0077 - Der Mörder aus dem Nichts
Äther, in Alkohol, in Säure, in Lauge und in noch einigen Flüssigkeiten. Dann fuchtelte er mit allen möglichen Farbreagenzien herum. Vor unseren Augen färbten, sich die Waschflüssigkeiten in allen Farben des Regenbogens, ohne daß wir wußten, was es zu bedeuten hatte.
Der Spaß dauerte Stunden.
Schließlich zuckte auch der Chemiker die Achseln.
»Nichts Besonderes dran, Cotton. Ausgenommen Spuren von Iridium.«
»Fein, was ist das? Eine Zahnpasta? Ein Haarwaschmittel? Oder ein neuer Kaugummi typ?«
Er lachte. »Nein, es ist ein seltenes und sehr teures Metall. Kommt normalerweise im Stahl nicht vor.«
»Es muß also von außen aufgebracht worden sein?«
»So sicher kann man das nicht sagen. Es sind ganz winzige Mengen. Bei den empfindlichen Reagenzien, die wir benutzen, kann schon eine Verunreinigung der Waschflüssigkeit zu einem Ergebnis führen. — Warten Sie, wir machen noch ein Experiment.«
Er schleppte uns und seine Reagenzröhrchen zu einem Ionenmeßgerät. Der Reihe nach schob er seine Proben in die Meßkammer. Die ausgestrahlten Ionen meldeten sich nach der gleichen Methode wie bei einem Geigerzähler. Es klickte über eine Lautsprecheranlage. Die Töne wurden in einer Minuteneinheit gezählt. Bei allen Proben ging’s ruhig zu, aber bei einer Probe verstärkte sich das klickende Geräusch.
ie Anschläge erfolgten in kürzeren bständen. Wir alle hörten es.
»Bedeutet es etwas Besonderes?«, fragte ich den Chemiker.
Er nahm das Reagenzglas aus der Kammer.
»Die Probe mit dem Iridium«, stellte er fest. »Das Zeug ist ionisiert.«
»Freund, drücken Sie sich, um alles in der Welt, so aus, daß ein einfacher G-man Sie versteht!« flehte ich ihn an.
»Nun, es ist mit harten Strahlen in Berührung gekommen, hat einige dieser Strahlen geschluckt und strahlt sie jetzt wieder aus. In dieser Größenordnung können Sie den Effekt schon mit einfachen Röntgenstrahlen erreichen.«
»Also braucht man keinen Atommeiler dazu?«
»Ach, Unsinn, Cotton. Außerdem ist das alles ganz minimal. Die Leuchtziffern Ihrer Armbanduhr machen mehr Krach, wenn ich sie in die Zählkammer lege.«
»Ich fürchte«, sagte Phil traurig und schüttelte den Kopf, »wir können gar nichts damit anfangen.«
Ich konnte nur seiner Meinung zustimmen.
Es war schon dunkel, als wir aus den Laboratorien kamen. Wir fuhren zu meinem Büro hinauf.
Phil machte es sich in meinem Sessel bequem.
»Wir sollten den Tatsachen ins Auge sehen«, sagte er, während er langsam die Beine auf den Tisch legte. »Wir jagen Hirngespinsten nach, Jerry. Ein Ausbruch von Irren, der zwar nicht eindeutig geklärt ist, aber für den es immerhin mögliche Erklärungen gibt. Das war der 1. Fall. Der 3. Fall besteht aus den Gespenstergeschichten eines jungen Mädchens und aus einem toten Hund. Verbindung zwischen Fall 1 und 3 sind zwei Stückchen braunen Leirienstoffes. Gemeinsam ist bei den Fällen, daß es kein Motiv gibt. Welchen Sinn soll es haben, ein junges Mädchen so zu erschrecken, daß es sich einen Nervenschock holt? Also bleiben für beide Vorkommnisse nur Erklärungen, die man akzeptieren kann. Im Fall 1: die Leichtsinnigkeit des Wärters. Im Fall. 3: Das Mädchen ist einfach hysterisch. Denn im Fall 2, dem Raub in der Haither Bank, der immerhin das allgemeinverständliche Motiv von zwölftausend Dollar aufzuweisen hat, fehlt uns nämlich das Verbindungsglied. Niemand hat dort ein braunes Leinenstück gefunden.«
»Und trotzdem hängt das zusammen«, antwortete ich und schlug mit der flachen Hand auf den Tisch. »Wir haben…«
Das Telefon läutete. Ich nahm ab.
»Hier spricht Major Bast vom Sicherheitsdienst der Armee«, meldete sich eine tiefe Männerstimme.
»FBI-Agent Cotton am Apparat.« Beinahe hätte ich Yes, Sir! gesagt und die Hacken zusammengeschlagen, aber dann fiel mir rechtzeitig mein ziviler Status ein, und ich begnügte mich mit einem: »All right.«
»Ich bin eben mit Chefingenieur Cailleau in Calderwood angekommen. Ich hörte von Miß Creigh, daß Sie Cailleau zu sprechen wünschen. Vorher muß ich mit Ihnen reden, Cotton! Klar?«
»Klar«, antwortete ich mit höflicher Ironie. »Wohin befehlen Sie mich, Major?«
»Kommen Sie nach Calderwood heraus, wenn’s Ihnen recht ist. Ich übernachte im Haus Cailleaus.«
»Darf ich meinen Kollegen Decker mitbringen? Wir bearbeiten den Fall gemeinsam.«
Major Bast brummte unzufrieden. »Meinetwegen«, entschloß er sich endlich zu sagen.
Vorsichtig legte ich den Hörer
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