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0077 - Der Mörder aus dem Nichts

0077 - Der Mörder aus dem Nichts

Titel: 0077 - Der Mörder aus dem Nichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Mörder aus dem Nichts
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Mühe. Wissen Sie, Papa will mich in ein Sanatorium stecken lassen, und ich möchte nicht in ein solches Heilgefängnis. Darum strenge ich mich an, von selbst gesund und normal zu werden. — Sie könnten mir dabei viel helfen, Mr. Cotton, wenn Sie mir erklären könnten, wie sich alles abgespielt hat.«
    »Leider kann ich es noch nicht, Miß Virginia, aber ich hoffe, es bald zu können.«
    »Wo ist Ihr Freund, Mr. Decker?«
    »In New York. Wenn seine Bemühungen dort Erfolg haben, werden wir sicher bald klarer sehen.«
    Miß Creigh kam herein, begrüßte mich mit einem freundlichen, die Studenten mit einem süßsauren Lächeln.
    »Ich erwarte noch Professor Toomin«, erklärte sie. »Er kam heute vormittag vorbei, und ich habe ihn gleich eingeladen.«
    Man hörte die Hausklingel'läuten. »Das wird er sein«, sagte Miß Creigh. Anthony führte den Professor herein. Toomin hatte sich in einen Anzug geworfen, der eine entfernte Ähnlichkeit mit einem Smoking besaß. Er schien prächtigster Laune, küßte Ellen Creigh die Hand, tätschelte Virginia die Wange, klopfte den Studenten auf die Schulter und grinste mich fröhlich an.
    »Gehen wir zu Tisch!« sagte Miß Creigh.
    Die Studenten saßen links und rechts von Virginia. Toomin und ich hatten die Ehre, die Tante zu flankieren.
    Das Gespräch begann nur stockend.
    Praktisch wurde es von Toomin und Miß Creigh bestritten. Sie unterhielten sich über irgendwelchen Stadtklatsch.
    Ziemlich überraschend nahm der Professor dann mich aufs Korn.
    »Was machen die Nachforschungen, Mr. Cotton?«
    »Vorläufig sehen wir noch kein Land.«
    »Los, erzählen Sie uns, was Sie vermuten, Mr. G-man. Ich denke, das dürfte für alle interessant und sicher sehr spannend sein.«
    Ich wollte nicht, aber als auch das Mädchen Virginia in die Aufforderung Toomins einstimmte, dachte ich, ich könnte zumindest mal sehen, was sie alle, die hier am Tisch saßen, für Gesichter machten.
    »Die Sache fängt eine gute Zeit vor den Ereignissen an, die sich hier bei Ihnen abgespielt haben«, sagte ich. »Ohne das, was Ihnen widerfahren ist, Miß Virginia, leichtnehmen zu wollen, so muß ich doch sagen, daß das FBI sich deswegen nicht bemüht hätte, wenn nicht eben die vorausgehenden Ereignisse uns aufmerksam gemacht hätten.«
    Ich nahm einen Schluck vom Wein und fuhr fort.
    »In New York gibt es eine Anstalt, die offiziel States Sanatory for Mental Disorder heißt. In dieser Anstalt…«
    Etwas klirrte. Miß Creigh stieß einen kleinen Schrei aus. Professor Toomin hatte sein Weinglas umgestoßen.
    Ich beugte mich vor, um sein Gesicht zu sehen. Es war weiß, und die Nase schien klein und spitz geworden zu sein. Zitterten seine Lippen?
    Auch Virginia Cailleau mußte diese Veränderung gesehen haben.
    »Was ist Ihnen, Professor?« rief sie. »Sie sind ganz bleich geworden. — Das alles wegen des kleinen Unglücks?«
    »Ja, entschuldigen Sie«, stammelte er. »Ich — ich bin alt und nicht mehr an Gesellschaften gewöhnt.« Er fing sich und kicherte dünn.
    Die Tante lächelte süßsauer, rief Anthony und gab ihm den Auftrag, ein neues Tischtuch aufzulegen. Das Umdecken nahm einige Zeit in Anspruch.
    Draußen war es inzwischen dunkel geworden.
    »Soll ich fortfahren?« fragte ich, als wir wieder am Tisch saßen.
    »Erst wollen wir alle unsere Weingläser aus der Reichweite rücken!« rief Virginia.
    Die Studenten lachten. Miß Creigh öffnete den Mund, um etwas zu sagen, aber dann stockten ihr die Worte in der Kehle, denn von der Terrasse her ertönten drei Pfiffe, eine bestimmte Melodienfolge.
    Ich saß so, daß ich der Terrasse den Rücken zukehrte und Virginia und den beiden Studenten in die Gesichter blickte.
    Auf den Wangen des Mädchens erschienen kreisrunde hektisch-rote Flecken. Ihre Augen waren starr geradeaus gerichtet.
    Ich drehte mich samt dem Stuhl um, und noch bevor ich die Bewegung beendet hatte, erklangen die drei Töne noch einmal.
    Ich sah die Terrasse, erhellt von dem Licht, das im Wohnraum brannte, und von diesem Schein scharf abgegrenzt gegen den dunklen Park. Obwohl es keinen Zweifel daran gab, daß der Pfiff auf der Terrasse ausgestoßen worden war, sah ich niemanden im Lichtkreis.
    »Das…« sagte ich. Mehr brachte ich nicht über die Lippen, denn in diesem Augenblick fiel ein kleines Stück braunen Stoffes auf den Boden. Es fiel genau auf die Grenze zwischen dem Parkettboden des Wohnraums und den Steinplatten der Terrasse. Es fiel aus dem Nichts, und nun lag es da, ein

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