seiner neuen Wahrnehmung, ging ein paar Schritte nach vorn.
    Der lehmignasse Boden ließ seine Füße einsinken.
    Marcello achtete nicht darauf. Er ging weiter. Er mußte Sicherheit haben.
    Und dann sah er es deutlich.
    Sofort winkte er Zamorra heran.
    »Da drüben«, sagte er nur.
    Zamorra sah zwei Dinge gleichzeitig.
    Die Fußspuren in der Lehmschicht waren nicht zu übersehen. Und er wußte sofort, daß sie ziemlich frisch waren. Nicht älter als ein paar Tage. Sonst hätte der Regen sie längst verwischt, Sonne und Wind hätten sie getrocknet.
    Es war aber deutlich zu sehen, wie sich an den Vertiefungen der Fußabdrücke Wasser gesammelt hatte.
    »Die Spur ist neu«, sagte Zamorra mit plötzlicher Spannung. »Hier ist jemand gewesen, erst vor wenigen Tagen.«
    »Lo Sardo war hier«, sagte Marcello mit Sicherheit. Zamorra spürte, wie der junge Mann vom Jagdfieber ergriffen wurde.
    »Das alles könnte reiner Zufall sein«, sagte er bedächtig. »So, wie wir uns in dieser Minute hier befinden. Auch wir würden dort drü- ben Spuren hinterlassen.«
    »Professore?« machte

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