0077 - Der Mörder aus dem Nichts
auf, in dem sich die beiden jungen Männer aufhielten, die mit dem Mädchen gekommen und dann von der Tante hinausgeworfen worden waren. Wir nahmen uns erst Lesly Ruggin vor.
Es war nicht schwer, aus ihm herauszubekommen, daß er mit der kleinen Virginia eine Liebelei angefangen hatte. Phil kam sofort auf den daraus folgenden Punkt zu sprechen.
»Ich nehme an, daß Ihr Kollege und ehemaliger Freund Fenner ebenfalls ein Auge auf das Mädchen geworfen hat.«
»Wahrscheinlich. Früher, als wir noch miteinander sprachen, fanden wir Virginia beide sehr nett.«
»Miß Virginias .Erscheinung scheint es doch darauf abgesehen zu haben, Sie bei ihr in Mißkredit zu bringen. Immer wenn sie auftauchte, benutzte sie einen Pfiff, den Sie gewöhnlich pfeifen. Halten Sie es für möglich, daß Fenner dahintersteckt? Er hätte einen Grund, Sie als Konkurrenten auszuschalten.«
»Ich habe auch schon daran gedacht«, antwortete Ruggin zögernd, »aber ich möchte Charles nicht beschuldigen.«
»Und die Sache mit Ihrem Messer?«
»Ich legte es in jener Nacht auf meinen Tisch. Es war für niemanden schwer, es an sich zu bringen.«
»Gut«, schloß ich, »hören wir jetzt Charles Fenner.«
Der zweite Student gab eine präzise Darstellung seiner Erlebnisse, aber viel war damit nicht anzufangen. Immer kam er erst an dem Schauplatz der Ereignisse an, wenn die anderen längst dort waren. Er ließ durchblicken, daß für ihn Ruggins Täterschaft feststünde.
Ich ließ Ruggin noch einmal ins Zimmer holen, ohne Fenner fortzuschicken. Ich sage Ihnen, die beiden sahen sich an, als wollten sie gleich ein paar Runden boxen, aber mit Stahlhandschuhen an den Fäusten.
»Sie sind beide Physiker«, sagte ich. »Ich glaube, Sie können beide ’ne Menge Zauber veranstalten, wenn Sie wollen, aber ich wünsche eine andere Auskunft von Ihnen. — Was wissen Sie über die Tätigkeit von Chefingenieur Cailleau?«
»Er arbeitet für die Armee«, sagte Ruggin.
Fenner antwortete: »Mit dieser Frage sind Sie bei uns an der falschen Adresse. Erkundigen Sie sich bei Professor Toomin. Er hat doch eine Zeitlang unter Cailleau gearbeitet. Er muß es am besten wissen.«
»Den Namen kennen wir schon. Er gehört zu den Freunden der Familie, nicht wahr?«
»Er wohnt draußen im Wald. Wenn Sie die Straße nach Rewstone nehmen und in den letzten Weg rechts einbiegen, kommen Sie zu seinem Haus.«
»Wir werden ihn aufsuchen. Sie beide müssen wir bitten, für einige Zeit noch in Calderwood zu bleiben. Vielleicht brauchen wir Sie noch.«
Wir machten uns auf den Weg zu dem Professor. Sein Haus lag wirklich mitten im Wald auf einer Lichtung, die früher einmal ein Garten gewesen sein mochte, jetzt aber völlig verwildert war. Vor dem Haus, einem weiß verputzten, flachen Steinbau, von dessen Wänden der Kalk bröckelte, stand ein uralter Ford.
»Sieht aus wie ein Hexenhaus«, sagte Phil, während wir meinen Jaguar neben dem Ford parkten und ausstiegen. »Als Kind habe ich mir immer vorgestellt, daß Gespenster und Räuber in solchen Buden hausen.«
Wie ein Räuber sah der Professor nicht aus, auch nicht wie ein Gespenst. Zugegeben, er wirkte ein wenig zerknittert, und das Wohnzimmer, in das er uns führte, war vollgestopft mit Büchern und rätselhaftem Gerät.
»Sie arbeiten noch, Professor?« fragte ich.
»Nein, ich vertreibe mir die Zeit. Was soll ein alter, Unnützer Pensionär sonst tun?«
»Sie wissen über die Vorgänge im Haus Cailleau Bescheid?«
»Nur das, was mir Miß Creigh erzählt hat. Es war ziemlich rätselhaft und hörte sich nach Hirngespinsten an.«
»Professor, haben Sie den Hund der Cailleaus gekannt?«
»Den dicken Bobo? Natürlich!«
»Wie standen Sie mit ihm?«
»Gut, selbstverständlich. Aber Bobo stand mit jedermann gut. Er hatte ein Kindergemüt. Selbst einem mehrfachen Einbrecher hätte er die Hände geleckt.«
»Sie kennen Mr. Cailleau?«
»Klar. Bei der Bell-Gesellschaft war er Ingenieur in meiner Abteilung. Später habe ich vorübergehend unter seiner Leitung für die Armee gearbeitet.«
»Womit beschäftigt sich Cailleau bei der Armee?«
»Mit Forschungsaufgaben.«
»Können Sie das nicht etwas genauer umreißen?«
Er lachte dünn. »Vor einiger Zeit ist einmal durch die Presse eine Wunschliste der Generalität für Erfindungen gegangen, erinnern Sie sich? Diese Liste begann mit Chemikalien, die ohne Energiequellen bei leichter Transportierbarkeit ausreichende Wärme entwickeln, um eine Armee auch im Polargebiet
Weitere Kostenlose Bücher